Lachsfischen im Jemen

Ein früherer Nachbar von mir war mit einem Sohn des Herrschers von Dubai befreundet. Eines Tages kam dieser zu Besuch und fuhr in einer riesigen Stretch-Limousine vor. Der Wagen war so lang, dass es schier unmöglich schien, ihn in unserer kleinen Straße zu wenden (wahrscheinlich wurden dafür kurzfristig die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt). Einige Zeit später erfolgte der Gegenbesuch, und der Scheich (oder Prinz) wünschte sich einen Kasten Bier unserer Heimatbrauerei, das ihm so gut geschmeckt hat. Alkohol in ein islamisches Land zu schmuggeln, ist per se keine besonders gute Idee, es sei denn, man hat die richtigen Kontakte…

An diese Geschichte musste ich denken, als ich mir kürzlich Lachsfischen im Jemen angeschaut habe.

Lachsfischen im Jemen

Scheich Muhammed (Amr Waked) ist ein begeisterter Angler, der eines Tages auf die Idee kommt, im Jemen die Lachsfischerei einzuführen. Seine Anwältin Harriet (Emily Blunt) kontaktiert dazu den renommierten Experten Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor), der das Ganze sofort als Schnapsidee abtut. Doch dann springt die Regierung, die endlich einmal gute Nachricht aus dem arabischen Raum vermelden will, auf den Zug auf, und die rabiate Regierungssprecherin Patricia Maxwell (Kristin Scott Thomas) nimmt sich des Falls an. So wird Alfred von seinem Chef zur Mitarbeit genötigt und findet langsam Gefallen an dem Projekt – und an Harriet…

Diese Geschichte ist so liebenswert und exzentrisch, dass sie nur von einem Briten stammen kann. Tatsächlich wurde die Romanvorlage von einem Briten geschrieben, der Film jedoch von Lasse Hallström in Szene gesetzt, und es könnte keinen besseren Regisseur für diese kleine Schrulle geben. Hallström inszeniert mit leichter Hand die absurdesten Situationen, die irgendwo zwischen Metapher und Satire angesiedelt sind. Die Figuren sind sympathisch, ganz besonders Ewan McGregor als schüchterner, stets ein wenig verloren wirkender Nerd. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen ihm und Emily Blunt entwickelt, wäre für den Film nicht unbedingt notwendig gewesen, rundet sie aber auf angenehme Art ab. Kristin Scott Thomas beweist einmal mehr, dass sie fast alles spielen kann, aber nichts besser als ein bissiges Biest.

Leider verliert die Geschichte im Verlauf des Films ein wenig an Fahrt. Die Grundidee ist schnell etabliert, aber die weiteren Entwicklungen erfahren keine dramaturgische Steigerung, sondern spulen sich routiniert und sehr vorhersehbar ab, bis es schließlich zu einigen beinahe klischeehaften Zuspitzungen und zum Glück zu einem hoffnungsvollen und schönen Ende kommt. Nicht sehr realitätsnah, aber dafür voller Herzenswärme.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.