Oblivion

Am zweiten Tag unserer Weltuntergangswoche geht es um einen Film, in dem die Erde bereits untergegangen ist: Oblivion. Tom Cruise hat heuer kein allzu gutes Jahr bei uns gehabt, Jack Reacher hatte nur ca. eine halbe Million Zuschauer, und von Oblivion hatte man sich im Vorfeld auch wesentlich mehr versprochen. Lustigerweise hieß Tom Cruise in beiden Filmen Jack, so brauchte er sich wenigstens nicht an einen neuen Namen zu gewöhnen.

Will Smith hatte aber auch kein so tolles Jahr. Men in Black 3 ließ vergangenes Jahr schon ein bisschen zu wünschen übrig, vor allem an der Kasse, inhaltlich war er ja recht ordentlich und besser als sein Vorgänger, und nun After Earth. Was hat den Mann da nur geritten? Gesehen habe ich den Film bislang nicht und habe auch kein Verlangen danach, was vor allem an der Art und Weise liegt, wie hier die Kinder von einem großen Star auf Teufel komm raus vermarktet werden sollen. Leider nicht das einzige Beispiel in der Branche.

After Earth handelte mal, so habe ich gehört, von einem Ausflug in die amerikanische Wildnis, bei dem der Vater einen Unfall erleidet und der Sohn sich auf den Weg macht, um Hilfe zu holen. Mit dem gigantischen und teuren Science Fiction-Spektakel, das am Ende daraus wurde, sind die Macher da ein ganz klein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Und dann soll das Ganze noch schamlose Werbung für Scientology sein. Für das schöne Geld hätte man doch besser Flyer verteilen sollen.

Ich frage mich, ob sich jemand mal die Mühe gemacht hat, Oblivion auf versteckte Botschaften von Scientology zu untersuchen. Immerhin kommt auch in Hubbards Lehren eine böse Alien-Rasse vor…

Oblivion

Nach einer Alien-Invasion, die erfolgreich zurückgeschlagen wurde, leben die Menschen nun auf einem Saturn-Mond. Nur ein paar Techniker sind auf der zerstörten und atomar verseuchten Erde zurückgeblieben, um die Reaktoren zu warten, die das Meerwasser in Energie umwandeln und in den Weltraum schicken. Einer davon ist Jack (Tom Cruise), der noch vage Erinnerungen an das Leben vor dem Angriff hat, obwohl sein Gedächtnis aus Sicherheitsgründen gelöscht wurde.

Eines Tages begegnet er der geheimnisvollen Julia (Olga Kurylenko), die er aus seinen Träumen kennt. Seine Gefährtin Victoria (Andrea Riseborough) reagiert eifersüchtig, die Kommandozentrale fordert ihre Auslieferung, und die Drohnen, die für ihre Sicherheit zuständig sind, versuchen sie zu töten. Jack erkennt, dass die Dinge nicht so sind, wie man ihm weismachen will, und dass die Rebellen, die ihre Arbeit sabotieren, vielleicht nicht so gefährlich sind, wie die Leute, für die er arbeitet…

Es dauert ein wenig, bis man sich in der Geschichte zurechtfindet, denn die Vorgeschichte über die Alien-Invasion ist kompliziert, aber der Look des Films und seine schönen Bilder von der zerstörten Erde sind faszinierend. Es hat schon etwas Poetisches, wenn die Kamera durch die Ruinen von New York gleitet, deren Straßenzüge halb unter Steinmassen begraben und von Wasserfällen durchzogen sind, auch wenn die Erklärungen für diese Veränderungen nicht ganz einleuchten.

Diese offensichtlichen Logikfehler ziehen sich durch den ganzen Film und schwächen auch die Handlung, ohne dass man sich allerdings groß darüber ärgern muss. Es mag vielleicht nicht alles stimmen, der Geschichte tut dies keinen Abbruch. Leider schafft es Tom Cruise nicht, dass man sich groß für seinen Helden erwärmt, und auch der Twist in der Story deutet sich schon lange vorher an. Das emotionale Zentrum des Films ist die Dreiecksgeschichte zwischen Jack, Victoria und Julia, die einen jedoch weitgehend kalt lässt und am Ende mit metaphysischem Unsinn brachial auf ein Happy End getrimmt wird. Bis zum erwarteten Showdown passiert leider nur sehr wenig Aufregendes, obwohl die ein, zwei Action-Szenen immerhin gekonnt inszeniert sind. Insgesamt ein akzeptabler postapokalyptischer Science-Fiction, von dem nur die schönen Bilder in Erinnerung bleiben.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.