Von Mittwoch auf Donnerstag übernachteten wir in Kalispell, ein Ort, der mehr hermacht, als man auf den ersten Blick meinen möchte und zudem über eine nette, historische Altstadt verfügt. Auf der Suche nach einem Restaurant fürs Abendessen kamen wir auch in das überraschend moderne Geschäftsviertel der Stadt, in dem nahezu jede größere Ladenkette der USA vertreten zu sein scheint. Gegessen haben wir schließlich in einem Burger Restaurant namens Five Guys, das zu einer Kette gehört, die von vielen Kritikern zu den besten überhaupt gezählt wird. Die Wände im Lokal waren mit den Lobeshymnen gepflastert. Auf den ersten Blick wirkte der Laden wie eine Mischung aus einem deutschen Discounter und einer Autowerkstatt der Fünfziger. Alles ist Rot, Weiß oder Schwarz, in der Mitte des Raumes liegen säckeweise Kartoffeln, und die gefliesten Wände werden von Rallyestreifen geziert. Während man auf sein Essen wartet, kann man gratis Erdnüsse knabbern und den Köchen auf die Finger schauen. Die Burger wirken hausgemacht und werden in Alufolie gewickelt serviert, die Fritten in Pappbechern (leider keine gute Idee, so werden sie schnell weich). Alles in allem ist es natürlich immer noch Fast Food, aber selbst als jemand, der eigentlich keine Burger mag, fand ich den Bacon Burger recht lecker.
Am Donnerstag ging es recht früh los, da ein langer Fahrtag vor uns lag. Die meiste Zeit fuhren wir durch Montana, von dem ich eine völlig falsche Vorstellung hatte, denn anstatt endloser Prärie erwarteten uns sanfte, gewellte Hügel, viele Wälder und Seen und natürlich die Rocky Mountains im Hintergrund.
Unser erster Halt war die National Bison Range, ein Wildtiergehege nicht nur für die namensgebenden Rinder, sondern auch für Schwarzbären, Dickhornschafe, Gabelantilopen und viele andere Tiere. Es gibt eine Straße, die über neunzehn Meilen durch die Berge führt und auf der man einige dieser Wildtiere beobachten kann. Eindrucksvoll waren vor allem die Bisons, die sich links und rechts der Straße versammelt hatten und mal von der einen zur anderen Seite wechselten, ohne sich dabei an die Autos zu stören oder an die Menschen, die sie fotografierten. Aussteigen ist verboten, aber ich habe mich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, um ein paar Schnappschüsse zu schießen. Ein bisschen mulmig war mir schon dabei zumute, zumal etliche Kälber dabei waren, aber selbst als ich versehentlich gehupt habe, ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Zwei Videos geben einen Einblick, vorsicht – das erste Video ist FSK16, das zweite Video jugendfrei.
Dieser Abstecher hat mit knapp drei Stunden leider viel länger gedauert als geplant, weshalb keine Zeit mehr für andere Aktionen blieb. Wir fuhren weiter durch das wunderschöne Montana nach Idaho, beides erzkonservative Staaten mit vielen Kirchen, Bibel-Camps und martialischen Sprüchen am Wegesrand. Und mit vielen Kreuzen, die vermutlich an Verkehrstote erinnern und deren große Anzahl direkt erschreckend war.
Ausgerechnet Washington entpuppte sich dann landschaftlich als enttäuschend – zumindest das, was wir vom Landesinneren gesehen haben, denn die Küste, an der wir vor ein paar Wochen waren, ist sehr pittoresk. Hier gibt es jedoch nur endlose Felder mit Erbsen, Weizen und Kartoffeln und Hügel voller vertrocknetem Gras. Die Temperaturen kletterten auf dreißig Grad, und als wir uns am Abend Yakima näherten, brach ein heftiges Gewitter herein. So endete unser Tag mit einem spektakulären Naturschauspiel.