gescheiterte Serientäter

Superhelden lassen sich bekanntlich nicht so schnell unterkriegen. Außer an den Kinokassen, da sind sie genauso verwundbar wie alle anderen. Vergangenes Wochenende hat es nun die Fantastic Four erwischt, deren Einspielergebnis unter den – ohnehin schon nicht so tollen – Erwartungen blieb. Dabei wurde doch für 2017 bereits das Sequel angekündigt, dessen Zukunft nun eher ungewiss erscheint.

Bei all den Mega-Projekten Hollywoods, den Tentpoles, die mit unglaublichen Budgets auf die Beine gestellt werden und neue Franchises generieren sollen, ist es kein Wunder, wenn das eine oder andere davon auf der Strecke bleibt. Qualität, so haben erst vergangenes Jahr die Guardians of the Galaxy bewiesen, sticht eben Bekanntsgrad. Auch unter den Superhelden kann es nicht nur Sieger geben.

Misserfolge dieser Art hat es einige in den letzten Jahren gegeben. John Carter sollte ebenso ein Serientäter werden wie der Lone Ranger. Ein weiteres Projekt, das über einen ersten Teil nicht hinausgekommen ist, war:

Dracula Untold

Vlad (Luke Evans) wurde als Kind von den Türken zu einem gefürchteten Kriegsherrn ausgebildet, der als „Vlad, der Pfähler“ Angst und Schrecken verbreitete. Irgendwann kehrte er dem Kriegshandwerk jedoch den Rücken, gründete eine Familie und herrscht seitdem als Fürst über Transsilvanien. Doch nun fordert Sultan Mehmed (Dominic Cooper) tausend Jungen für sein Heer, darunter auch Vlads Sohn. Als der Fürst sich weigert, fällt ein türkisches Heer in sein Reich ein, und in seiner Not weiß er nur einen Ausweg: Er geht einen teuflischen Pakt mit einem uralten Wesen (Charles Dance) ein, das ihn ebenfalls in ein Monster verwandelt …

Manchmal braucht es keinen Helden, um einen Kampf zu gewinnen, sondern ein Monster, lautet die provokante Botschaft der Geschichte. Darüber mag man streiten, ein griffiger Slogan ist es allemal. Vlad ist ein tragischer Held, der nur das Beste für seine Familie und sein Volk will und dafür sein eigenes Seelenheil opfert, und Luke Evans spielt ihn gut, den fürsorglichen Familienvater ebenso wie den kraftstrotzenden Krieger.

Es ist eine simple, geradlinig erzählte Story, historisch nicht unbedingt korrekt, aber wen schert das schon bei einem Fantasyfilm. Das Tempo ist flott, die Action sieht gut aus, und auch die Spezialeffekte können sich sehen lassen. Gary Shore hat als Regisseur wirklich gute Arbeit geleistet und kann mit dem Resultat zufrieden sein. Das Ergebnis ist ein rundherum befriedigender, spannender Abenteuerfilm.

Aber leider auch nicht mehr. Natürlich liegt das auch am Sujet. Neben Dracula, den drei Musketieren und dem Grafen von Monte Christo gibt es kaum Stoffe der Weltliteratur, die häufiger nacherzählt wurden, da ist es schwer, einen neuen, ungewohnten Ansatz zu finden, den es auch hier nicht gibt. Es ist dennoch schade, dass es keine Fortsetzung geben wird, denn gegen Ende haben es die Macher geschafft, einen noch einmal so richtig neugierig zu machen.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.