Am Donnerstag wollten wir zur Therapie. Mark G. leidet bekanntlich unter Höhenangst, und was liegt da näher, als einen Ausflug zur Capilano Suspension Bridge zu unternehmen und in schwindelerregender Höhe eine Schlucht zu überqueren? Doch der Nervenkitzel ist mit knapp 40 Dollar nicht gerade billig, außerdem sind einige Teile des Parks geschlossen, weshalb wir auf den Lynn Canyon Park auswichen, der ebenfalls über eine Hängebrücke verfügt, dafür aber kostenfrei ist. Und ein paar Wasserfälle gibt es noch obendrein. Als ich Mark G.s Gesicht bei der ersten Überquerung der Brücke gesehen habe, war ich sicher, dass wir uns richtig entschieden hatten.
Nach einigen Wanderungen im Park, darunter zu einem tiefgrünen Pool mit Mini-Wasserfall, fuhren wir wieder nach Vancouver zurück. Mit dem Auto ist es nicht gerade einfach, sich hier zurechtzufinden, denn die Kanadier sind sparsam mit Straßenschildern und montieren sie bisweilen so, dass man über die Richtungsangaben verwirrt ist. Am Ende kamen wir aber immer ans Ziel, nur manchmal über einen Umweg.
Ein kleiner Ausflug nach Granville Island stand am Nachmittag auf dem Programm, das ist eine kleine Insel, die von einer riesigen Autobahnbrücke dominiert wird. Von der Marina aus hat man auch eine sehr schöne Aussicht auf Vancouver Downtown (Video). Auf dem schmalen Eiland haben sich etliche kleine Geschäfte angesiedelt, viele Souvenirläden, aber auch Galerien und Boutiquen. In zwei großen Markthallen finden sich Stände mit kunstvoll aufgeschichtetem Obst und Gemüse sowie jede Menge Imbissstände mit Mahlzeiten aus allen Herren Länder. Sogar deutschen Käse kann man dort kaufen. Das Ganze ist eine Mischung aus Fischman’s Wharf, Grand Central Market und einem Hipster-Einkaufszentrum. Wo sonst kann man billiges Spielzeug aus China, indianische Kunst, Touristenkitsch und handgefertigte Besen und Bürsten kaufen und dabei einen Fischtaco, französische Patisserien oder indisches Curry verspeisen? Die Insel ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ursprünglich hatten wir zum Abschluss einen meditativen Besuch im japanischen Garten geplant, waren aber zu müde dafür und fuhren daher zurück ins Hotel. Nach acht Stunden Pflastertreten am Mittwoch und sieben Stunden, davon drei in der freien Natur, am Donnerstag, muss es auch mal gut sein.