Es ist ziemlich genau vierzig Jahre her, seit Rudi Carrell seinen Evergreen Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? zum ersten Mal gesungen hat. 1975 muss ziemlich verregnet gewesen sein, und ich kann mich erinnern, dass einige Jahre später in einem denkbar kühlen und schlechten Sommer das Kinderferienprogramm eingeführt wurde, damit sämtliche Hausfrauen der Republik die großen Ferien ohne Nervenzusammenbruch überstehen würden. In meinem Geografie-Unterricht wurde einmal nach der Jahreszeit mit der stärksten Niederschlagsmenge gefragt, und die Mehrheit meiner Klasse war seinerzeit davon überzeugt, dass die richtige Antwort lautete: Sommer.
Jetzt haben wir Sommer, und zwar richtig. Es ist so heiß, dass der Asphalt schmilzt und die Vögel tot von den Bäumen fallen. Nun ja, beinahe. Oder zumindest in Indien, wo es, wenn ich es recht bedenke, eher Affen waren. Zum Glück gibt es hier im Sauerland keine Affen, aber dafür ein Känguru. Die sind hier zwar in der Regel auch nicht heimisch, aber ein Exemplar unbekannter Herkunft treibt hier gerade sein Unwesen. Es wurde schon mehrfach gesichtet, sogar fotografiert, ist also kein imaginäres Känguru (daran sollten sich Nessie und diverse Krokodile einmal ein Beispiel nehmen), konnte aber immer wieder entkommen. Skippy wurde es von der Polizei getauft, die unter Hochdruck nach ihm fahndet, da es ja den Verkehr gefährden könnte. Dabei tut es doch nur, was man von einem exotischen Tier im Sommer erwarten darf: Es sorgt für Schlagzeilen.
So hat man wenigstens was zum Schmunzeln, während man schwitzt. Oder man sieht sich eine absurde Komödie an:
Redirected
Michael (Scot Williams) hat Geburtstag und will seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, doch seine Freunde haben eine besondere „Überraschung“ für ihn: Sie zwingen ihn, an einem Raubüberfall auf die Pokerrunde gefährlicher Gangster mitzumachen. So gerät der Wächter am Buckinghampalast unversehens in das Abenteuer seines Lebens. Denn der beraubte Golden Pole (Vinnie Jones) sinnt nicht nur auf Rache, sondern will unbedingt seinen geraubten Siegelring zurück. Er lässt das Quartett verfolgen, das sich nach Malaysia absetzen will, wegen eines Vulkanausbruchs jedoch nach Litauen umgeleitet wird. Und hier fangen ihre Probleme erst an …
Der Film war ein riesiger Hit in Litauen, obwohl er vor allem von seinen britischen Schauspielern lebt und das genaue Gegenteil einer schmeichelhaften Werbung für das osteuropäische Land ist. Aber vielleicht gefiel gerade diese Mischung aus einem britischen Underdog-Gangsterfilm, wie ihn Guy Ritchie zelebriert, und einer derben Demontage heimatlicher Werte dem Publikum. Denn in Litauen ist, laut den Machern, ausnahmslos jeder ein Verbrecher oder zumindest ein alkoholkrankes, permanent schlecht gelauntes Wrack. So geraten unsere debilen Helden an korrupte Polizisten, rachsüchtige Huren, verbrecherische Taxifahrer, Menschenschmuggler, einen verkommenen Priester und mörderische Sanitäter. Da sind die britischen Gangster, die sie jagen, beinahe noch die Nettesten.
Außer an die abgerockten Filme von Guy Ritchie erinnert die Handlung noch an die Serie Wrong Mens, in der die Helden auch von einer absurden Situation in die nächste geraten. In beiden Fällen darf man es mit der Logik nicht so genau nehmen, denn sie ist praktisch nicht vorhanden. Dafür darf man sich auf groteske Komik, aberwitzige Momente und einige hinreißend komische Einfälle freuen. Alkohol ist bei der Betrachtung des Films eigentlich unabkömmlich, und das Ende ist ein wenig schwach ausgefallen, macht zugleich aber Hoffnung auf einen zweiten Teil.
Note: 3