FF6

Sogar das Kino hat seine Jahreszeiten, so freut man sich im Spätwinter und Frühjahr auf die Oscarfilme der vergangenen Saison und im Sommer auf die Blockbuster. Zu den Auftaktfilmen in diesem Jahr gehörte der sechste Teil einer Serie, die so fern ab dessen ist, was ich mir gerne im Kino anschaue, dass ich irgendwie neugierig war. Vor allem nachdem Mark G. mir erzählt hatte, dass der fünfte Teil recht ordentlich war, was ich irgendwann einmal überprüfen werde – wenn ich ganz viel Zeit habe. Immerhin war dieser Film so erfolgreich, dass er momentan auf Platz 3 Der Jahres-Charts steht. Die Rede ist von:

Fast & Furious 6

Nach ihrem letzten, überaus erfolgreichen Coup haben Dom (Vin Diesel) und seine Freunde jede Menge Geld, leben aber im Exil. Hobbs (Dwayne Johnson) bietet ihnen einen Job an, der sie rehabilitieren könnte: Sie sollen den genialen Schurken Shaw (Luke Evans) zur Strecke bringen. Brian (Paul Walker) zögert zunächst, doch dann erfährt Dom, dass seine Freundin Letty (Michelle Rodriguez) doch nicht tot ist, wie sie glaubten, sondern zu Shaws Crew gehört…

Sich den sechsten Teil einer Reihe anzuschauen, ohne die fünf Filme davor gesehen zu haben, ist auf den ersten Blick vielleicht keine so gute Idee. Andererseits reicht es bei diesem Franchise, wenn man die Trailer kennt, um sich einen Überblick über die Geschichte zu verschaffen, denn so kompliziert ist die Handlung nicht; im schlimmsten Fall entgeht einem vielleicht die eine oder andere Nuance bei der Charakterentwicklung.

Aber Spaß beiseite: Auch wenn man nicht weiß, wer mit wem warum früher Streit hatte, kann man der recht simplen Handlung bequem folgen. Die Auto-Stunts sind cool, wie es sich für einen solchen Film gehört, aber nicht wirklich spektakulär. Was weniger am Können der Stuntmen liegt, sondern in der Natur der Sache begründet ist: Seit knapp hundert Jahren werden Stunts mit Autos gemacht, da ist es einfach schwer, was Neues zu entwickeln. Weil die Macher das auch wussten, kamen sie auf die Idee mit dem Flugzeug. Eine ausgesprochen dumme Idee, über die man noch lange spotten kann. (Wie lang war die Startbahn – 50 km? Irgendwer im Internet hat’s ausgerechnet.) Aber so bleibt wenigstens etwas von dem Film in Erinnerung…

Die letzte Szene machte die Fans allerdings heiß auf den nächsten Teil, der natürlich noch spektakulärer werden muss (wahrscheinlich ein Duell zwischen Autos und einem U-Boot oder wenigstens einer Rakete). Das heißt auch: Noch mehr exotische Schauplätze und noch knapper bekleidete Mädels und wohl leider auch noch weniger Logik und noch peinlichere Dialoge.

Wer auf Action steht und beim Anschauen zu faul zum Nachdenken ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Unterhaltsam, aber ohne jeden Nährwert.

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.