Unser Reiseführer behauptet, Portland wird häufig als City of Parks oder als City of Fountains bezeichnet, tatsächlich habe ich vor Ort nur Hinweise auf den Titel City of Roses gefunden, was mich zu der Vermutung veranlasst, dass Portland genauso gut auch die City of Irgendwas sein könnte. Alles in allem hat es mir hier aber sehr gut gefallen, und ich könnte mir vorstellen, noch einmal herzukommen.
Da der Himmel am Sonntag immer noch recht bewölkt war, warfen wir unsere Pläne kurzerhand über den Haufen. Anstatt durch einen feucht-kalten Wald zu laufen und uns ein Dutzend Wasserfälle anzusehen und danach einen Abstecher zum Mount Hood zu unternehmen, von dem wir dann vielleicht gar nichts vor lauter Nebel gesehen hätten, beschlossen wir, uns diesen Tag frei zu nehmen und zu faulenzen.
Am Montag feiert man in den USA den Memorial Day, der dem Gedenken der gefallenen amerikanischen Soldaten gewidmet ist, und wie immer, wenn in den USA ein hoher Feiertag ansteht, heißt das vor allem eins: Schnäppchenzeit! Natürlich bleibt noch immer ein bisschen Zeit übrig, besinnlich zu sein, aber Rabattaktionen sind nun einmal essentiell für die heimische Wirtschaft. Immerhin leben wir im Kapitalismus. Und zum Zeichen der Ehrerbietung werden die Friedhöfe mit US-Flaggen zugepflastert – schließlich wollen die Hersteller von Fahnen auch leben.
So verbrachten wir den Tag in zwei überfüllten Shopping Malls, in dem Wissen, dass unsere Koffer ohnehin bis zum Bersten gefüllt sind. Aber wie gesagt, es ist Schnäppchenzeit, und dass es in Oregon keine Mehrwertsteuer gibt, macht das Ganze noch verführerischer.
Immerhin blieb noch genug Zeit, um auch ins Kino zu gehen:
A World Beyond
Frank (Thomas Robinson) reist 1964 zur Weltausstellung, um dort bei einem Wettbewerb seinen selbst konstruierten Jet Pack vorzustellen. Dabei trifft er die mysteriöse Athena (Raffey Cassidy), die ihn mitnimmt in eine aufregende Stadt voller futuristischer Gebäude und kurioser Erfindungen. Ein halbes Jahrhundert später findet die technikverliebte Casey (Britt Robertson) eine geheimnisvolle Anstecknadel, die sie bei Berührung in jene Stadt der Zukunft transportiert, wenn auch nur für kurze Zeit. Als sie Nachforschungen anstellt, sind plötzlich humanoide Roboter hinter ihr her, und dann taucht Athena auf, um sie zu Frank (George Clooney) zu bringen, damit sie gemeinsam die Welt retten.
Tomorrowland ist ein Themenpark in Disneyland, in dem die Zukunft von gestern bereits Geschichte ist. In den Fünfzigerjahren von Walt Disney noch selbst kreiert, versinnbildlicht er all die Hoffnungen und Sehnsüchte jener Zeit, die von Weltkrieg und Not geplagt war und ihre Träume deshalb auf eine strahlende Zukunft projizierte. Strahlend durchaus im doppelten Sinn des Wortes, denn damals setzte man mit großer Begeisterung auf die Atomkraft.
Wie passend, dass in dem Film, der in Europa leider umbenannt werden musste, weil der Name schon vergeben war, die Atomkraft eher negativ und zerstörerisch besetzt ist. Gleich mehrmals sieht man Atompilze blühen, schließlich dräut der Weltuntergang. Dazu die Überbevölkerung und die Klimaerwärmung, um noch zwei weitere Punkte auf der Liste zu erwähnen. Die Lage ist ernst, das hat auch Disney erkannt.
Der Ansatz ist gut, die Geschichte von einem geheimnisvollen Portal zwischen den Welten, einer Stadt der Träumer und Tüftler, die von dunklen Mächten bedroht ist, besitzt Potential, doch leider entwickelt sich daraus keine brauchbare Story. Statt einer gibt es zwei, viel zu lange Einleitungen, in denen die Erlebnisse der beiden Hauptfiguren erzählt werden. Erst mit den Verfolgern bekommt die Handlung endlich das nötige Tempo und die Spannung, die der Trailer versprochen hat, nur um schon nach kurzer Zeit wieder an Fahrt zu verlieren – und das ist die bessere erste Hälfte des Films.
Sobald die Helden Tomorrowland erreicht haben, fällt die Geschichte auseinander wie eine schlecht gewartete Achterbahn: Die Verfolger sind plötzlich spurlos verschwunden, die Mission, die sie schließlich hergeführt hat und die nie wirklich überzeugend wirkte, scheint auf einmal vergessen zu sein. Die Drehbuchautoren Damon Lindelof und Brad Bird, der auch für die Regie verantwortlich zeigt, stümpern sich zu einem ökologisch angehauchten, esoterisch verbrämten Ende, das immerhin über eine anrührende, tragische Szene verfügt, wegen der man dem Ganzen nicht wirklich böse sein möchte. Wirklich Sinn macht allerdings gar nichts davon, es scheint vielmehr, als hätte man das Buch so oft umgeschrieben, dass am Ende selbst die Macher den Überblick verloren haben. Schade um die vertane Chance, aber es gibt ohnehin nur zwei Gründe, diesen Film anzuschauen: Brit Robertson und Raffey Cassidy.
Note: 4+