Am Dienstag wollte Seattle uns wohl beweisen, dass es durchaus seine ungemütlichen Seiten hat. Vielleicht war die Stadt aber auch einfach nur traurig, dass wir abreisen mussten. So wie wir, denn wir hatten hier wirklich eine Menge Spaß.
Unterwegs begann es sogar heftig zu regnen, was für diese Jahreszeit leider völlig normal ist. Die Küstenstraße, die wir anstelle des Highways genommen hatten, war landschaftlich aber dennoch reizvoll. Unterwegs hielten wir in dem winzigen Örtchen Edison, das über eine Handvoll alter Häuser verfügt und über eine gute Bäckerei, die man eher in Seattles Hipstervierteln vermutet. Alles bio, alles Handarbeit und entsprechend teuer – aber lecker.
Am Nachmittag erreichten wir Vancouver und erkundeten zunächst die Gegend. Die Einreise verlief reibungslos, der Grenzbeamte war zwar nicht übermäßig freundlich, aber man fühlte sich wesentlich willkommener als bei der Einreise in die USA. Und natürlich wurden wir gefragt, ob wir Schusswaffen mit uns führen – schließlich kommen wir ja aus dem Wilden Westen …
Da das Wetter immer noch etwas unbeständig schien, gingen wir am Abend ins Kino und sahen uns Avengers: Age of Ultron an. Im Reiseführer hieß es, Vancouvers Einwohner wären zu rund dreißig Prozent asiatischer Herkunft, in Kino waren es eher siebzig. Wir kamen uns vor wie in Hong Kong. Eine witzige Idee fiel uns noch in der Pre-Show auf: Es gab kleine Quizspiele, an denen sich die Besucher mit ihren Handys beteiligen konnten. Mal war es ein Ratespiel, dann mussten leere Dosen und Verpackungen in Mülleimer geworfen werden, die Sieger erhielten dann Punkte für ihre Kinoclubkarte, Gratis-Popcorn oder ähnliches. Und danach wurde man gleich aufgefordert, alle Geräte abzuschalten.
Avengers: Age of Ultron
Die Avengers können Hydra ein gefährliches Alien-Artefakt entreißen, das Tony Stark (Robert Downey jr.) dazu benutzen will, ein von einer KI gesteuertes Programm namens Ultron zu entwickeln, das die Welt vor großen Gefahren schützen soll. Doch Ultron entwickelt ein sinisteres Eigenleben und wird selbst zur Gefahr für die Erde und die Avengers.
Die Wege zur Hölle sind bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Ein weiterer Spruch, der zum Film passt, lautet: Alles, was der Mensch erfindet, wird früher oder später zur Waffe. Damit ist die gesamte, leider recht dürftige Handlung des Films zusammengefasst. Der gewohnt überheblich und selbstverliebt agierende Stark entwickelt die Waffe, die seinen Untergang bedeutet und den der übrigen Menschheit gleich mit. Wenn die Helden sonst keine Gegner haben, erschaffen sie sie sich eben selbst …
Joss Whedon, der das Buch schrieb und Regie führte, hat irgendwann vermutlich selbst gemerkt, dass die Geschichte nicht allzu viel hergibt, weshalb er dankenswerterweise stärker auf einige Charaktere eingegangen ist. Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) muss sich ihrer Vergangenheit stellen und knüpft zudem zarte Bande zu Bruce Banner (Mark Ruffalo), und auch über Jeremy Renners Figur erfährt man etwas mehr. Trotzdem sind zu viele Figuren im Spiel. Die hervorragend inszenierten Actionszenen erinnerten mehr an Wimmelbilder, auf denen man nach seinen Helden suchen konnte, und etliche von ihnen verschwinden für geraume Zeit von der Bildfläche. Ein Schurke, ein Dutzend Helden, könnte man sagen.
Letzten Endes kommt es natürlich immer auf den Bösewicht an, und da ist Ultron, im Original großartig gesprochen von James Spader, leider nicht so interessant. Erschaffen, um die Welt zu retten, verfällt er auf die Idee, sie zu zerstören. Ganz schlüssig ist seine Argumentation leider nicht, aber das muss sie auch nicht sein, solange er nur bedrohlich genug auftritt. Schade, irgendwie hätte man sich für die Avengers einen würdigeren Gegenspieler und ein besseres Abenteuer gewünscht.
Note: 3