Neben Der schwarze Falke habe ich mir vergangenes Wochenende noch einen weiteren Film angesehen. Während der Western, wie gestern erwähnt, durchaus Potential zu einem Remake besitzt, ist dieser Film bereits erneut verfilmt worden, und ich hatte schon länger vor, mich einmal von dem Resultat zu überzeugen.
Carrie
Margret White (Julianne Moore) glaubt, an Krebs sterben zu müssen, als sie eines Nachts starke Unterleibsschmerzen bekommt – doch dann gebiert sie ein Kind. Sechzehn Jahre später ist Carrie (Chloë Grace Moretz) eine schüchterne junge, die unter dem religiösen Wahn ihrer Mutter leidet und von ihren Klassenkameraden gehänselt wird. Als sie unter der Dusche zum ersten Mal ihre Periode bekommt, wird sie grausam verspottet, ein Video davon landet sogar im Internet. Die Rädelsführerin Chris (Portia Doubleday) wird daraufhin vom Schulball ausgeschlossen. Nur Sue (Gabriella Wilde) hat Mitleid und überredet ihren Freund Tommy (Ansel Elgort), an ihrer Stelle mit Carrie zum Ball zu gehen. Carrie entdeckt inzwischen, dass sie über telekinetische Fähigkeiten verfügt und perfektioniert diese heimlich. Als es auf dem Ball zu einer grausamen Racheaktion von Chris kommt, weiß sie sich zu wehren …
Der Anfang ist eindringlich in Szene gesetzt und lenkt das Augenmerk sofort auf die buchstäblich von Beginn an problematische Mutter-Tochter-Beziehung. Julianne Moore spielt die im religiösen Wahn gefangene, alles Geschlechtliche als Teuflisch verurteilende Anti-Mutter hervorragend und ohne dabei ins Chargieren zu verfallen. Auch Chloë Grace Moretz gibt eine rundherum überzeugende Carrie ab, bei der am Ende derselbe Wahnsinn aufblitzt wie bei ihrer Mutter, gepaart aber auch mit dem Erschrecken über sich selbst. Im Mittelpunkt ihres Sehnens steht dabei der Wunsch nach Normalität und die erschreckende Erkenntnis, anders zu sein.
Wie Brian de Palmas Version von 1976 orientiert sich Kimberly Peirces Werk stark an Stephen Kings Romanerstling. Einziges Zugeständnis an die moderne Zeit ist die Tatsache, dass ein Video mit Carries Demütigung im Internet gepostet wird. Das Sujet des Mobbings im digitalen Zeitalter hätte man ruhig noch etwas ausbauen können. Einzig das Ende ist anders und sehr viel schwächer als vor vierzig Jahren, doch damit war wohl zu rechnen …
Alles in allem ist es ein solider, mäßig spannender, aber gut gespielter Horrorfilm. Ein Remake, das es nicht unbedingt gebraucht hätte, sich aber durchaus neben de Palmas Version behaupten kann. Natürlich kann man die Einfallslosigkeit Hollywoods beklagen, dass ein Klassiker nach dem anderen neu aufgelegt und damit für ein neues Publikum erschlossen wird, andererseits gilt das für sehr viele Stoffe, die – Spiderman lässt grüßen – bei weitem nicht so alt sind wie das Carrie-Original aus den Siebzigern.
Note: 3