Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns am Dienstagmorgen nicht allzu spät und bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Zuvor hatte ich noch im Internet die Tagesroute nachgesehen, die wirklich einfach zu sein schien – aber da hatte ich noch nicht mit dem Mangel an Verkehrsschildern in Oregon gerechnet. So langsam glaube ich, sie wollen gar keine Touristen hier, ansonsten habe ich einfach keine Erklärung dafür, warum sie nicht in der Lage sind, ein einfaches Verkehrsschild aufzustellen oder sich wenigstens auf den Namen einer Straße zu einigen.
Wir wollten südlich von Bend auf den Cascade Lakes National Scenic Byway, der laut Eigenwerbung zu den bedeutendsten Routen dieser Art in den USA gehören soll. Allerdings will in Bend niemand, dass man diese Straße erreicht, denn es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, wo sie verläuft. Auch die Straßennamen helfen nicht weiter, ebenso wenig die Nummern der Highways, weil diese ständig wechseln oder nicht angegeben sind. Wenn man jedoch weiß, dass der Mount Bachelor ebenfalls in dieser Richtung liegt, kann man sich daran orientieren, nur verschwindet der auch bald wieder von den spärlich vorhandenen Hinweisschildern und wird durch die Cascade Lakes ersetzt. Das Wort Scenic Byway liest man jedoch zum ersten Mal, wenn man sich bereits auf dieser Straße befindet, dann aber alle paar Meilen. Wäre es denn so viel verlangt, nur eines dieser vielen Schilder an der richtigen Kreuzung zu platzieren? So sind wir eine gute halbe Stunde lang immer wieder hin und her gefahren und haben uns dusselig und dämlich gesucht.
Und so toll, wie er in der Broschüre beworben wurde, war der Scenic Byway dann nicht einmal. Theoretisch gibt es an der Strecke viele Seen, praktisch kann man sie jedoch so gut wie nie erreichen. Gelegentlich werden Wanderwege beschildert, allerdings ohne Meilenangaben oder Hinweise, wohin sie überhaupt führen, was es ohne Karte zu einem richtigen Abenteuer macht, sie zu benutzen. Mit etwas Glück findet man dann auch wieder zurück. Ein oder zwei Seen sind wenigstens von der Straße aus zu sehen, die anderen kann man nur über endlos lange Zufahrten erreichen. Auch hier wieder finden sich keine Meilenangaben, noch dazu handelt es sich um Schotterwege, die man mit dem Mietwagen nicht einmal befahren darf. Und manchmal führen die Wege auch in einem weiten Bogen um einen See herum, ohne dass man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Warum auch immer …
Kurz und gut: Abgesehen von ein, zwei netten Fotostopps hätten wir uns den gesamten Umweg sparen können, zumal man die ganze Zeit über nur durch dichte Wälder fährt. Hin und wieder kann man aber wenigstens einen schneebedeckten Vulkankegel über den Wipfeln erspähen – falls das ein Trost ist. Immerhin: Das lustigste Ereignis des Tages ereignete sich auch auf diesem denkwürdigen Byway, der in relativ großer Höhe verläuft. Plötzlich gab es einen lauten Knall im Wagen, und es stellte sich heraus, dass eine Chipstüte aufgeplatzt war. Muss wohl etwas mit der dünneren Luft zu tun haben.
Der eigentliche Höhepunkt des Tages war jedoch Crater Lake National Park. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Vulkan, der jedoch vor einigen tausend Jahren in sich zusammengestürzt ist und in dessen Trichter sich ein See gebildet hat. Später ist in diesem See noch einmal ein kleinerer Vulkan ausgebrochen und hat ein wunderhübsches Inselchen geboren: Wizard Island. Man kann auf einer Straße rund um den See fahren, diese wird jedoch erst im Juli komplett geöffnet. Wir hatten Glück, denn die Westseite war bereits befahrbar – und diese war unglaublich schön. So ein tiefes, intensives Blau habe ich nie zuvor in der Natur gesehen. Fast scheint es, als hätte Oregon mit diesem Highlight (Video) den früheren Ärger wieder wettmachen wollen …