Der Sonntag stand im Zeichen der Kunst. In Tivoli gibt es drei berühmte Villen, eine davon ist die Villa d’Este mit ihren wunderschönen Gartenanlagen, in denen fünfhundert Brunnen vor sich hinplätschern. Sehenswert sind aber auch die jahrhundertealten Fresken. Zufälligerweise war der Eintritt an diesem Tag frei, was außer uns vor allem die Italiener wussten, von denen es dort entsprechend nur so wimmelte. Beliebt ist der romantische Park auch bei Brautpaaren, die dort ihre Hochzeitsfotos machen lassen. So sahen wir ein äthiopisches Paar, dessen Gäste teilweise in bunte Stammestrachten gekleidet waren, und eine missmutige Braut mit einem so üppigen Kleid, dass sie etliche Kilogramm Tüll mit sich herumschleppen musste. Bei fünfundzwanzig Grad und brennender Sonne sicherlich kein Vergnügen.
Die Villa Gregoriana, bekannt wegen ihres Wasserfalls, konnten wir leider nicht mehr besichtigen, weil es schon recht spät geworden war und wir länger für den Weg benötigt hatten als gedacht. Im Internet hieß es, die Villen seien nur siebenhundert Meter voneinander entfernt, das gilt, wenn überhaupt, aber nur, wenn man nicht den Schildern am Straßenrand folgt – wir haben nämlich die komplette Altstadt umrundet …
Zum Abschied waren wir in einem Restaurant in Poli, das wir noch nicht kannten. Sehr einsam in einem kleinen Nebental gelegen, besitzt es eine überschaubare Menge an Plätzen und einen offenen Kamin, auf dem auch das Fleisch gegrillt wird. Uns zuliebe hat die Inhaberin und Köchin Giovanna sogar extra etwas früher geöffnet. Beschwerlich war nur die Kommunikation, weil sie kein Englisch spricht und unser Küchenitalienisch kaum ausreicht, um ihre Menüvorschläge zu verstehen. Eine Karte scheint es nämlich nicht zu geben. Erschwert wurde das Ganze durch einen jüdischen Freund mit entsprechenden Speisevorschriften, der etwas später zu uns stieß und für den wir mit bestellen mussten. Dass er kein Schweinefleisch isst, ist ja noch leicht zu vermitteln, aber wir macht man der Köchin klar, dass sie keine Milch bei der Zubereitung des Lamms verwenden darf? Am Ende hat sie vermutlich angenommen, dass es sich bei ihm um einen Moslem mit Laktoseintoleranz handelt …
Geschmeckt hat es übrigens vorzüglich. Zuerst gab es diverse Antipasti, gefolgt von Fettuccini mit Steinpilzen, gegrilltem Lamm, scharfen Würsten (salsicce), Salat und Bratkartoffeln. Von allem gab es so viel, dass wir es bei bestem Willen nicht geschafft haben.
In der Nacht hieß es dann, Abschied zu nehmen. Ein letzter Blick auf Rom bei Nacht mit dem Petersdom am Horizont, ein letzter Gruß an die Hunde, dann ging es zum Flughafen. Bei der Sicherheitskontrolle wurde ich – zum dritten Mal in Folge – herausgewunken und auf Sprengstoffe untersucht. Irgendwie muss ich wohl etwas auffallend Unauffälliges an mir haben …