Der Zufall wollte es, dass unsere Gastgeber heute in Downtown zu tun hatten, und so beschlossen wir, mit ihnen zu fahren. Seit dem letzten Besuch vor knapp drei Jahren hat sich einiges verändert, neue Gebäude sind dazu gekommen, andere verschwunden. Die Gegend entwickelt sich mehr und mehr zum Wohngebiet, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, es gibt neue Parks und Supermärkte, aber auch immer noch jede Menge wunderschöne Beaux Arts- und Art Deco-Gebäude, die viel Charme besitzen, aber leider vollkommen baufällig sind. Die alten Theater und Kinopaläste stehen leer oder wurden in Billigläden umgewandelt, der Putz bröckelt, und mancherorts hat man das Gefühl, in Havanna zu sein, so runtergekommen wirkt alles.
Downtown hat viele unterschiedliche Districte, die alle für etwas berühmt sind: Textilien zum Beispiel, Blumen, Spielzeug oder Mode. Hier reiht sich Laden an Laden, manchmal so groß wie ein halber Häuserblock, randvoll mit Kunst und Krempel und jeder Menge Kinkerlitzchen. Ein Paradies für Bummler und Stöberer. Viele Einheimische kommen her, weil die Sachen wesentlich günstiger sind als anderenorts, und man kann eigentlich immer irgendetwas finden.
Nachdem unsere Gastgeber alles erledigt hatten, schlugen sie vor, in Chinatown essen zu gehen. Yang Chow an North Broadway gilt als eines der besten chinesischen Restaurants der Stadt, was man dem Laden nicht ansieht, so unscheinbar wirkt er, vielleicht sogar ein bisschen schäbig. Aber an den Wochenenden ist es hier proppevoll und geben sich sogar bekannte Sportgrößen die Klinke in die Hand. Unter der Woche war es aber kein Problem, einen Platz zu bekommen.
Wir waren schon ein paar Male chinesisch essen in den USA, darunter in San Francisco, wo es einige sehr gute Restaurants gibt. Doch das Essen hier war um Klassen besser. Alles, was wir bestellt hatten, war mehr als nur gut. Zum Auftakt gab es eine Scharf-sauer-Suppe, gefolgt von Hähnchen mit Cashews, Auberginen mit Knoblauch und der Spezialität des Hauses: Slippery Shrimps. Letztere werden zuerst paniert und gebraten und dann in einer süßlichen Sauce serviert, in die man sich reinlegen möchte. Und wer es versteht, sogar aus den eher geschmacklosen Auberginen eine Delikatesse zu zaubern, hat seinen Ruf definitiv verdient. Auf jeden Fall ein Restaurant, das wir in Zukunft häufiger aufsuchen werden.
Den Nachmittag über waren wir mit Verdauen beschäftigt und mit einigen Einkäufen für unsere Wanderung. Ein paar Tage noch, dann geht es endlich los!