Die letzten beiden Tage in L. A. sind vorüber. Leider konnten wir die ganze Woche über nicht an den Strand gehen, weil es dort ständig diesig war. Nachdem die Temperaturen im Winter teilweise auf vierzig Grad gestiegen waren, ist es jetzt mit zwanzig Grad vergleichsweise kühl, aber im Landesinneren kommt wenigstens am Nachmittag die Sonne heraus, und so gingen wir am Freitag das Wagnis ein. Am Manhattan Beach war es zwar immer noch ein wenig neblig, aber die Sonne entpuppte sich als wahre Kämpfernatur und schaffte es gegen Abend immerhin, ein paar Strahlen durch die Wolkendecke zu schicken. Nicht sensationell, aber besser als gar nichts.
Am Donnerstag wollten wir eine Imbiss-Kette testen, die es schon seit fast siebzig Jahren gibt und die für ihre Burritos berühmt ist. Dass ein Polizist dort ebenfalls seine Mittagspause verbracht hat, war schon mal ein gutes Zeichen, und die Burritos haben auch geschmeckt, waren aber nicht so gut wie jene in Corning. Aber es wäre wohl ein bisschen zu weit dorthin, um mexikanisch essen zu gehen.
Stattdessen haben wir uns in einem mexikanischen Supermarkt eine Packung Tostadas besorgt, um zu Hause unser eigenes Essen zubereiten zu können, in der Hoffnung, dass sie den Flug heil überstehen – ansonsten müssen wir sie als Chips verspeisen. Es dürfte ohnehin sehr schwer werden, all unsere Sachen in den Koffern zu verstauen. Vermutlich muss ich in Winterschuhen und dicker Jacke reisen …
Am Donnerstagabend war jedoch noch Zeit, ins Kino zu gehen, und am Freitag waren wir vor dem Strand noch peruanisch essen. Wie die Griechen haben sie – oder zumindest dieses Restaurant – die leidige Angewohnheit, Pommes Frites zum Reis zu servieren. Kartoffeln gelten in Mittel und Südamerika eben nur als ein Gemüse unter vielen und nicht als Beilage.
Jurassic World
Mehr als zwanzig Jahre seit der Katastrophe von Jurassic Park haben ausgereicht, um die Fehler der Vergangenheit vergessen zu lassen und neue Dinosaurier zu züchten: Jurassic World ist nun ein beliebter Freizeitpark, der Spaß für die ganze Familie bietet. Hinter den Kulissen werden neue, noch gefährlichere Saurier gezüchtet, aber auch Versuche unternommen, die Tiere zu dressieren und als Waffen einzusetzen. Owen (Chris Pratt) leitet als Trainer diese Einheit und gerät dabei auch schon mal mit seinem Boss (Irrfan Khan), dem überehrgeizigen Hoskins (Vincent D’Onofrio) und der Parkleiterin Claire (Bryce Dallas Howard) aneinander. Ausgerechnet als deren Neffen zu Besuch kommen und alles möglichst perfekt sein soll, ereignet sich eine neue Katastrophe …
Kontrolle, alles in diesem Film dreht sich um Kontrolle, um die Illusion, sie zu besitzen, und die verzweifelten Versuche, sie bei ihrem Verlust wiederzuerlangen. Claire ist geradezu ein Kontrollfreak, der lernen muss, auch einmal loszulassen und andere ans Ruder zu lassen. So wie ihr Business-Kostüm in Fetzen geht und ihre helmartige Frisur zerstört wird, bricht im Verlauf des Films auch ihr emotionaler Panzer auf und sie entdeckt Gefühle, die sie bislang immer für Schwäche gehalten hat. So weit, so bekannt. Immerhin darf sie ihre Abenteuer in High Heels bestehen, in denen sie schneller laufen kann als so mancher Mann …
Chris Pratt darf diesmal den kernigen Abenteurer spielen und macht seine Rolle beinahe ebenso gut wie seinerzeit Sam Neill. Leider spart das Drehbuch bei seiner Figur ein bisschen zu sehr mit dem Humor, aber auch so kann er seinen nicht unbeträchtlichen Charme spielen lassen. Im Film ist er die einzige Figur, die von Anfang an weiß, dass jegliche Kontrolle über die Tiere und die Natur bestenfalls eine vorübergehende ist. Nur hört leider niemand auf ihn, aber das erging Richard Dreyfuss in Spielbergs Der weiße Hai ja auch nicht besser.
Immerhin müssen die meisten ihren Leichtsinn und ihre Überheblichkeit mit ihrem Leben bezahlen. Nur einer kann zuletzt entkommen: der „verrückte Wissenschaftler“, der diesen Schlamassel mitverursacht hat und sich dann damit herausredet, dass, wenn er nicht dazu bereit gewesen, es ein anderer gemacht hat. Spätestens wenn er mitsamt den Produkten seiner Genexperimente flüchtet, weiß man, dass die wahre Bestie nicht die mit den meisten Zähnen ist und eine Fortsetzung schon so gut wie sicher. Der Gier des Menschen ist eben unersättlich, auch davon handelt der Film und beweist seine These selbst sehr eindrucksvoll durch ein schamloses Product Placement und eine hemmungslose Zurschaustellung seiner eigenen Merchandising-Artikel. Man weiß nicht, ob das bewundern oder eher verabscheuen soll.
Die Geschichte selbst ist mehr ein Remake als eine Fortsetzung, obwohl sie zeitlich und von ihrer Handlung her als letzteres einzuordnen ist und immer wieder auf den ersten Teil verweist. Nun herrscht also ein neuer Saurier im Urwald, der den Tyrannosaurus in punkto Größe und Gemeinheit deutlich überlegen ist. Der König ist tot, es lebe der König, könnte man sagen, doch der alte Herrscher will nicht so leicht abtreten, was er im insgesamt etwas enttäuschenden Finale eindrucksvoll beweist.
Jurassiv World macht Spaß, und das ist für das Popcornkino ja entscheidend, auch wenn die Regie manchmal etwas überfordert wirkte, es ruhig mehr Humor hätte geben können und das Tempo nicht immer ausgewogen war.
Note: 3