Am Wochenende ist es wieder soweit: Die Oscars werden verliehen. Falls ich in jener Nacht nicht zufällig an Schlaflosigkeit leiden sollte, werde ich wohl darauf verzichten und mich mit dem Zusammenschnitt am nächsten Tag begnügen. Dieser hat zumindest den Vorteil, dass einem die langweiligen Danksagungen erspart bleiben und es nicht so viele Werbeunterbrechungen gibt.
Wie jedes Jahr gebe ich eine kleine Prognose ab, konzentriere mich allerdings auf die wichtigsten Kategorien und lasse die weg, von denen ich noch weniger verstehe als von den anderen. Außerdem macht es auch keinen Sinn, zum Beispiel den Sieger bei den Dokumentar- oder Kurzfilmen vorherzusagen, wenn man nicht einmal weiß, worum es in den Produktionen überhaupt geht.
Beste Original-Musik: wäre diese Kategorie nicht so wichtig, würde ich auch sie weglassen, denn ich habe keine Ahnung. Von Musik verstehe ich ungefähr so viel wie von höherer Mathematik. Da Ennio Morricone nie einen Oscar bekommen, aber viele unvergessliche Melodien geschaffen hat, tippe ich auf ihn. Verdient hätte er es.
Bester Song: in der Regel gewinnt der Song, den ich am fürchterlichsten finde, nur kann ich mich hier nicht zwischen Writing’s On the Wall und Til It Happens to You entscheiden. Ich tippe mal auf den Titelsong von Spectre, da er – warum auch immer – den Globe bekommen hat.
Bester Schnitt: Mad Max – Fury Road wird bei den technischen Kategorien wohl vorne liegen.
Beste Kostüme: Sandy Powell für Cinderella, obwohl sie auch für Carol gewinnen könnte.
Beste Ausstattung: auch hier tippe ich auf Mad Max – Fury Road, schon allein wegen der ausgefallenen Fahrzeuge.
Beste Kamera: Emmanuel Lubezki hat zwar schon in den letzten beiden Jahren gewonnen, war aber wieder einmal herausragend.
Bester animierter Film: das sollte Alles steht Kopf sein.
Bester fremdsprachiger Film: im Zweifel ist ja immer das Holocaust-Drama, heuer also Son of Saul.
Bestes Original-Drehbuch: keine leichte Wahl, aber da es in diesem Jahr keinen klaren Favoriten gibt, wird dies wohl einer der „Anerkennungspreise“ sein, in diesem Fall für Spotlight.
Beste Drehbuch-Adaption: auch nicht ganz einfach, zumal ich nur zwei Filme gesehen habe, aber The Big Short war so gut und hat eine schwierige Materie auf anschauliche und unterhaltsame Art und Weise vermitteln können, dass er meiner Meinung nach gewinnen sollte.
Beste Nebendarstellerin: da ich keinen einzigen der Filme gesehen habe, muss ich raten. Kate Winslet hat den Golden Globe bekommen, besitzt aber schon einen Oscar. Daher tippe ich auf die entzückende und talentierte Alicia Vikander.
Bester Nebendarsteller: hier gilt Sylvester Stallone als gesetzt.
Beste Hauptdarstellerin: auch hier kenne ich keinen der fünf Filme und schließe mich der allgemeinen Vermutung an, dass es Brie Larson wird.
Bester Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio, alles andere wäre unfair.
Beste Regie: wenn es gerecht zuginge, müsste ihn George Miller erhalten, der einen temporeicheren und aberwitzigeren Film gedreht hat als die gesamte jüngere Regie-Generation zusammengenommen, aber es wird wohl Alejandro G. Iñárritu, der diesmal einfach „dran ist“.
Bester Film: auch hier denke ich, dass The Revenant – Der Rückkehrer das Rennen machen wird, weil es einfach eine gute Wahl für die breite Mehrheit ist.
Alles in allem dürfte meiner Einschätzung nach The Revenant – Der Rückkehrer mit vier Hauptpreisen (zählt man jenen für Kamera hinzu) der Sieger der Herzen sein, während Mad Max – Fury Road dank der „technischen“ Oscars vielleicht die meisten Trophäen einheimsen könnte. Der Rest wird gerecht verteilt unter den übrigen Produktionen. Aber wer weiß – vielleicht erwartet uns am Wochenende ja noch die eine oder andere Überraschung?