Chinatown

Der vergangene Sonntag war ein wunderschöner, sonniger Tag – ideal, um einen Ausflug nach Downtown zu machen und ein letztes Mal durch typisch amerikanische Großstadtviertel zu fahren, die mit ihren alten Gebäuden und ihrem abgerockten Charme ein wenig an New York erinnern. Die Fassaden der Häuser sind um die hundert Jahre alt, wunderbar mit Reliefs und anderem Schmuck verziert – und sie bröseln genauso vor sich hin wie ihre Pendants in Kuba. An vielen Ecken sieht man noch die alten Filmpaläste und Theater, die inzwischen jedoch größtenteils in Läden umgewandelt wurden und nur noch äußerlich an ihre Vergangenheit erinnern. Auch hier schreitet die Gentrifizierung voran, und wer weiß, was in wenigen Jahren von all dem noch erhalten sein wird.

Ein Besuch in Downtown ist ohne eine Mahlzeit in unserem Lieblingsrestaurant in Chinatown undenkbar. Wie immer gab es Slippery Shrimps und statt der Auberginen diesmal Chicken Kung Pao. Anschließend ging es durch halb L.A. wieder zurück „nach Hause“ – mit einem kleinen Abstecher, um etwas Frozen Yoghurt zu naschen, denn für Dessert ist bekanntlich immer noch Platz.

Wie schon am Vortag, als wir auf dem Weg ins Kino waren, fielen uns sehr viele liegengebliebene Fahrzeuge auf. Am Freitag war der nationale Tag des Doughnuts – möglicherweise war dies ja der Tag des Abschleppdienstes, und jeder wahre Amerikaner fühlte sich verpflichtet, diese Branche zu unterstützen. Vermutlich liegt es daran, dass es hierzulande keinen TÜV gibt, aber dafür wenigstens eine Abgasuntersuchung. Deshalb sieht man auch hier und dort Fahrzeuge, die vor allem durch den Rost und jede Menge Klebeband zusammengehalten werden. Manchmal fehlen auch einige Teile wie Fensterscheiben oder Rückspiegel, aber solange sie fahren … Ich habe auch noch nie so viele geplatzte Reifen am Straßenrand oder auf der Fahrbahn gesehen, und zwei Mal explodierte einer direkt vor oder neben uns.

Ursprünglich hatten wir nach unserer Rundreise die restlichen Folgen von Game of Thrones ansehen wollen, aber beim Programmieren ist leider etwas schiefgegangen. Immerhin hat der Recorder Mad Men aufgezeichnet, und so konnten wir uns das Serienfinale anschauen. Nach acht Jahren war natürlich jede Menge Wehmut mit dabei, obwohl die vergangenen Staffeln nicht mehr mit den ersten mithalten konnten. Immerhin hat die Serie zum Schluss zu ihrer alten Form zurückgefunden, und das Ende war, obwohl insgesamt zu kurz, durchweg befriedigend.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2015 und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.