Eine gute Woche lang hat es gedauert, den Jetlag zu überwinden, das ist mein bisheriger Rekord, da ich sonst immer doppelt so lange dafür gebraucht habe. Nachdem ich nun nicht mehr ständig müde bin und wie ein Narkoleptiker in plötzlichen Tiefschlaf falle, geht das Leben wieder seinen alltäglichen Gang. Und erschreckenderweise ist es beinahe so, als wäre ich gar nicht weggewesen.
Über den Rückflug aus den USA habe ich beim letzten Mal kaum Worte verlauten lassen, da er relativ unspektakulär war, obwohl es etliche Turbulenzen gegeben hat. Ich hatte auch nur für ungefähr zwei Minuten eine Panikattacke, als wir in L.A. starteten. Leider konnte ich die meiste Zeit über nicht schlafen, im Gegensatz zu Mark G., der deshalb als Gesprächspartner ausfiel. Und was macht man in solchen Fällen? Man schaut sich Filme auf winzigen Bildschirmen an.
Zuerst habe ich mich an Into the Woods versucht, aber in meinem übermüdeten Zustand ging mir der Gesang nach zwanzig Minuten wahnsinnig auf die Nerven. Vielleicht hole ich den Film irgendwann nach. Das Problem mit dem Bordprogramm ist meistens, dass mich die Filme entweder nicht interessieren, ich sie schon kenne oder lieber auf einem größeren Bildschirm sehen möchte. Am Ende entschied ich mich für eine Produktion, die ich gerne im Kino gesehen hätte, weil sie große Bilder versprach, dann aber von zu vielen schlechten Kritiken und Zuschauermeinungen abgeschreckt wurde. Die Rede ist von …
Jupiter Ascending
Die russischstämmige Jupiter (Mila Kunis) arbeitet mit ihrer Mutter (Maria Doyle Kennedy) und ihrer Familie als Putzfrau. Als sie eines Tages in einer Klinik beinahe zum Opfer mysteriöser Ärzte wird, rettet sie ein Unbekannter (Channing Tatum), der sich als Außerirdischer entpuppt. Und damit nicht genug: Jupiter ist die genetische Reinkarnation einer mächtigen Herrscherin und hat somit Anrecht auf deren Erbe. Dadurch gerät sie jedoch in einen Konflikt mit den Kindern der Verstorbenen.
Die Wachowskis, die für Regie und Buch verantwortlich zeichnen, lieben Geschichten über Auserwählte. Seien es Neo in der Matrix-Trilogie oder die Helden aus ihrer TV-Serie Sense8 oder nun eine Putzfrau, die zur Herrscherin über mehrere Planeten wird. Dieser märchenhafte, um nicht zu sagen: kometenhafte Aufstieg ruft natürlich mächtige Feinde auf den Plan, die alles daransetzen, die Heldin zu Fall zu bringen. Dieser erste Teil der Geschichte, so wenig originell er ist, funktioniert noch am besten. Es gibt einige gute Einfälle, solide Action-Szenen und launige Charaktere.
Doch sobald sich das Geschehen in den Weltraum verlagert, entgleist die Story. Die Wachowskis wollen einfach zu viel und verrennen sich dabei in obskure Theorien über die mystische Kraft der Gene. Eine Weile lang folgt man der Geschichte noch bereitwillig und sieht großzügig über die eine oder andere Dummheit hinweg, man überhört auch diverse dämliche Dialoge, aber irgendwann kann man nur noch kapitulieren und sich der imposanten Bilderflut hingeben. Optisch hat der Film eine Menge zu bieten, aber das ist auch schon alles, denn inhaltlich macht hier nur wenig Sinn. Mila Kunis gibt die Naive, die ständig aus irgendeiner Gefahr gerettet werden muss, Channing Tatum scheint sich die ganze Zeit über zu fragen, wie er jemanden spielen soll, der genetisch gesehen zur Hälfte Hund ist (seinen Blicken nach zu urteilen ein Dackel), und Eddie Redmayne, der für seine Leistung in Die Entdeckung der Unendlichkeit verdient den Oscar erhalten hat, chargiert wie ein Schmierenkomödiant. Selbst die Action im Showdown wirkt plötzlich etwas altbacken und lustlos, und das Ende ist einfach nur alberner Sozialkitsch.
Note: 5+