Happy Birthday, Dame Helen!

Vergangenen Sonntag wurde Helen Mirren siebzig Jahre alt. Was man ihr keinesfalls ansieht. Da sie eine meiner Lieblingsschauspielerinnen ist, mithin ein Grund, ein wenig über ihre lange und außergewöhnliche Karriere nachzudenken. Zum ersten Mal aufgefallen ist sie mir in den Achtzigern in Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber, einem wüsten, gewalttätigen Film voller Symbolik, ein typischer Greenaway eben. Möglicherweise habe ich sie zuvor schon in Rififi am Karfreitag, 2010 – das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen oder in Mosquito Coast bemerkt, aber damals ist sie mir nicht in Erinnerung geblieben.

Wirklich gemocht habe ich vor allem ihre TV-Serie Heißer Verdacht, in der sie zwischen 1991 und 2006 eine Kommissarin spielte – die Briten verstehen eben etwas von gutgemachten Krimis. Danach tauchte sie immer häufiger in Kinofilmen auf. King George – ein Königreich für mehr Verstand habe ich mir vor allem ihretwegen angesehen. In Tötet Mrs. Tingle zeigte sie sich dann von einer ganz anderen, fiesen Seite. Gosford Park und Kalender Girls stammen aus der Zeit, als sie bereits einem breiteren Publikum bekannt war, aber erst nach dem Oscar für The Queen schaffte sie es in Hollywood-Blockbuster wie Das Vermächtnis des geheimen Buches.

Von letztgenanntem war ich aber ebenso enttäuscht wie von der Mini-Serie Elizabeth I., dafür war sie umso besser in Ein russischer Sommer, der in Sachsen-Anhalt gedreht wurde, das sie angeblich immer „Sexy Anhalt“ nannte, weil sie mit der Aussprache nicht zurechtkam. Hier kam ihr sicherlich zugute, dass ihre Großeltern aus Russland stammten, um sich in das Wesen und Temperament von Tolstois Gattin hineinzuversetzen. Ebenfalls eine wunderbare Geschichte über eine problematische Ehe: Hitchcock, in dem sie die Ehefrau des Meisters spielte.

In R.E.D. – Älter, härter, besser bewies sie, dass sie auch vorzüglich mit einem Maschinengewehr umgehen kann, und in Madame Mallory und der Duft von Curry gab sie einmal mehr die kühle, kultivierte Dame mit scharfzüngigem Humor, die so etwas wie ihre Paraderolle geworden ist. Im Augenblick kann man sie noch in Die Frau in Gold im Kino bewundern.

Happy Birthday, Dame Helen! Wir hoffen auf viele weitere, wundervolle Filme.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.