Jetzt haben wir endlich Winter. Es ist beinahe eine Erleichterung, denn die warmen Temperaturen im November und Dezember waren ja doch etwas unnatürlich, bereiteten einem ein schlechtes Gewissen, wenn man Äpfel aus Südamerika kaufte, und ließen einen an schmelzende Gletscher denken. Bei Schnee und Eis kann man das ja viel besser verdrängen.
Es ist aber auch die Zeit für meinen Jahresrückblick, der nächste Woche erscheinen wird. Bis dahin schaffe ich es leider nicht mehr, alle Kritiken zu den Filmen aus 2015 zu veröffentlichen. Aber eine geht noch …
Unbroken
Louis Zamperini (Jack O’Connell) hatte als Spross italienischer Einwanderer keine leichte Kindheit und drohte, auf die schiefe Bahn zu geraten. Dank seines Bruders entdeckt er jedoch seine Leidenschaft fürs Laufen, holt Rekorde und nimmt 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teil. Jahre später ist er Bombenschütze im Zweiten Weltkrieg und übersteht nur knapp eine Luftschlacht im Pazifik. Kurze Zeit später stürzt er jedoch aufgrund eines technischen Defekts ab und muss zuerst 47 Tage auf hoher See und dann eine harte, entbehrungsreiche Gefangenschaft in Japan überstehen.
Was den Film vor allem in den Fokus rückte, war der Name der Regisseurin: Angelina Jolie. Warum sie sich ausgerechnet diese Story für ihre zweite Spielfilmregie ausgesucht hat, bleibt jedoch ein Rätsel. Der reale Louis Zamperini hatte zweifelsfrei ein aufregendes Leben und hat als Sportler sicherlich Großes geleistet, als Filmheld ist er allenfalls Durchschnitt. Seine Kindheit ist kaum mehr als eine Rückblende, die in kleinen Häppchen serviert wird, um ein Schlaglicht auf seine charakterliche Wandlung zu werfen. Seine sportliche Karriere wird nicht viel ausführlicher, aber wenigstens in hübschen Bildern geschildert, bei denen man jedoch jeden Moment erwartet, Forrest Gump um die Ecke biegen zu sehen. Begeisterung kommt leider keine auf.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den Kriegsjahren, beginnend mit der sehenswerten Luftschlacht und dem Beinahe-Crash und der zermürbenden Zeit auf dem Pazifik. Es gibt immer wieder spannende Momente, Haiattacken und feindlichen Beschuss, aber alles bleibt episodenhaft, wie eine lange Exposition. Im Zentrum des Films steht dann die Zeit in der Gefangenschaft. Zamperini wird von Anfang an von dem sadistischen Lagerkommandanten „Bird“ (Miyavi) ins Visier genommen, weil der Amerikaner all das ist, was der Japaner gerne wäre: ein tapferer Held. Was Zamperini erdulden muss, ist brutal, aber er gibt nie auf und wächst wie in seinem früheren Leben als Sportler körperlich über sich hinaus. Diese Entschlossenheit und der schier übermenschliche Durchhaltewillen ist es, was die Amerikaner lieben und bewundern: Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst.
Vom filmischen Standpunkt aus betrachtet, ist Louis Zamperini jedoch ein eher passiver Held, der stets die Schicksalsschläge erduldet und sich fügt, darauf hoffend, dass es besser werden wird, wenn er nur durchhält. Spannung durch mutige Aktionen sucht man hier vergeblich. Inszeniert ist alles ebenfalls allzu brav, ein gut bebildertes, aber in keiner Sekunde packendes Heldenepos, durch und durch solide, aber auch nicht mehr.
Das einzige Highlight des Films ist die schauspielerische Leistung von Jack O’Connell, der bereits in der TV-Serie Skins einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Note: 3-