Auf der Brücke, unter der Brücke

Am Donnerstag wollten wir zur Therapie. Mark G. leidet bekanntlich unter Höhenangst, und was liegt da näher, als einen Ausflug zur Capilano Suspension Bridge zu unternehmen und in schwindelerregender Höhe eine Schlucht zu überqueren? IMG_2624a_smallDoch der Nervenkitzel ist mit knapp 40 Dollar nicht gerade billig, außerdem sind einige Teile des Parks geschlossen, weshalb wir auf den Lynn Canyon Park auswichen, der ebenfalls über eine Hängebrücke verfügt, dafür aber kostenfrei ist. Und ein paar Wasserfälle gibt es noch obendrein. Als ich Mark G.s Gesicht bei der ersten Überquerung der Brücke gesehen habe, war ich sicher, dass wir uns richtig entschieden hatten.

SAM_7468a_smallNach einigen Wanderungen im Park, darunter zu einem tiefgrünen Pool mit Mini-Wasserfall, fuhren wir wieder nach Vancouver zurück. Mit dem Auto ist es nicht gerade einfach, sich hier zurechtzufinden, denn die Kanadier sind sparsam mit Straßenschildern und montieren sie bisweilen so, dass man über die Richtungsangaben verwirrt ist. Am Ende kamen wir aber immer ans Ziel, nur manchmal über einen Umweg.

Ein kleiner Ausflug nach Granville Island stand am Nachmittag auf dem Programm, das ist eine kleine Insel, die von einer riesigen Autobahnbrücke dominiert wird. Von der Marina aus hat man auch eine sehr schöne Aussicht auf Vancouver Downtown (Video). Auf dem schmalen Eiland haben sich etliche kleine Geschäfte angesiedelt, viele Souvenirläden, aber auch Galerien und Boutiquen. In zwei großen Markthallen finden sich Stände mit kunstvoll aufgeschichtetem Obst und Gemüse sowie jede Menge Imbissstände mit Mahlzeiten aus allen Herren Länder. Sogar deutschen Käse kann man dort kaufen. Das Ganze ist eine Mischung aus Fischman’s Wharf, Grand Central Market und einem Hipster-Einkaufszentrum. Wo sonst kann man billiges Spielzeug aus China, indianische Kunst, Touristenkitsch und handgefertigte Besen und Bürsten kaufen und dabei einen Fischtaco, französische Patisserien oder indisches Curry verspeisen? Die Insel ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Ursprünglich hatten wir zum Abschluss einen meditativen Besuch im japanischen Garten geplant, waren aber zu müde dafür und fuhren daher zurück ins Hotel. Nach acht Stunden Pflastertreten am Mittwoch und sieben Stunden, davon drei in der freien Natur, am Donnerstag, muss es auch mal gut sein.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2015 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.