Gestern war wieder einmal Valentinstag, und auch wenn ich das Gefühl habe, dass die Werbung dafür nicht weiter zugenommen hat, habe ich doch den Eindruck, als würde dieser Tag immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten, pardon, der Menschen rücken. In erster Linie sind es jedoch die jungen Leute, aufgeschlossen gegenüber dieser Tradition dank amerikanischer Filme – ein Kulturpessimist würde sagen: indoktriniert – die mit dem Valentinstag und seiner Verpflichtung zur Romantik etwas anfangen können. Ältere verdrehen vermutlich nur die Augen, wenn sie danach gefragt werden, wobei die Frauen sich vielleicht insgeheim doch mal wieder eine romantische Geste wünschen, während die Männer froh sind, dass sie nicht noch an einen weiteren Tag denken und kreativ werden müssen.
Bestimmt gibt es irgendwelche Statistiken, aus denen hervorgeht, dass der Umsatz von Blumen und Pralinen Mitte Februar überdurchschnittlich ansteigt. Die Kinos und hier vor allem Deadpool haben vergangenes Wochenende sicherlich auch davon profitiert, schließlich wird die Kombination aus Abendessen und Filmvergnügen immer beliebter. Auch wieder so etwas schrecklich Amerikanisches …
Es ist interessant, dass so viele Paare sich an diesem Tag Filme anschauen, die wenig Romantik zu bieten haben. Vielleicht weil es ein gutes Gegenprogramm ist, vielleicht weil man es mit der Gefühlsduseligkeit nicht übertreiben will, vielleicht schlagen die Frauen auch bewusst actionorientierte oder gruselige Filme vor, weil sie ihren Verehrern auf diese Weise ein Stück weit entgegenkommen wollen.
Passend zum Thema geht es in meiner Kritik heute auch um große Gefühle:
Love Story
Oliver (Ryan O’Neal) ist der verwöhnte Spross einer Unternehmerdynastie, der sich Hals über Kopf in Jenny (Ali McGraw) verliebt, Tochter eines italienischstämmigen Arbeiters. Natürlich ist sein strenger Vater (Ray Milland) gegen diese Verbindung, und es kommt zum Bruch zwischen ihm und Oliver, der sich von seinem Vater nie geliebt oder verstanden gefühlt hat. Von nun an muss sich das Paar alleine durchschlagen, was ihm recht gut gelingt – doch dann wird Jenny schwer krank …
Dass das tragische Ende der Geschichte schon in den ersten Sekunden des Films verraten wird, ist kein besonders guter Schachzug, denn er nimmt der Story jede Überraschung und versieht sie von Anfang an mit elegischer Schwermut. Zu dieser melancholischen Grundstimmung passt dann wunderbar das herbstlich-winterliche Neu-England der frühen Siebziger mit seinen dunklen Brauntönen. Eine Liebe in Moll nach dem Bestseller von Erich Segal, der auch das Drehbuch schrieb.
Dabei fängt alles gut an: Das Kennenlernen des Paares ist gespickt mit humorvollen Dialogen und einem Schlagabtausch der Geschlechter. Eine emanzipierte Frau trifft auf einen Playboy – und opfert ihm schließlich doch die Karriere, um sein Fortkommen zu unterstützen. Würde Ali McGraw ihre Figur nicht so nüchtern und erfrischend sachlich darstellen, man könnte meinen, ein Remake einer Doris-Day-Komödie zu sehen. Überhaupt versucht Regisseur Arthur Hiller, nicht zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken – Jennys Krankheit, die ein wenig mysteriös bleibt, spielt keine Rolle, ihr Tod vollzieht sich rasch und unsentimental. Damit hat er seinerzeit einen Nerv getroffen, nicht umsonst war der Film damals einer der fünf erfolgreichsten aller Zeiten.
Dem heutigen Zuschauer verlangt der Film jedoch ein wenig Geduld ab, das Tempo ist etwas behäbig, der Vater-und-Sohn-Konflikt funktioniert vor allem auf der Behauptungsebene, und ab der Hälfte passiert eigentlich auch nicht mehr viel. Dennoch ist der Film ein Klassiker, den man einmal gesehen haben sollte. Einmal reicht aber auch.
Note: 3-