Unser letzter Tag in Las Vegas, unsere letzte Wanderung. Nachdem wir vor anderthalb Jahren wegen der Budget-Auseinandersetzungen im Kongress daran gescheitert waren, die Red Rock Canyon National Conservation Area zu besichtigen, wollten wir das heuer nachholen. Die Felsformationen sind auf romantische Art wild zerklüftet – es handelt sich dabei um versteinerte Dünen – teilweise aber auch auf ähnlich spektakuläre Weise verfärbt wie im Valley of Fire.
Eine Scenic Road schlängelt sich durch den Park, und von den einzelnen Haltepunkten aus führen Wanderwege ins Innere. Im Visitor Center erkundigten wir uns nach den beliebtesten Routen und bekamen vier zur Auswahl. Wir entschieden uns für eine zweistündige Tour, die am Ende durch einen Slot Canyon führen sollte. Erst sehr viel später stellten wir fest, dass die Dame, die uns diese Auskunft gab, vermutlich noch nie einen Slot Canyon gesehen hat.
Der Weg in den Ice Box Canyon führt zwar nur moderat bergauf, ist dafür aber mit Geröll übersät. Große und kleine Steinbrocken erschweren das Vorankommen, stellenweise muss man über Felsen klettern oder sich durch dichtes Gestrüpp schlagen. Zum Glück war es am Donnerstag nicht mehr ganz so heiß, „nur“ noch so um die dreißig Grad. Dennoch kann man mit Fug und Recht sagen, dass das Ganze eine elende Plackerei war, zumal man so sehr darauf achten musste, wohin man tritt, dass man für die Landschaft selbst kaum ein Auge hatte. Das machte jedoch nichts, da sie sich ohnehin kaum veränderte: Nichts als schroffe Berge links und rechts, die, je weiter man in den Canyon hineinging, immer enger zusammenrücken, bis man ganz zum Schluss vor einer Felswand steht.
Ein paar todesmutige Wanderer sind sogar dort hinaufgeklettert und berichteten von einem kleinen Tümpel. Im Januar und Februar soll es hier angeblich einen Wasserfall geben, jetzt sah das Ganze eher trostlos aus. Man sollte das Tal umbenennen: Canyon of Disappointment wäre ein viel besserer Name.
Eine Besonderheit des Parks sind die Wüsten-Schildkröten, die hier zuhause sind. Leider haben wir keines dieser interessanten Tiere zu Gesicht bekommen, obwohl überall auf sie hingewiesen wurde. Faszinierend ist besonders die Tatsache, dass sie den Wasservorrat eines Jahres in ihrer Blase speichern können, womit sie ein Kamel vermutlich locker ausstechen dürften.
Nach zwei Stunden mühsamer Wanderung hatten wir die Nase voll und fuhren zurück nach Las Vegas. Am Abend machten wir noch ein wenig den Strip unsicher, der für einen Donnerstag sehr gut besucht war. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Stadt von Jahr zu Jahr voller wird. Menschenmassen schieben sich auf dem Las Vegas Boulevard von Kasino zu Kasino, und Shoppingmalls sprießen wie Pilze aus dem Boden. Und überall gibt es neue Baustellen, stellenweise werden bereits fünf, sechs Jahre alte Kasinos renoviert oder umgebaut.
Zum Abschluss gönnten wir uns ein Dinner im Wicked Spoon, nach wie vor unser Lieblingsbuffet in der Stadt. Und wir wurden wieder einmal nicht enttäuscht. Es ist zwar erneut etwas teurer geworden, lohnt sich aber immer noch. Auf dem Weg dorthin ergingen wir uns noch ein wenig im „Garten“ des Bellagio, der immer wieder, den Jahreszeiten entsprechend, neu dekoriert wird, diesmal mit Unterwasser-Motiven. Arg kitschig, aber das gehört in Las Vegas einfach dazu.
Zugenommen hat auch hier die Präsenz von Obdachlosen und Bettlern, die sich unter die kostümierten Filmhelden und Straßenmusiker mischen. Krebskranke oder schwangere Frauen, Veteranen im Rollstuhl oder junge Männer mit niedlichen Hunden – sie alle bitten um Kleingeld. Manchmal geht es dabei auch etwas ruppiger zu: Auf dem Rückweg zum Auto wurden wir Ohrenzeugen eines Handgemenges. Eine Frau beschuldigte jemanden lautstark, sie bestohlen zu haben, und sofort drängelten sich ein Dutzend Schaulustige um sie, um das Geschehen mit ihren Handys zu filmen. Darunter auch Darth Vader …