Die letzten Tage verliefen relativ ereignislos. Ein weiterer Gast ist eingetroffen, der Hausherr ruht noch immer mit einer schweren Erkältung im Bett, und ich habe einen leichten Schnupfen. Das verschwundene Mädchen, von dem in meinem letzten Beitrag die Rede war, wurde noch am selben Abend gefunden, nachdem ein Autofahrer sie vermutlich mitgenommen und in einem anderen Stadtteil wieder ausgesetzt hat. Der Druck der Medien und die starke Polizeipräsenz haben wohl ihr Übriges dazu beigetragen. Jetzt wird nach dem Wagen und dem Fahrer gefahndet. Und dann war vorgestern in den Medien noch von einem Mann zu lesen, der sich in einem der hiesigen Vergnügungsparks vor einem Karussell erschossen hat. In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Freitag unternahmen wir einen Ausflug zu einer Mall in der Nähe, bei der wir noch nie waren. Viel verpasst haben wir dort allerdings nicht, sie ist klein und ziemlich in die Jahre gekommen und wäre die perfekte Kulisse für einen Film über eine Zombie-Apokalypse, und bei einem Blick in manche Gesichter, konnte man sich fragen, ob sie nicht bereits begonnen hat.
Unterwegs dorthin verirrten wir uns ein klein wenig. Da die meisten Straßen über Dutzende Meilen verlaufen und man sie, egal wohin man auch fährt, immer wieder kreuzt, war es ein wenig irreführend, dass ein Boulevard an einer Stelle unterbrochen wird, um etliche Blocks später wie aus dem Nichts weitergeführt zu werden. Und wir waren irgendwo in der Mitte und suchten verzweifelt nach der Straße. Unser Weg führte uns dabei durch ein Industrieviertel und danach durch eine von einem Kanal durchzogene Brachlandschaft, die in ihrer Flachheit ein bisschen an Holland erinnerte. Nur ohne Windmühlen, dafür aber mit Palmen.
Zum ersten Mal seit sechs Jahren haben wir in der Mall eine Wetzel-Pretzel gegessen, eine süße, mit Mandelsplittern umhüllte Brezel mit Karamellsauce, die leider nicht so lecker war, wie wir sie in Erinnerung hatten. Aber so ist das vermutlich im Leben, auf der Suche nach der verlorenen Zeit schmeckt eben nicht alles nach Madeleines …
Den halben Samstag verbrachte ich wieder in der Küche, um für die Oster-Party Eier zu färben und Kuchen zu backen. Dieses Jahr müssen wir unbedingt Fotos von den Eierverstecken machen, da in der Vergangenheit einmal eines von den Kindern übersehen wurde und nach Wochen in der Hitze nicht unbedingt nach Rosen roch. Das Backen war auch ein Abenteuer für sich – mit zu kleinen Formen, den falschen Maßeinheiten und einem fremden Ofen. Beim Umrechnen von Celsius in Fahrenheit ist mir prompt ein Fehler passiert, so dass ein Kuchen nun an einer Seite etwas zu dunkel geraten ist. Aber da es ein französisches Rezept ist, kann ich immer noch behaupten, das gehört so.
Am Vormittag waren wir mal wieder im Kino, die Kritik zu Die Bestimmung – Insurgent folgt dann demnächst. Um uns anschließend für die Küchenarbeit zu stärken, machten wir Halt bei Rascal’s, um Chicken Teriyaki mit Hühnersalat zu essen. Diese Fleisch-und-Fleisch-Kombination ist schon etwas seltsam, aber so bekommt man zum einen die köstliche Sauce und zum anderen das noch viel bessere Salatdressing, hinter dessen Geheimnis ich leider immer noch nicht gekommen bin. Hätten wir gewusst, was es zum Abendessen gab, hätten wir uns das allerdings noch einmal überlegt: Ein Freund hatte uns durch seine Frau selbstgemachte Rippchen zukommen lassen, die sehr zart und lecker waren. Dazu gab es natürlich Salat (schon wieder mit rohem Grünkohl) und einen mexikanischen Maiskolben mit ordentlich Chilisauce. Und damit hat das Schmausen zu Ostern gerade erst begonnen …