„I’ll be back“ ist eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte, genauso wie „Ich schau dir in die Augen, Kleines“ oder „Ich sehe tote Menschen“. Sätze, die, wenn man sie hört, sofort den Film vor dem inneren Auge ablaufen lassen, und die manchmal sogar in den alltäglichen Sprachgebrauch übergehen. „Sitzen machen!“ gehört für mich auch dazu, und sofort denke ich an James Cagney, der im Sturmschritt ein schwarz-weißes Großraumbüro durcheilt, in dem sämtliche Beschäftigten sofort aufspringen, wenn er zur Tür hereinkommt, und preußisch strammstehen. Der Film heißt natürlich Eins, zwei, drei.
Aber wer zu spät kommt, den bestraft leider oft das Leben. Billy Wilders filmische Tour de Force hatte das Pech, kurz vor bzw. während des Mauerbaus 1961 gedreht worden zu sein. Das Brandenburger Tor, das immer wieder als Kulisse auftaucht, musste deshalb sogar für die letzten Szenen auf dem Gelände der Bavaria nachgebaut werden. Als der Film dann endlich ins Kino kam, hielt sich das Interesse des Publikums, sich auf satirische Weise mit der eher düsteren aktuellen Geschichte auseinander zu setzen, leider in Grenzen. Erst über zwanzig Jahre später erlebte diese wilde Farce einen späten Triumph.
Eins, zwei, drei
C. R. MacNamara (James Cagney) ist der Chef von Coca Cola in Berlin und will unbedingt zum Europachef aufsteigen. Da kommt es ihm sehr gelegen, dass sein Boss ihm seine rebellische Tochter Scarlett (Pamela Tiffin) anvertraut. Einige Wochen später muss er jedoch feststellen, dass Scarlett ihn ausgetrickst hat: Sie hat heimlich den ostdeutschen Kommunisten Piffl (Horst Buchholz) geheiratet. Also wird die Ehe annuliert, und um sicher zu gehen, dass der junge Mann keinen weiteren Ärger macht, sorgt MacNamara noch dafür, dass er als Verräter an der kommunistischen Ideologie im Gefängnis landet. Leider stellt sich nun heraus, dass Scarlett schwanger ist. So steht MacNamara vor der Aufgabe, Piffl aus dem Knast zu holen und in einen standesgemäßen Schwiegersohn zu verwandeln, denn Scarletts Eltern haben für den nächsten Tag ihren Besuch angekündigt …
Der Film ist großartig besetzt (darunter Arlene Francis, Hanns Lothar, Ralf Wolter, Karl Lieffen, Hubert von Meyerinck und natürlich Lilo Pulver als laszive Sekretärin in einer der besten Rollen ihrer Karriere) und sprüht nur so vor witzigen und grotesken Einfällen. Stellenweise sind die Ideen auf dem Papier lustiger als in ihrer Umsetzung, aber in jedem Fall sind sie bis ins letzte Detail durchdacht und akribisch umgesetzt. Man kann sich nur immer wieder ehrfürchtig vor Billy Wilders Talent verneigen, der in manchen Szenen witziger ist als heutige Komödienregisseure in ihrem gesamten Oeuvre.
Das Tempo war für damalige Verhältnisse atemberaubend schnell (im Drehbuch heißt es: „Suggested speed: 110 miles an hour – on the curves – 140 miles an hour in the straightways“), und selbst heute hängt er noch die meisten Komödien locker ab. Vor allem ist es ein intelligenter Humor, der Klischees gekonnt bricht und einen hintersinnigen Kommentar zum Weltgeschehen abgibt. Jeder bekommt hier sein Fett weg, Nazis und Kommunisten, Deutsche, Russen und Amerikaner, es ist, im besten Sinne, ein demokratischer Film…
Note: 2+