Der Sieg dieses Films war eine der großen Überraschungen in der Oscarnacht, denn dass Spotlight die Trophäe für den besten Film mit nach Hause nehmen würde, hätte keiner so recht gedacht. Dabei ist die Wahl nur folgerichtig, wenn man bedenkt, welch große Auswirkungen die reale Geschichte hatte und immer noch hat. Außerdem passte die Entscheidung perfekt zum beinahe schon übertrieben politisch korrekten Oscar-Abend. Und ein verdammt guter Film ist es auch …
Spotlight
2001 übernimmt Marty Baron (Liev Schreiber) den Job als Herausgeber des Boston Globe. Auf seine Anregung hin geht die Spotlight-Redaktion, die sich auf rechercheintensive und gesellschaftlich relevante Stoffe spezialisiert hat, dem Vorwurf nach, dass die katholische Kirche Priester, die des Kindesmissbrauchs beschuldigt werden, vor juristischer Verfolgung schützt und sie in andere Gemeinden versetzt. Keine leichte Aufgabe in einer Stadt, in der Katholiken den Ton angeben …
Immer wieder wird die katholische Kirche seit Jahren von Missbrauchsskandalen erschüttert. Hier liegen die Anfänge, und die Art und Weise, wie die Reporter, gespielt von Rachel McAdams, Mark Ruffalo und Michael Keaton, Schicht für Schicht die Verflechtungen zwischen Justiz, Kirche und Polizei aufdecken, hat durchaus etwas von einem Krimi. Der Film erinnert in seiner Machart stark an Die Unbestechlichen von 1976 und ist im besten Sinne altmodisch.
In erster Linie ist es jedoch sein Thema, das berührt und für Aufmerksamkeit sorgt, und es ist den Machern in höchstem Maße zugute zu halten, dass sie es nicht für ihre Zwecke ausnutzen oder reißerisch oder melodramatisch ausschlachten. Die Story wird weitgehend emotionslos und sachlich erzählt, mehr wie eine Dokumentation als ein Spielfilm, und auch das macht ihren Reiz aus. Obwohl es keine einzige spannende oder aufregende Szene gibt, ist man von Anfang bis zum Ende gefesselt und keine Sekunde gelangweilt. Im Gegenteil, je länger der Film dauert, desto faszinierender wird er.
Note: 2