Manchmal weiß man einfach nicht, was man sich nach einem anstrengenden Tag anschauen soll. Im privaten oder öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist die Auswahl ohnehin meist bescheiden, aber daneben gibt es ja noch Pay-TV und Streamingdienste mit einem – leider meist unübersehbaren – Angebot. Empfehlungen der Anbieter helfen, sorgen aber mitunter für Erheiterung, wenn etwa der Neffe, der einmal zu Besuch war und sich eine Kinderserie angesehen hat, dafür sorgt, dass nun lauter Animationsstreifen in der personalisierten Liste auftauchen.
Schwierig wird es auch, wenn man gezielt nach älteren Filmen sucht, die man gerne wiedersehen möchte. Bislang ist mir dies nicht ein einziges Mal gelungen, weil sich die Produktion nicht im Angebot befindet – oder gegen eine Zusatzgebühr entliehen werden kann. Dann kann ich mir meist auch gleich die DVD zulegen.
Aber zurück zu dem anstrengenden Tag und der Frage: Was gucke ich heute? Übrigens die zweitnervigste nach: Was esse ich heute? Manchmal muss man einfach eine Weile im Archiv stöbern und das ImdB-Fenster offen lassen, und dann staunt man, wie viele Filme es gibt, von denen man noch nie gehört hat. Meistens spielen in ihnen die Schauspieler mit, von denen man auch schon lange nichts mehr gehört hat. Gelegentlich findet man dabei sogar etwas, das eine gute Bewertung bekommen hat und sich nach einer spannenden oder doch wenigstens interessanten Geschichte anhört. So wie:
Odd Thomas
Odd Thomas (Anton Yelchin) kann Geister sehen, die zwar nicht sprechen, ihm aber manchmal dennoch helfen können. Bei der Jagd nach ihrem Mörder beispielsweise. Der Sheriff (William Dafoe) weiß von seiner Gabe und nutzt sie, auch wenn seine Kollegen Odd seltsam finden. Neben Geistern sieht Odd auch gruselige Dämonen, die sich am Leid der Menschen laben und gerne auftauchen, wenn etwas Schlimmes passiert. Und eines Tages sieht Odd Hunderte von ihnen in seiner Kleinstadt …
Wer sich jemals gefragt hat, was aus dem Jungen in The Sixth Sense geworden sein könnte, bekommt hier eine mögliche Antwort darauf. Odd ist ein Einzelgänger, der gerne in seiner idyllischen Heimatstadt im Südwesten lebt. Nur wenige wissen von seiner Gabe, darunter auch seine Verlobte Stormy (Addison Timlin), die ihm bei seinen Ermittlungen hilft. Die Story wirkt ein wenig wie eine überlange Folge von Ghost Whisperer, die man mit einer Detektiv-Geschichte aus den Vierzigern gepaart hat. Was grundsätzlich keine schlechte Kombination ist.
Stephen Sommers, der nicht nur Regie geführt, sondern auch das Buch nach einer Vorlage von Dean R. Koontz geschrieben hat, hat bekanntlich ein Faible für actionlastige Filme, die mehr auf Effekte als auf Logik setzen. Und selbst die Effekte sind in diesem Fall nur teilweise gelungen. Der Look ist insgesamt jedoch nicht schlecht, einige Szenen sind sogar relativ drastisch, und der Showdown ist auch sehenswert – sogar wenn man die überraschende Wendung zum Schluss schon lange vorausgeahnt hat.
Am schlimmsten sind allerdings die Dialoge und besonders die überflüssigen und letztlich nervtötenden Off-Kommentare des Helden, der gerne beschreibt, was er gerade tut oder woran er denkt. Da kann man wirklich froh sein, dass wenigstens die Geister ihre Klappe halten …
Insgesamt kein richtiges Ärgernis, aber bei weitem nicht so unterhaltsam wie gedacht.
Note: 4+