Am Mittwoch wollten wir zum Abschluss unserer Rundreise eine größere Wanderung unternehmen und zum letzten Mal einen Vulkan-Park besuchen. Leider hat das alles nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Mit dem Überschreiten der Staatsgrenze zu Kalifornien war wenigstens das leidige Schilder-Problem gelöst: Hier wird man wenigstens früh genug und ausreichend informiert, um auch als Ortsfremder seinen Weg problemlos zu finden.
Beim Überqueren von Staatsgrenzen innerhalb der USA muss man eines wissen: Man darf kein Obst und Gemüse mitführen und auch keine Pflanzen, um die Ausbreitung diverser Krankheiten und Schädlinge zu verhindern. Nahrungsmitteltransporte werden natürlich gesondert untersucht, aber auch Privatfahrzeuge werden angehalten und die Insassen befragt. Und so waren wir gezwungen, die Orange anzugeben, die ich zum Frühstück essen wollte, dann aber vergessen hatte. Der Beamte wollte sie sehen, um zu kontrollieren, ob mit ihr alles in Ordnung wäre. Was er auch gewissenhaft tat und sich dann sogar für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Vielleicht stammte er ja aus Kanada? Es war jedenfalls ein recht absurder, bürokratischer Akt, und für eine Sekunde dachte ich, er würde das Stück Obst vielleicht konfiszieren.
Auf unserem Weg nach Süden passierten wir noch einige Vulkane, der höchste davon ist Mount Shasta, der über viertausend Meter misst. Als wir in seine Nähe kamen, verhüllte er jedoch sein Haupt schüchtern in einer Wolke.
Einige Meilen später erreichten wir den McArthur-Burney Falls Memorial State Park, der vor allem für seinen Wasserfall berühmt ist. Teddy Roosevelt bezeichnete diesen als achtes Weltwunder. Ich selbst würde vielleicht nicht so weit gehen, besonders wenn man die Niagara-Fälle gesehen hat, muss aber zugeben, dass er recht eindrucksvoll ist.
Unser eigentliches Ziel war jedoch der Lassen Volcanic National Park, der etwas abseits der üblichen Touristenrouten liegt. Der Vulkan, der ihm seinen Namen gegeben hat, ist zwar „nur“ gut dreitausend Meter hoch, hat dafür aber zusammen mit seinen ihn umgebenen Brüdern eine ausgesprochen hübsche Landschaft erschaffen. Wie alle Vulkane in dieser Region ist er nach wie vor aktiv und könnte jederzeit ausbrechen. Worüber man in seiner Nähe allerdings nicht intensiver nachdenken möchte.
Leider hatten wir nicht bedacht – und der Reiseführer hat es uns ebenfalls verschwiegen –, dass in dieser Höhe noch jede Menge Schnee liegt. Infolgedessen waren etliche Routen gesperrt, so auch der Wanderweg, den wir ins Auge gefasst hatten: Die Bumpass Hell war teilweise noch zugefroren …
Bumpass Hell ist eine jener Gegenden im Park, die für ihre geothermale Aktivität berühmt sind. Das heißt, aus dem Boden treten heiße Quellen und Fumarolen aus, die nach verfaulten Eiern stinken. Im Frühjahr, wenn reichlich Wasser vorhanden ist, kann man das an vielen Stellen bestaunen, eine davon ist Sulphor Works und befindet sich direkt neben der Straße. Dort blubbert und brodelt es in einem kleinen Schlammteich wie in einer Hexenküche (Video), und es riecht so durchdringend nach Schwefel, dass man den Geruch noch Stunden später in der Nase hat. Wir zeigten uns angemessen interessiert und suchten dann schleunigst das Weite.
Am späten Nachmittag waren wir in Corning und hatten Hunger, was nicht verwunderlich ist, denn abgesehen von einem Sandwich hatten wir den ganzen Tag über nichts gegessen. Übrigens scheint es bei den Fast-Food-Ketten einen neuen Trend zu geben: Avocados sind von der Speisekarte plötzlich nicht mehr wegzudenken, sogar die Kette mit dem großen M und dem fetten Essen wirbt auf einmal damit. Auf der Suche nach einem netten Restaurant stießen wir in der Nähe unseres Hotels auf einen Imbisswagen, der mexikanische Gerichte offerierte. Unsere Concierge, von der wir annahmen, dass sie als Latina etwas von Tacos und Burritos versteht, konnte ihn nur empfehlen. Wir gingen das Wagnis ein – und wurden mit verdammt guten Burritos belohnt …