Maschinenmenschen Teil 1

Was haben die Filme Der Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Der Plan und die Amazon-Serie The Man in the High Castle gemeinsam? Die Kenner wissen es bereits: Philip K. Dick. Der amerikanische Vielschreiber schuf die Vorlagen zu etlichen bekannten Science Fiction-Filmen und dürfte selbst weniger kinoaffinen Menschen ein Begriff sein. Ironie des Schicksals ist, dass er von seiner Arbeit kaum leben konnte und mit 53 Jahren viel zu früh und zu einem Zeitpunkt starb, als er dank Hollywood endlich viel Geld verdienen konnte.

Neben Isaac Asimov gehörte er zu den bekanntesten Autoren, die sich intensiv mit den Fragen des Menschseins im Angesicht der Entwicklung Künstlicher Intelligenz beschäftigt haben. Maschinenwesen haben seit jeher die Menschen fasziniert. 1769 stellte Wolfgang von Kempelen eine Art Schachautomat vor, eine menschenähnliche, wie ein Türke gekleidete Maschine, die Schach spielen konnte und daher auch Schachtürke genannt wurde. Dieser vermeintliche Roboter war aber kein solcher, sondern eine Fälschung, da im Inneren ein kleiner Mensch saß. Ich glaube, daher stammt auch das Wort türken …

Der erste Roboter in der Filmgeschichte tauchte 1927 in Metropolis auf, und wieder erwies sich Regisseur Fritz Lang als Wegbereiter des Genres. Seine Maria trug nicht nur einen symbolträchtigen Namen, sondern diente auch als Instrument der Verführung und Zerstörung. Lang prägte damit wesentlich unser Verständnis von den künstlichen Menschen, die einerseits seelenlose Maschinen sind, die nur unsere Befehle ausführen, andererseits aber auch etwas Dämonisches besitzen und sich gegen ihre Besitzer stellen können.

Warum sind Roboter so faszinierend, dass wir nicht müde werden, uns mit ihnen in der Literatur und im Film zu beschäftigen? Zum einen wünschen wir uns wohl, dass uns jemand all die Arbeiten abnimmt, die wir so ungern verrichten. Hilfreiche Geister, die uns zur Seite stehen, freundliche Blechmänner, die sich an unserer statt abmühen und plagen. C3PO gehört zum Beispiel zu jenen Wesen, die Dinge erledigen, die zu viel Arbeit machen, in diesem Fall lästige Vokabeln lernen. Zum anderen ist es wohl der Gedanke, dass der Mensch, der sich selbst als geschaffenes Wesen versteht, selbst zum Schöpfer und damit gottähnlich wird.

Wenn Roboter unsere Abbilder sind, dann sind sie wie wir auch zu Gutem und zu Bösem fähig. Unweigerlich stellt sich dann die Frage nach ihrer Loyalität, und auch die Angst, dass sie uns zu ähnlich sind und sich aus Eigennutz gegen uns wenden, schwingt unwillkürlich mit. Von Asimov stammen daher die drei Gesetze der Robotik, die unter anderem Gehorsam gegenüber den Menschen und den Schutz derselben verlangen.

In abgewandelter Form spielen diese auch in folgendem Film eine Rolle:

Autómata

In der Zukunft wurde die Erde durch mächtige Sonnenstürme weitgehend in eine radioaktiv verseuchte Wüste verwandelt. Es gibt nur noch 21 Millionen Menschen, die auf die Hilfe von Androiden angewiesen sind, um zu überleben. Jacq Vaucan (Antonio Banderas) arbeitet als Versicherungsagent für eine Roboterfirma und bemisst den Schaden bei betrieblichen Ausfällen. Dabei stellt er fest, dass es Maschinen gibt, die sich selbst reparieren und modifizieren, obwohl dies aufgrund ihrer Programmierung völlig unmöglich sein sollte. Er stellt Nachforschungen an und stößt dabei auf Unglaubliches …

Seit den ersten Automaten und noch viel stärker, seit es die Idee der Künstlichen Intelligenz gibt, sind Roboter den Menschen unheimlich. Weil sie Angst haben, eines Tages von ihnen dominiert zu werden, aussortiert von der Evolution, die wie eine Dampfwalze über uns hinweggefahren ist. Vom Roboter Maria in Metropolis bis hin zu den Androiden in Prometheus oder Ex Machina, die künstlichen Wesen stellen in den meisten Filmen eine Gefahr für den Menschen dar, auf den sie herabblicken wie auf einen minderbemittelten Verwandten.

Die Grundidee der Geschichte ist nicht schlecht, auch wenn sie nicht übermäßig originell ist. Fast alles an Autómata ist, sagen wir mal: geliehen. So erinnert die Stadt, in der die Story beginnt, zum Beispiel frappierend an Der Blade Runner. Und auch die Einstellung der Menschen zu den neuen, denkenden Maschinen hat eine starke Ähnlichkeit zu Ridley Scotts Klassiker, denn sie werden von ihren Erbauern gnadenlos gejagt und gewinnen damit eher unser Herz als der desillusionierte Held.

Es ist jedoch nicht der Mangel an Originalität, der den Film zu einer Enttäuschung macht, sondern die Unfähigkeit, aus den einzelnen Versatzstücken eine spannende und halbwegs plausible Handlung zu basteln. Das meiste bleibt bis zum Schluss im Dunkeln, es gibt zwar einige Hinweise, aber so gut wie keine Erklärung. Als Zuschauer bastelt man sich daraus zwar eine Geschichte zusammen, von der man hofft, dass sie ungefähr dem entspricht, was Autor und Regisseur im Sinn gehabt haben mögen, aber da man sich nie sicher sei kann, wirkt alles eher beliebig.

Die Effekte jedoch sind, gemessen am schmalen Budget, ansehnlich, die Inszenierung selbst ist leider recht schwach und scheint irgendwann selbst das Interesse an den Figuren zu verlieren. Dies macht, zusammen mit einem unglaublich langsamen Tempo, den Film zu einer wahren Geduldsprobe.

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.