Mozart in the Jungle

Die Golden Globes brachten es an den Tag: Es gab in diesem Jahr nicht nur einige Überraschungen bei den Preisen, sondern auch etliche mir bis dato unbekannte Filme und Serien zu entdecken. Wenn man in der Branche tätig ist, versucht man natürlich, sich über aktuelle Projekte zu informieren, aber angesichts der immer noch weiter zunehmenden Menge an Produktionen ist das beinahe unmöglich. Aus diesem Grund kann man dankbar sein, wenn man hin und wieder auf interessante Produktionen aufmerksam gemacht wird.

Als beste Komödienserie wurde heuer Mozart in the Jungle ausgezeichnet. Ich habe ja schon wiederholt den Niedergang der Komödie beklagt, weshalb ich mir viele Formate gar nicht mehr anschaue. Wenn ich etwa lese, dass Judd Apatow eine Comedy-Serie produziert hat, weiß ich schon im Vorfeld, dass ich mir die Zeit sparen kann. Auch die Kultserie Orange is the new Black erfüllte nicht meine Erwartungen, nach einem halben Dutzend Folgen habe ich nicht das Gefühl, dass ich noch mehr sehen muss. Aber ich schweife ab …

Mozart in the Jungle handelt von einer jungen Oboistin (Lola Kirke), die die Chance erhält, bei einem berühmten New Yorker Orchester unterzukommen. Doch sie vermasselt alles gründlich, erhält vom neuen Star-Dirigenten Rodrigo (Gael García Bernal) aber einen Job als seine Assistentin, um wenigstens einen Fuß in der Branche zu behalten.

Was wie ein klassisches Cheerie-Movie beginnt, entpuppt sich alsbald als milde Satire auf den (amerikanischen) Kunstbetrieb, in dem gigantische Egos aufeinanderprallen, potente Gönner umschmeichelt und zarte Künstlerseelen gepflegt werden müssen. Und ständig droht die Gewerkschaft mit Streik, weil die Toilettenpausen nicht eingehalten werden …

Malcolm McDowell spielt den konkurrierenden Maestro, der seinem Nachfolger das Leben schwer macht, mit hinterhältigem Charme, Bernadette Peters überzeugt einmal mehr als neurotische New Yorkerin, der eigentliche Star ist aber Gael García Bernal als hippieesker Dirigent, der sein Orchester auch schon mal auf einem Abbruchgrundstück spielen lässt, um ihm eine Lektion zu erteilen.

Dass jede Episode nur eine halbe Stunde dauert, macht Mozart in the Jungle zur perfekten „Zwischenmahlzeit“. Das Ganze wird vergnüglich in Szene gesetzt, ist stellenweise auch sehr amüsant, aber nicht unbedingt das, was man unter der besten Komödienserie des Jahres erwartet. Andererseits ist, wie schon gesagt, die Komödie schon lange nicht mehr das, was sie mal war. Am ehesten bleiben einem noch die Charaktere in Erinnerung, der Rest ist solider Durchschnitt, und wer weiß – vielleicht ist die zweite Staffel ja besser?

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.