„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“, so lauten die ersten Zeilen eines erstmals 1884 nachgewiesenen, deutschen Volksliedes. So alt ist Hollywood noch nicht, dennoch lassen sich diese Zeilen hervorragend auf das Verhalten der Verleiher übertragen. Im März werden die ersten bewusst angelegten Blockbuster ins Rennen geschickt. In den letzten Jahren hat vor allem Disney mit all seinen Realverfilmungen dem Monat ein Gesicht verliehen, aber auch andere Studios haben schon lange erkannt, dass der Sommer nicht alles ist. In diesem Jahr, mit Ostern und Spring Break zur Unterstützung, hat vor allem ein Studio Großes vor. Von welchem Film hier wohl die Rede ist?
Wochenende 10 vom 4. – 6. März 2016
- In den letzten Jahren gehörte der März voll und ganz den Animationsexperten von Dreamworks Animation. Da „Kung Fu Panda 3“ wegen des frühen Startes in China in den Januar vorgezogen wurde, blieb „Zoomania“ als alleiniger Anwärter auf die Märzkrone des Familienfilmes zurück. Wegen der Doppelbelegung seitens Pixar im vergangenen Jahr, warten Fans der Disney Animation Studios nun schon über ein Jahr auf einen weiteren Coup aus der einst fast vergessenen Animationsschmiede. Während sich Pixar auf der Suche nach seiner früheren Identität befindet und gerade einen herben Schlag mit dem enttäuschenden Abschneiden von „Der gute Dinosaurier“ hinnehmen musste, erfindet sich die Mutter der Animationsstudios mit jedem Film neu und der Erfolg gibt Disney recht. „Zoomania“ wird dort keine Ausnahme darstellen. Der Termin ist hervorragend, die Ferien sind in Reichweite und Konkurrenz wird es erst Mitte April aus den eigenen Reihen geben. Erste Ergebnisse aus Europa und Südamerika sind rekordverdächtig, der Trailer wurde fleißig geklickt und der vielschichtige Humor sollte auch bei Erwachsenen gut ankommen. Vielleicht reicht es am Ende sogar, „Frozen“ den hausinternen Startrekord abzufuchsen. $80m/$325m würden dem März einen mehr als starken Auftakt bescheren.
- 3 Jahre ist es nun her, dass „Olympus Has Fallen“ im Duell der White House-Thriller als überraschender Sieger hervorging. Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses war sicher der frühere Starttermin, ein anderer die, im Vergleich zu „White House Down“, kompromisslosere Action. Kompromisslose R-Rated-Action erwartet den Zuschauer auch diesmal wieder, nach Nordkorea, darf nun wohl die arabische Welt in die Fußstapfen des Bösewichtes treten. (Kleine Wette, bei Erfolg darf 2019 dann Russland ran) Zumindest das Setting scheint beim Sequel glaubwürdiger, sicher ein Vorteil, auch wenn die Zuschauerreaktionen und die Laufzeit darauf hindeuten, dass sie an Teil 1 nicht allzu viel auszusetzen hatten. „London Has Fallen“ ist der erste pure Actionfilm des Jahres und sollte so für die Zielgruppe grundsätzlich interessant sein. Für ein Sequel sind die Reaktionen online jedoch noch überschaubar und auch das London-Setting könnte für Verluste im Vergleich zum Vorgänger sorgen. Ein Lösegeld von $20m/$55m wären aber auch nicht von schlechten Eltern.
- Tina Fey hat gerade erst einen der größten Hit ihrer Karriere gelandet, da ist sie, nur 4 Monate später, schon wieder auf den Kinoleinwänden zu sehen. Selbstverständlich in einer Komödie. Einer Kriegskomödie, um genau zu sein. Whiskey Tango Foxtrot (oder kurz WTF) ist die filmische Aufarbeitung der Erlebnisse der amerikanischen Journalistin Kim Barker, die diese bereits im Buch „The Taliban Shuffle: Strange Days in Afghanistan and Pakistan“ niedergeschrieben hatte. Für Paramount ist es die Chance, die Enttäuschung „Zoolander 2“ zu kompensieren und wenn man auf das restliche Lineup des Jahres 2016 schaut, dann stellt man fest, dass der Verleih jeden Hit gebrauchen kann. Tina Fey ist ein Comedy-Draw, keine Frage und auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen. Ob der sarkastische und im Trailer eher spärlich gestreute Humor allerdings so massenkompatibel ist, wie der ihrer Vorgängerfilme, bleibt zu beweisen. Der überfüllte Starttermin scheint nicht optimal gewählt, deswegen erwarte ich eher vorsichtige $10m/$33m.
- Das Horrorgenre ist mit seinen geringen Budgets meist eine sichere Investition für die Studios, kein Wunder, dass es mittlerweile wieder ein fester Bestandteil der Kinolandschaft geworden ist. Im Jahr 2016 ist es bereits Beitrag #4. Nun hat Fox in jüngster Vergangenheit nicht das beste Händchen für das Genre gezeigt und auch für „The Other Side of the Door“ sehen die Vorzeichen nicht allzu vielversprechend aus. Viele Terminverschiebungen, eine davon erst vor 3 Wochen, der Trailer bei Youtube ist eher ein Ladenhüter und kommt mit den 3 meistgeklickten Videos nicht einmal auf 1 Mio views. Er ist zwar ansehbar, aber bisher sieht es nicht so aus, als würde der Verleih große Hoffnungen in den Release legen. Wenn überhaupt, dann wird der Film wohl nur ganz knapp einen breiten Start (600 Kinos) erhalten. Angesichts des sowieso schon vollen Wochenendes wird der Film wohl nur schwer über $3-4m hinauskommen.
Wochenende 11 vom 11. – 13. März 2016
- Fast 9 Jahre ist es nun her, dass einer der effektivsten und besten Trailer aller Zeiten ganz plötzlich und ohne Vorankündigung die Leinwände eroberte und anschließend die Onlinewelt in Aufruhr versetzte. Damals schlicht als „01-18–08“ betitelt, heute allen als „Cloverfield“ bekannt, landete Mysterykönig und Produzent J.J.Abrams einen Überraschungserfolg. Von da an gab es für Abrahams nur eine Richtung auf der Erfolgsleiter. Der ähnlich angelegte und vermarktete Streifen „Super 8“, bei dem der Chef persönlich Platz auf dem Regiestuhl nahm, war nur ein weiterer Meilenstein. Nachdem er sich nun selbst als Regisseur des erfolgreichsten Filmes aller Zeiten bezeichnen kann, legt man mit „10 Cloverfield Lane“ nun kein Sequel, sondern einen „Blutsverwandten“ des Originals nach. Was auch immer das bedeuten mag. Tatsächlich ist es wohl so, dass das Drehbuch der $5 Mio.-Produktion erst nachträglich das Cloverfield-Treatment bekam, nämlich nachdem Paramount die Rechte daran gekauft hatte. Viel erwarten sollte der Zuschauer bei diesem Budget nicht, besonders im Hinblick auf Monster Eye-Candy. Der Trailer hatte meines Erachtens auch bei weitem nicht die Durchschlagskraft, die einst Cloverfield erreichen konnte. Das zeigen auch die eher zurückhaltenden Reaktionen im Internet. Ein Erfolg wird es angesichts des Budgets werden, aber ich glaube nicht an den große Wurf, den Paramount sich vermutlich erhofft und auch bitter nötig hätte. $20m/$45m
- Sacha Baron Cohen hat der Welt schon die ein oder andere kontroverse Komödie geliefert, das wird sich auch mit „Der Spion und sein Bruder“ kaum ändern. Man hat schon von recht plastischen Szenen gehört, die es nicht einmal in den Trailer geschafft haben. Man wird sehen…oder auch nicht. Nach „Borat“, „Brüno“ und „Der Diktator“ scheint hier aber erstmals eine „echte“ Komödie entstanden zu sein, bei der keine spezielle Figur Cohens im Vordergrund steht. Eine derbe Buddy-Action-Spionage-Komödie also. Da sollte doch eigentlich nichts schiefgehen? Tja, im sonst immer recht erfolgreichen Heimatland Cohens reichte es nur für einen recht durchwachsenen Start und auch in Sachen Trailerviews sieht es bisher doch recht verhalten aus. Trotz recht prominenter Besetzung, übrigens dank Louis Leterrier („The Incredible Hulk“, „Now you see me“) auch auf dem Regiestuhl, könnte es der Film schwer haben und mit $12m/$35m als der schwächste Film Cohens in die Geschichtsbücher eingehen.
- „Easter is coming“, anders kann man sich die Schwemme der glaubensbasierten Filme nicht erklären. Nach „Auferstanden“ folgt nun eine weitere historische Aufarbeitung des Lebens von Jesus Christus. Diesmal beleuchtet man in „Der junge Messias“ das Leben Jesus im Kindesalter. Das Drehbuch basiert auf der von Anne Rice verfassten „Christ the Lord“-Buchreihe, die entstand, nachdem die Autorin ihren verlorenen Glauben wiederfand. Mittlerweile hat sich das aber schon wieder erledigt und die Dame hat sich erneut vom christlichen Glauben abgewandt, weshalb es interessant werden wird, inwiefern das beim Publikum eine Rolle spielen wird. Focus Features wird sicher alles dafür tun, es nicht an die große Glocke zu hängen. Der Trailer ist wenig aussagekräftig und wird auch eher verhalten geklickt Nachdem ich mich im vergangenen Monat mit „Auferstanden“ schwer verschätzt habe, lasse ich es diesmal etwas ruhiger angehen und schiele eher auf die nächste Woche, wo schon der nächste religiös angehauchte Kandidaten bereits in den Startlöchern steht. Interessant wird hier sowieso nur sein, ob Sean Bean bis zum Ende durchhalten wird. $9m/$27m
- Oh Schreck, was hat sich denn da mit „The Perfect Match“ auf den Startplan geschlichen. Doch nicht etwa eine Rom-Com? Sie lebt also noch, auch wenn der Trailer eher wie eine lebenserhaltende Maßnahme wirkt. Angeführt wird der Cast von Paula Patton, die in der Vergangenheit schon einige Erfolge mit auf ein afro-amerikanisches Publikum zugeschnittenen Filmen feiern konnte, zuletzt hauptsächlich eben in romantischen Komödien. Lionsgates letzte Zusammenarbeit mit Regisseur Billy Woodraff war nicht von allzu großem Erfolg geprägt, vermutlich auch wegen eines sehr limitierten Starts. Um „The Perfect Match“ ist es noch verdächtig ruhig, weswegen sich die Frage stellt, ob an einem erneut sehr vollen Wochenende überhaupt viele Leinwände übrig bleiben, auf denen der Film gezeigt werden kann, weswegen ich erstmal von recht skeptischen $6m/$15m ausgehe.
Wochenende 12 vom 18. – 20. März 2016
- Das in den letzten Jahren sehr populär gewordene „Young Adult“-Genre eilt schweren Zeiten entgegen. „Hunger Games“ ging mit einem Dämpfer zu Ende, „Maze Runner“ gab schon mit Teil 2 deutlich nach und andere kamen erst gar nicht über mehr als einen Teil hinaus. Auch die „Divergent“-Reihe kam nach dem überraschenden Auftakt mit „Insurgent“ nicht mehr an den Erfolg des Erstlings heran. Keine guten Vorzeichen für Teil 3.1, „Die Bestimmung – Allegiant“. Ja, tatsächlich, auch wenn der Verleih das wohl gerne im Nachhinein ändern würde, bekam auch diese Reihe das fast schon genretypische, zweigeteilte Finale, das sich zuletzt bei „Mockingjay“ als kleiner Fehlschlag herausgestellt hatte. Nun muss man die Reihe also noch irgendwie zu Ende bringen, die Aussichten sind aber eher durchwachsen. Die Onlinaktivität ist im Vergleich zum Vorgänger dramatisch zurückgegangen, die Trailerklicks sind bedenklich niedrig und die mangelnde Qualität des Vorgängerfilmes war natürlich auch nicht förderlich. Dazu folgt zwar das besucherfreundliche Osterwochenende, aber mit „Batman vs. Superman“ auch ein Monsterstart, weswegen dem Franchise schwere Zeiten bevorstehen könnten. Die Fans werden den Film auf mäßige $34m/$85m tragen.
- Aller guten Dinge sind Drei. Im Fall von „Miracles from Heaven“ dürfte das wirklich so sein, denn der Film hat mit Abstand die besten Aussichten unter den religiösen Filmen, die in diesem Frühjahr in die Kinos drängen. Für Tristar hat sich das Genre zu einer kleinen Goldgrube entwickelt, „Soul Surfer“, „Heaven is for real“, „War Room“ und wie sie alle heißen, waren zuletzt Garanten für Erfolg. Ähnlich wie vor 2 Jahren „Heaven is for real“, ist auch „Miracles from Heaven“ eine Buchverfilmung, diesmal sogar die Verfilmung einer wahren Geschichte. Kein Wunder, dass man an diesem Rezept festhält und nun auch in Sachen Besetzung nochmals nachlegt. Mit Jennifer Garner und Queen Latifah hat man 2 Namen eingestellt, die in der Vergangenheit durchaus Erfolge feiern konnten. Gerade Jennifer Garner konnte sich zuletzt mit erfolgreichen Familienfilmen positionieren.
Eine Woche, bevor ihr noch-Ehemann Ben Affleck das Batmobil besteigt, bekommt Garner nun also die Chance vorzulegen. An den Kassen wird es natürlich ein klares Rennen geben, aber „Miracles from Heaven“ hat durchaus das Potential, in der Erfolgswahrnehmung als Sieger hervorzugehen. Sollte das nicht klappen, dann bliebe noch immer der Beliebtheitswettbewerb, den Garner haushoch für sich entscheiden würde. Laut Sony hat der Film sämtliche Trailer-Rekorde für glaubensbasierte Filme gebrochen, warum sollten da nicht hervorragende $28m(5T)/$90m eingespielt werden?
Wochenende 13 vom 25. – 27. März 2016
- Es ist angerichtet. Das heißersehnte erste echte Blockbusterwochenende des Jahres steht vor der Tür. Aufregung macht sich breit, denn kein geringerer als der Superheld, der die Comicrevolution schaffte, bekommt sein Leinwandcomeback. Schneller als erwartet, sollte man meinen, vor allem angesichts des problematischen Schnellschusses, den sich die Konkurrenz leistete und der sich „The Amazing Spiderman“ nannte. Aber auf den Schultern von Batman lastet nicht weniger als die Zukunft der DC-Comichelden, der „Justice League“. Um halbwegs mit Marvel mithalten zu können, geht man das Risiko nun also ein und ersetzt in „Batman vs. Superman: Dawn of Justice“ Christian Bales ikonische Figur durch…Ben Affleck. Angesetzt wird dort, wo Zack Snyder mit „Man of Steel“ bereits den Grundstein legte. Eine weitere, optisch beeindruckende Materialschlacht im typischen Snyder-Stil ist zu erwarten. Wie für Snyder-Filme üblich, sind die Onlineaktivitäten hervorragend, die Trailerklicks durch die Decke und dennoch lässt mich das Gefühl nicht los, dass das Publikum, anders als bei den familienfreundlichen Avengers, etwas begrenzter ist. Die gespaltene Haltung zu Ben Affleck, der seinen Ruf nach harter Arbeit gerade erneut ruiniert hat, wird dem Film keine große Hilfe sein. Dazu kommen die riesigen Fußstapfen, die Nolans Batman hinterlassen hat und die es zu füllen gilt. Die Snyder-Fans werden den Film lieben und hypen, ich glaube aber, dass es nicht zu Rekorden reichen wird. Vielleicht gar nicht einmal zum Osterrekord. $150m/$330m
- Der Boxoffice-Run von „My Big Fat Greek Wedding“ im Jahre 2002 ist eine der unglaublichsten Kino-Geschichten aller Zeiten. In gerade einmal 100 Kinos gestartet, spielte der Film gigantische $241m ein, ohne jemals in mehr als 2000 Kinos gelaufen zu sein. Schreit eigentlich nach Sequel? Und tadaa, nur 14 Jahre später ist es soweit. Der Originalcast hat sich zusammengefunden, um es mit „My Big Fat Greek Wedding 2“ noch einmal allen zu beweisen. Der Starttermin ist als Gegenprogramm zu „Batman vs. Superman“ gut gewählt, „Mamma Mia“ oder „Sisters“ sind nur 2 Beispiele, wie man als Frauenfilm neben einem Blockbuster hervorragend koexistieren kann. Die Trailerklicks sind erfreulich zahlreich, dies galt aber zuletzt auch für den enttäuschenden „Zoolander 2“, der jedoch ein etwas anderes und onlineaffineres Publikum ansprach. Für Frauen gab es schlicht noch nicht viel zu sehen in diesem Jahr, schon gar nicht für die etwas ältere Generation und erst Ende April stünde mit „Mother’s Day“ wieder Konkurrenz an. Genügend Zeit also, für einen hohen Multiplikator und $17m/$75m
2 Filme werden im März Blockbusterstatus erreichen und zwar deutlich. Auch einige andere Filme sind zumindest nicht aussichtslos, die Barriere zu durchbrechen. Es scheint ein guter März zu werden, dem es eventuell ein wenig am Mittelfeld fehlen wird, aber die Verteilung kann manchmal eben nicht beeinflusst werden. Der März wird mit einem Knall starten und auch wieder abschließen, so viel scheint sicher. Es ist wieder für jeden etwas dabei, für manche Zuschauergruppen mehr, für manche weniger, aber es muss am Ende niemand von sich behaupten, nicht eingeladen worden zu sein. Mögen sie auch in diesem März zahlreich kommen, die Trailer der großen Sommerblockbuster möchten alle noch einmal gesehen werden.