Am ersten Abend bekamen wir noch Besuch: Ein Skorpion hatte sich ins Haus verirrt und krabbelte vor unseren Füßen herum. Ich habe ich dann vorsichtig nach draußen gebracht – schließlich will man ja nicht wachwerden, weil einem irgendwas über das Gesicht kriecht …
Der Sonntag begann relativ windig. Es war warm genug, um auf dem Balkon zu frühstücken, aber man musste aufpassen, dass einem der Wind nicht die Tischdecke wegwehte und den Schinken vom Brötchen fegte. Keine halbe Stunde nach unserem verspäteten Morgenmahl rief ein Freund aus dem Dorf an, um uns zum Mittagessen einzuladen – in knapp zwei Stunden.
Nach einer Runde mit den Hunden um den Berg und den üblichen Arbeiten wie Blumen gießen, Fenster öffnen und nach dem Lüften wieder schließen, was allein schon zwanzig Minuten dauert, ging es dann runter ins Dorf. Unsere Freunde nahmen uns mit nach Frascati, dem zweitgrößten Weinanbaugebiet in Italien, das berühmt ist für seinen Weißwein. Im Sommer wimmelt die Stadt nur so vor Touristen, doch inzwischen ist der Ansturm schon wieder weitgehend vorbei, und in Rom beginnt nächste Woche das neue Schuljahr.
Frascati besitzt einige hübsche Kirchen, eine majestätische Villa, die man leider nicht besichtigen kann, kühle Parks und schmucke Gassen. Eine typische italienische Kleinstadt eben. Das Lieblingsrestaurant unserer Freunde mit dem schönen Namen „Ara Anua“ ist überaus romantisch eingerichtet, mit einem kupferverkleideten Kamin, dunklen Deckenbalken und verputzten Wänden. Nicht wirklich authentisch, aber auch nicht allzu kitschig und zum Glück keine Touristenfalle.
Natürlich mussten wir die Spezialitäten des Hauses probieren. Verhandelt wurde zwischen unseren Freunden und der überaus freundlichen Bedienung in einem so schnellen Italienisch, dass wir keine Chance hatten, auch nur ansatzweise zu folgen. Kurz darauf kam unsere Kellnerin mit einer überaus üppigen Vorspeisenplatte zurück, von der ich annahm, dass sie für uns vier gedacht war – stattdessen bekam jeder von uns so ein Trum …
Herbst ist Trüffelzeit, und so gab es einen cremigen Ziegenkäse in Pergament, der mit Trüffel überbacken und heiß gegessen wurde, Ricottacreme mit Trüffel und Walnüssen sowie in einer Trüffelsauce gekochte Kichererbsen. Auf einem Salatbett fand sich noch ein geflochtener Mozzarella von der Größe einer Faust, Bruschetta mit Tomaten sowie mit einem Mus aus Radicchio und Weintrauben, marinierte Paprikastreifen, gegrillte Zucchini- und Auberginenscheiben, süßer Parmesan, Salami, Prosciutto sowie eine Art Lachsschinken, in den Rucola eingewickelt war. Separat wurden noch Schälchen mit aufgeschlagenem Ricotta und Marmelade serviert sowie ein Salat aus Erdbeeren und Rucola. Dazu gab es Focaccia Genovese (dick und saftig) und Focaccia Romana (hauchdünn und salzig) und selbstverständlich einen kühlen Frascati.
Nach der Hälfte war ich eigentlich schon pappsatt, aber danach gab es noch die unvermeidliche Pasta, ohne die kein italienisches Mittagessen auskommt. Den Namen habe ich leider schon wieder vergessen, aber es waren kleine, handgemachte Tortellini mit einer Gorgonzolasauce. Sehr lecker. Normalerweise wäre es nun mit dem Hauptgericht weitergegangen, gefolgt von einem üppigen Dessert, aber davon konnte beim besten Willen keine Rede sein.
Schwach geworden sind wir allerdings auf dem Rückweg zum Auto, als wir an der besten Gelateria der Stadt vorbeikamen. Aber so ein kleines Eis passt ja irgendwie immer noch rein …