Django

Nachdem ich in den letzten Tagen über meine persönlichen Top-Filme des Jahres geschrieben habe, gibt es nun in loser Reihenfolge Kritiken zu den bislang erfolgreichsten Filmen von 2013. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von den ersten fünf Plätzen nur zwei gesehen habe. Den Anfang macht:

Django Unchained

Vom deutschen Kopfgeldjäger Dr. Schultz (Christoph Waltz) aus der Gefangenschaft befreit, schließt sich ihm der Ex-Sklave Django (Jamie Foxx) an, um gemeinsam Bösewichter zur Strecke zu bringen und Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) vor dem hinterhältigen Plantagenbesitzer Candie (Leonardo DiCaprio) zu retten.

Als erklärter Fan des Exploitationfilms war es nur eine Frage der Zeit, bis Quentin Tarantino einen Spaghetti-Western drehen würde, und dass er dieses Genre mit dem Thema des Kampfes gegen die Sklavenhaltergesellschaft der amerikanischen Südstaaten kombiniert hat, ist ein beinahe genialer Einfall. Die Grundidee der Geschichte – Django rettet seine entführte und versklavte Frau aus den Fängen ihres schurkischen Besitzers – besitzt etwas Archaisches, Mythisches, weshalb Tarantino sie nicht umsonst mit einem Teil der Nibelungensage vergleicht, und hätte er diese Story geradlinig und in seiner gewohnt kraftvollen Art erzählt, wäre sicherlich ein Meisterwerk dabei herausgekommen.

Leider nimmt sich Tarantino zu viel Zeit, um in fruchtlose Nebenhandlungen abzuschweifen und – auf teilweise durchaus unterhaltsame Art – völlig überflüssige Begebenheiten zu schildern. So kommt seine Geschichte nicht schneller voran als die Gruppe in Ketten gelegter Sklaven zu Beginn des Films, und auch sonst holpert die Dramaturgie an manchen Stellen ganz gehörig. Tarantinos Talent liegt ohnehin vor allem im Schreiben von Dialogen und in der Inszenierung von atmosphärisch dichten Momenten, die für sich genommen jedoch meist bedeutsamer sind als in ihrer Summe. Wieder einmal zitiert er frech und lustvoll andere Filme und Geschichten, aber er wirkt dabei ein wenig angestrengter als sonst und anfälliger für Klischees. Seine beiden Kopfgeldjäger-Helden, die sich nicht im Ansatz die Mühe machen, die Flüchtigen festzunehmen, sondern sie gleich ohne Warnung und oft aus dem Hinterhalt erschießen, sind leider kaum sympathisch, aber ihre moralische Unvollkommenheit gehört eben auch zum Genre. Das kann man, wie die übertriebenen, comichaften Gewaltexzesse, die bisweilen peinlich wirken, mögen oder auch nicht.

Dass die FSK den Film ab 16 freigegeben hat, ist dabei ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, dass Leonardo DiCaprio, der wieder einmal unglaublich gut spielt, bei den Oscarnominierungen übergangen wurde. Ich hätte lieber ihm den Oscar gegönnt als Christoph Waltz, der sich mehr oder weniger selbst gespielt hat (abgesehen davon, dass er im wahren Leben keine Menschen erschießt).

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.