Die letzten Tage waren wir so häufig unterwegs, dass ich es nicht mehr geschafft habe, einen Beitrag zu veröffentlichen. Dabei verlief die vergangene Woche zunächst relativ unspektakulär. Nach und nach trudelten noch vier weitere Besucher ein, so dass es in der Villa wie in einem Bienenkorb summte. Die Hunde waren natürlich selig, weil nun so viele Hände zum Streicheln zur Verfügung standen.
Dass man hier weit draußen auf dem Land lebt, merkt man an vielen Dingen, nicht nur am langen Weg zum Supermarkt. Neulich bogen wir um eine der vielen, engen Kurven – und stand inmitten einer Schafsherde. Kein Schäfer weit und breit, und der Hütehund lag faul hundert Meter weiter am Straßenrand und kümmerte sich keinen Deut um seine Herde.
Bei jedem Einkauf hofft man zudem, dass man nicht irgendetwas vergessen hat, denn eine Stunde dauert alleine der Weg hin und wieder zurück, und so viele Nachbarn, bei denen man etwas borgen könnte, gibt es auch nicht, vor allem keine, die uns auch verstehen würden. Einer unserer Ausflüge führte uns nach Palestrina, wo der Freund eines Freundes eine Metzgerei betreibt. Dort hängt vielleicht nicht der Himmel, aber zumindest die Ladendecke voller Schinken. Da man nie auslernt, weiß ich nun, dass Metzgereien gibt, die ausschließlich Produkte aus Schweinefleisch oder Huhn herstellen. Zwei Salamis und ein Stück Schinken begleiten uns nach Hause. Ein wenig schockiert war ich jedoch von der Schimmelschicht auf dem dickeren Ende der Schinken, die allerdings wohl dazugehört. Im Keller der Villa hängen auch noch eine Salami und ein Käse, die ähnlich verschimmelt sind, aber ob man die noch essen kann, weiß der Himmel. Immerhin haben wir uns getraut, ein Glas mit getrockneten, eingelegten Tomaten zu öffnen, das vermutlich noch aus dem letzten Jahrtausend stammt, dessen Inhalt aber unglaublich köstlich war.
Inzwischen wird es auch hier Herbst. Tagsüber kann es noch richtig warm, sogar heiß werden, aber auf dem Berg weht häufig ein kräftiger Wind – der sich am Freitag sogar zu einem Sturm auswuchs. Es pfiff und heulte gar schauerlich, die Fensterläden klapperten, und ein eiskalter Luftzug fegte durch die Eingangshalle, so dass man das Gefühl hatte, sich mitten in einem Gruselfilm zu befinden. An der Gespensterfront herrschte jedoch Ruhe, vermutlich mögen die Geister nicht so viel Besuch …
Zum Glück gab es keine größeren Sturmschäden, und am Samstag besserte sich das Wetter, so dass wir einen weiteren Ausflug nach Rom unternehmen konnten. Da einer von uns noch nie in der Tiberstadt war, standen vor allem die typischen Sightseeing-Highlights auf dem Programm, wie der Petersdom, der Trevi-Brunnen (der immer noch saniert wird und daher eingerüstet ist) und die Spanische Treppe (auch hier ist die Kirche nach wie vor eingerüstet – in den letzten neun Jahren habe ich sie nur ein einziges Mal ohne Gerüst gesehen). Wie immer waren die Straßen voller Menschen – ich mag mir gar nicht ausmalen, wie das 2016 im Heiligen Jahr wird, wenn dreißig Millionen Pilger erwartet werden.
Leider wurden sowohl der Petersdom als auch das Pantheon für den Gottesdienst gesperrt, doch in beiden Fällen waren wir rechtzeitig zur Stelle, um fast als Letzte noch eingelassen zu werden. Glück muss man haben. Gegessen haben wir in einem Restaurant, in dem wir vor neun Jahren ausgesprochen gut gespeist haben. Inzwischen hat es jedoch einen Besitzerwechsel und eine Generalüberholung gegeben. Der alte Charme ist leider dahin, das Interieur ist sehr modern, komplett in Silber, Schwarz und Weiß gehalten und es glitzert viel zu viel. Genauso ist auch das Essen, es glitzert zwar nicht, legt aber mehr Wert auf das Aussehen der Speisen als auf deren Geschmack. Es war nicht schlecht, besonders die Pasta war lecker, aber eben eine typische Touristen-Gaststätte.
Anschließend gab es noch ein Gelato in einer Eisdiele (Gelateria del Teatro), die in vermutlich allen Reiseführern als „Geheimtipp“ geführt wird und daher so geheim ist wie die Adresse des Weißen Hauses. Entsprechend lang war die Schlange vor dem Laden – man musste Nummern ziehen wie bei einer Behörde. Das Eis entpuppte leider als recht durchschnittlich, dafür kann man Sorten probieren, die ungewöhnlich sind: Wer schon immer Eis mit Rosmarin, Lavendel, Salbei, Kaktusfeigen und gewagten Kombinationen exotischer Zutaten probieren wollte, kommt hier auf seine Kosten. Meine „Creme della Nonna“ mit karamellisierten Pinienkernen war auf jeden Fall lecker.