Kein Tag am Meer

Seit es auch in Deutschland relativ einfach ist, einen Bagel zu bekommen, hat mein Verlangen danach deutlich abgenommen. Immerhin gibt es hier deutlich mehr Sorten, zum Beispiel solche mit Erdbeerstückchen darin oder mit Zwiebel-Käse-Geschmack. Die Amerikaner lieben die Abwechslung und versuchen sich an immer neuen Experimenten. Vor einigen Jahren wurde etwa die Pluto erfunden, eine Kreuzung zwischen Pflaume und Nektarine, die es mittlerweile auch bei uns daheim zu kaufen gibt, Jetzt wurde eine neue Kreuzung auf den Markt gebracht: Aprikose und Pflaume; schmeckt sehr süß und saftig und wird es hoffentlich bald zu uns schaffen.

Die letzten Tage war es so heiß, dass wir beschlossen, an den Strand zu fahren. Doch ausgerechnet heute war es den ganzen Tag lang diesig, zumindest an der Küste, weiter im Landesinnern war es wieder warm und sonnig. Statt uns in die Wellen zu stürzen haben wir einen Ausflug die Küste entlang gemacht. Die Gegend hier erinnert an Südfrankreich und Italien um Neapel herum und ist traumhaft schön.

Ich liebe es, einfach aus dem Fenster zu sehen und die Eindrücke auf mich wirken zu lassen: Mit der Wirtschaft scheint es endlich wieder bergauf zu gehen, zumindest gemessen an der Zahl der Baustellen. Wobei es mich auch nach all den Jahren immer noch wundert, wie hierzulande Häuser gebaut werden, all das Sperrholz und die dünnen Balken – solide ist das nicht. Und dann die Werbung allüberall. Ein Maler wirbt für seine Firma, indem er ein Foto von sich (sonnenverbranntes Gesicht) und seinem Hund (depressiv) auf die Tafel drucken lässt. Und Zähneziehen kostet nur 45 Dollar pro Stück. Immerhin haben viele Amerikaner immer noch keine oder nur eine unzureichende Krankenversicherung. Am besten gefiel mir aber der junge Mann in seinem aufgemotzten US-Schlitten, dessen Bass so laut gewummert hat, dass mein Sitz in einen Massagestuhl verwandelt wurde…

Der Rest des Tages verlief ereignislos. Ein bisschen bummeln und dann ein Besuch bei Islands. Wieder hawaiianisch, könnte man sagen, schließlich stammen die Idee und das Motto aus dem Hawaii der Sechziger: ein guter Ort, um abzuhängen und die Westküsten-Küche zu genießen. Wir lieben die Maui-Burger mit Guacamole und Bacon, und die Tortillasuppe (die wie die Softdrinks immer wieder nachgefüllt wird) schmeckt auch hervorragend und kann den mexikanischen Einfluss nicht verleugnen. Später werden wir dann noch Breaking Bad vom Sonntag nachholen; kein aufregender Tag, aber sehr geruhsam.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2013 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.