Mäh!

Nach neun Stunden Schlaf hege ich die vage Hoffnung, dass ich den Jetlag endlich überwunden habe. Heute war es sonnig, aber mit 23 Grad ein wenig kühler als gestern – perfektes Wetter für einen vertrödelten Sonntag. IMG_1626Wir begannen mit einem ausgedehnten Frühstück und beschlossen dann, vor dem Mittagessen mit Freunden noch ins Kino zu gehen. Das Edwards South Gate Stadium 20 liegt in einer Latino-Hochburg, in der heute jede Menge los war. Der Sonntag ist den Einwanderern heilig, ein Familientag, an dem man ins Kino oder essen geht oder Ausflüge unternimmt, entsprechend voll waren auch die Straßen, und trotz der frühen Zeit mussten wir im Kino eine Weile anstehen.

Mark G. wollte The Duff sehen, von dem ich nur vage wusste, worum es überhaupt geht:

The Duff

Bianca (Mae Whitman) glaubt, das Schubladendenken sei in ihrer Generation passe, bis sie eines Tages von ihrem befreundeten Nachbarn Wesley (Robbie Amell) zu hören bekommt, dass sie eine Duff ist – Designated Ugly Fat Friend – mit der sich hübschere Mädchen abgeben, um ihre eigene Attraktivität zu steigern. Von da an sieht sie sich mit den Augen anderer und verzweifelt an ihrem Image. Hinzu kommt, dass sie unsterblich in Toby (Nick Eversman) verknallt ist, aber zu schüchtern, ihn anzusprechen. Als Wesley dringend Nachhilfeunterricht braucht, macht sie ihm einen Vorschlag: Sie hilft ihm, die Prüfungen zu bestehen, wenn er sie bei ihren Dating-Bemühungen unterstützt.

Die Highschool ist kein Ponyhof, das vermitteln uns Teenie-Filme immer wieder, und manchmal hat man schneller ein Label weg, als einem lieb sein kann, Emma Stone konnte in Einfach zu haben ein Lied davon singen. Heute mehr als zu jeder anderen Zeit geht es nur noch um das Image, das man genießt, und ein unbedachter Moment, der zufällig von einer Kamera aufgezeichnet wird, kann das Leben eines Teenager komplett ruinieren. Man muss es dem Film anrechnen, dass er sich an das schwierige Thema Cybermobbing heranwagt, auch wenn er kaum die Oberfläche kratzt.

In erster Linie ist The Duff eine Teenie-Komödie und gehört damit zu einem aussterbenden Genre. In den Achtzigern gab es sie noch regelmäßig, was in erster Linie John Hughes zu verdanken war, der sie meistens auch mit einer Spur Sozialkritik versehen hat. Davon ist heutzutage nichts mehr zu spüren, in der Selfie-Generation dreht sich alles nur noch darum, wie man sich vermarktet, welches Image man hat und was andere über einen denken oder wenigstens über einen im Internet lesen. Wenn die Botschaft zum Schluss lautet, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht verunsichern zu lassen, weil es immer jemanden gibt, der klüger oder schöner ist als man selbst, und Etiketten zu ignorieren, weil sie nichts zu bedeuten haben, ist das zwar ermutigend, aber leider auch reichlich naiv. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Darüber hinaus ist es auch ein klein wenig verlogen, denn der Film bietet alles auf, was man an Klischee-Figuren in diesem Genre kennt.

Alles in allem ein netter Film mit einer unkonventionellen Hauptfigur und einer wie immer sehr vorhersehbaren Love Story. Ein bisschen ärgerlich ist nur, dass die Schauspieler Ende zwanzig sind und als Sechzehnjährige durchgehen sollen.

Note: 3

IMG_1636Nach dem Kino waren wir zum Essen verabredet. La Barca ist ein typisch mexikanisches Restaurant in der Gegend, nicht besonders schick, aber dafür authentisch. Die Inhaber haben, so will es die auf der Speisekarte aufgeführte Legende, bereits in Mexiko erfolgreich ein Restaurant betrieben und sich dabei vor allem auf die Zubereitung von Ziegenfleisch spezialisiert. Entsprechend war dies auch die Empfehlung unserer Freunde. Und nachdem ich bereits Känguru und Lama und andere exotische Tiere verspeist habe, wollte ich es wenigstens einmal probieren. Vom Aussehen und Geschmack her erinnerte das Fleisch an Rind, nur etwas heller und zarter. Serviert wurde es selbstverständlich mit Bohnen, Reis und hausgemachten Tacos, die so heiß waren, dass man sich die Finger daran verbrannt hat. Darüber hinaus habe ich noch gegrillten Kaktus gekostet, der ausgesprochen lecker war, ein wenig wie eine Mischung aus Zucchini und Paprika. Und weil ich immer gerne Neues ausprobiere, habe ich zum Trinken Horchata bestellt, eine Spezialität, die auf Reismilch basiert und mit Zimt verfeinert wird. Zum Essen passte es nicht ganz, war aber recht lecker, wenn auch mit viel zu viel Zimt gewürzt.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Weil Mark G. zum Nachtisch unbedingt noch Eis essen wollte, haben wir auf dem Heimweg kurz beim Supermarkt haltgemacht und uns mit drei Sorten Eiscreme (gesalzenes Karamell, griechischer Joghurt und Rocky Road, ein Schokoeis mit Nüssen und Marshmellows) eingedeckt. Entweder bekommen die Amis neuerdings ein grünes Gewissen – es gibt zum Beispiel mehr Supermärkte, in denen man nun für seine Tüten bezahlen muss – oder sie müssen sparen: Es war im Laden wesentlich wärmer als noch vor einigen Jahren. Oder ich bin inzwischen abgehärtet.

Damit endete auch unser Abenteuer. Am Abend haben wir uns noch die neueste Folge von The Walking Dead angesehen, einer Serie, zu der irgendwie kein Snack passen will. Allenfalls vielleicht Fingerfood …

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2015 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.