Am Wochenende wollte ich mir ein paar Filme anschauen, aber wie so oft kam es anders als gedacht. Meine erste Wahl war Katakomben. Wie die meisten Horrorfilme besitzt auch dieser keine gute IMDb-Wertung, aber solange er atmosphärisch dicht ist und ich mich gruseln kann – in dieser Hinsicht bin ich zugegebenermaßen wenig anspruchsvoll, ich erschrecke mich nämlich wahnsinnig schnell – bin ich damit zufrieden.
Der Anfang des Films ist gar nicht mal so schlecht: Es geht um eine blutjunge, sexy Professorin mit gleich zwei (!) Doktortiteln (ja, auch Blondinen können schlau sein), die auf der Suche nach dem Stein der Weisen ist. Ihr Vater, eine Art Indiana Jones, hat dabei schon Vorarbeit geleistet, bevor er sich umgebracht hat (Achtung, tragische Vergangenheit!). Sie sucht nun in einer Höhle im Irak nach einem uralten Artefakt, das bei einer Übersetzung helfen soll. Die Höhle wird allerdings gerade von den örtlichen Behörden gesprengt, was sie nur knapp überlebt. Warum sie nicht einfach einen Tag früher hineingeht, wird leider nicht erklärt.
So weit, so spannend (zumindest ein kleines bisschen). In Paris will sie in die Katakomben unter dem Haus von Nicholas Flamel eindringen, jenem Alchemisten, der den Stein der Weisen angeblich hergestellt hat (kennt man ja aus dem ersten Harry Potter-Film). Dabei soll ihr ein alter Freund helfen, den sie vor einigen Jahren einmal schmählich im Stich gelassen hat (Konflikt zwischen den Hauptfiguren erfolgreich etabliert). Er hilft ihr aus wissenschaftlicher Neugier und geht mit ihr – reichlich widerwillig – sogar in die Höhlen, obwohl bei einer ähnlichen Exkursion sein Bruder ums Leben kam (und noch ein Trauma in der Vergangenheit).
Jetzt, nach einer halben Stunde, kann es endlich losgehen mit dem Gruselspaß, aber von da an läuft alles schief: Das Wackeln der Handkamera beginnt mir wahnsinnig auf die Nerven zu gehen. Solange sie in der Stadt unterwegs waren, konnte man es noch ertragen, in der Höhle und mit engen Bildausschnitten, ist es unerträglich. Außerdem stellt sich heraus, dass nahezu jeder Expeditionsteilnehmer irgendein Problem mit sich herumschleppt, das mit einem Ereignis in der Vergangenheit zu tun hat. Der Horror, so lernen wir, ist das, was wir an emotionalen und psychologischen Altlasten mit uns tragen. Auch das ist nicht neu, sondern ein scheinbar unverzichtbares Element des Genres, wirkt in seiner Ballung aber aufdringlich. Das Schlimmste ist jedoch, dass die nun verstärkt auftauchenden Schreckmomente ihre Wirkung nicht erzielen: Das Timing stimmt nicht, die Darsteller agieren zu hölzern, und vieles ist einfach zu vorhersehbar. Erschwerend hinzukommt, dass ich bereits eine Viertelstunde aus der Mitte des Films auf einer Tradeshow gesehen habe – die mir nicht gefallen hat. Wie konnte ich das nur vergessen? Nach der Hälfte der Laufzeit habe ich daher ausgeschaltet.
Zweiter Versuch: Upside Down. Mir gefiel die Idee, der Trailer versprach poetische Bilder, und außerdem mag ich Fantasy-Geschichten, die etwas anders sind. An diesem Abend war jedoch der Wurm drin: Noch während des Vorspanns, als die komplizierten Regeln dieser seltsamen Welt erklärt werden, klingelt das Telefon, und ich muss für eine gute halbe Stunde unterbrechen.
Der Anfang des Films gefällt mir sehr gut: Tolle Bilder von einem Planeten, über den sich ein zweiter befindet, der an einer Stelle sogar durch einen riesigen Wolkenkratzer mit seinem Zwilling verbunden sind. Physikalisch ist das natürlich vollkommener Blödsinn, aber da es von Anfang an so eingeführt wird, bin ich gerne bereit, mich auf dieses Szenario einzulassen, schließlich ist dies eine Parabel. Denn die eine Welt ist reich und industriell weit fortgeschritten, während die andere in Armut dahinvegetiert und ausgebeutet wird.
Jegliche Materie gehorcht der Gravitation der Welt, aus der sie stammt, und falls sie einmal auf den anderen Planeten gelangen sollte, verbrennt sie nach kurzer Zeit. Auch das ist ziemlicher Quark, aber wenn die Autoren das so wollen – warum nicht? Da es hier um eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann (Jim Sturgess) von der unteren Welt und einer Frau (Kirsten Dunst) von der oberen geht, können die Hindernisse gar nicht groß genug sein.
Der Anfang ist recht poetisch: Als Junge lernt Adam die privilegierte Eden kennen und lieben. Sie gibt ihm einen Granatapfel aus ihrem Garten zu essen, und während ich noch über die plakative Symbolik (Adam, Eden und Apfel!!) nachdenke, warte ich darauf, dass der Junge von innen heraus verbrennt. Was natürlich nicht passiert, sonst wäre der Film ja bereits zu Ende.
Ein paar Minuten später klingelt das Telefon erneut, und während wir plaudern, erzählt mir Mark G., dass im Forum jemand den Film ganz schrecklich fand. Sehr ermutigend. Ich schaue trotzdem weiter, kann aber nicht umhin, den genannten Kritikpunkten zuzustimmen. Ja, das Ganze macht wenig Sinn, und ja, es ist sehr ärgerlich, dass die Autoren ihre im Grunde überflüssigen Regeln ignorieren. Aber das macht Christopher Nolan auch in fast jedem seiner Filme, weshalb mir zum Beispiel auch Inception nicht gefallen hat.
Ich habe tapfer weitergeschaut. Doch sehr bald wurde die Liebesgeschichte um ein weiteres Hindernis erschwert: Nicht nur, dass Adam sich in Edens Welt wagen muss, mit gestohlenen Sachen von ihrem Planeten, um die Schwerkraft auszutricksen, die dann völlig den Regeln widersprechend Feuer fangen, nein, die Angebetete leidet nach einer Kopfverletzung auch noch unter Amnesie und kann sich nicht mehr an die Liebe ihres Lebens erinnern. Das war dann doch alles ein bisschen zu viel, und ich habe ausgeschaltet.
Am nächsten Tag hatte ich mehr Glück mit der Filmauswahl, aber davon morgen mehr …