Kingsman

Morgen ist schon wieder Freitag, der Dreizehnte. Nicht, dass ich abergläubisch wäre – Moment, muss schnell dreimal auf Holz klopfen und eine schwarze Katze streicheln. Oder was man halt so macht, wenn man auf Nummer sicher gehen will. Irgendwann habe ich mal gelesen, dass das Klopfen auf Holz aus dem Bergbau stammt: Die Bergleute haben sich auf diese Weise vergewissert, dass die Balken, die die Decke stützen, noch stabil sind. Warum man allerdings „Toi, toi, toi“ dazu sagt, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Männer damals hatten auch einen Vogel, einen echten natürlich, der sie vor austretendem Grubengas gewarnt hat. Sobald er tot von der Stange kippte, war es höchste Zeit, den Stollen zu verlassen.

Nächste Woche werde ich vermutlich häufiger dreimal auf Holz klopfen, mir Glücksbringer zulegen oder nach sonstigen Ritualen suchen, die das trügerische Gefühl von Sicherheit vermitteln, so dass ich glauben kann, Herr meines Schicksals zu sein. Nächste Woche steige ich nämlich in den Flieger nach Los Angeles, und wer diese Kolumne seit Jahren liest, weiß, dass ich das Fliegen nicht ausstehen kann. Gewiss, es ist aufregend, weil jede Reise mit erwartungsvoller Vorfreude auf den Urlaub beginnt, aber auf die Enge, das Essen und die lange Flugzeit könnte ich verzichten.

Aus diesem Grund wird es nächste Woche keine Blog-Beiträge von mir geben, aber dafür bald wieder meinen Reise-Blog, in dem ich von Mark G.s und meinen Abenteuern in La-La-Land berichten werde.

Heute gibt es noch die Kritik zu einem brandaktuellen Film, den ich mir, falls es meine Zeit erlaubt, kommenden Montag sogar noch einmal, diesmal in der OV ansehen werde.

Kingsman: The Secret Service

Eggsy ist ein junger Mann ohne Perspektiven, ohne Job, ohne ein Ziel im Leben. Er leidet unter seinem kriminellen und brutalen Stiefvater, der die Familie terrorisiert, und legt sich ständig mit den falschen Leuten an. Eines Tages wird er verhaftet, Gefängnis droht, und er ruft eine Nummer an, die ein Kollege (Colin Firth) seines verstorbenen Vaters ihm hinterlassen hat. Im nächsten Moment wird er aus dem Polizeigewahrsam entlassen – und erhält das Angebot, sich bei Kingsman zu bewerben, offiziell ein Schneider, in Wahrheit ein unabhängiger Geheimdienst. Von einem Moment auf den anderen steckt er mitten in einem harten Auswahlverfahren und muss sich zudem gegen snobistische Mitbewerber behaupten. Seine Ausbildung ist noch nicht beendet, da gerät Kingsman an einen gefährlichen Gegner, der den Agenten alles abverlangt …

Matthew Vaughn hat uns nicht nur wunderbare Filme wie Der Sternwanderer beschert, sondern auch schräge Action-Abenteuer wie Kick Ass. In diese Richtung geht auch Kingsman: The Secret Service, der – wie könnte es anders sein – auf einem Comic beruht. Die Story ist eine Bond-Parodie, die auch mit kleinen Seitenhieben auf die britische Gesellschaft nicht spart. Colin Firth macht als Gentleman-Agent eine sehr gute Figur, so als wollte er sich für den übernächsten Einsatz von Daniel Craig als Kollege bewerben.

Im Film heißt es, dass jede Agentengeschichte mit dem Bösewicht steht und fällt. Hier ist es Samuel L. Jackson, der seine finsteren Intrigen spinnt, die fürchterlichsten Klamotten trägt und so stark lispelt, dass man immer wieder anfängt zu lachen. Er hat alles, was ein guter Bösewicht braucht, sogar eine geheime Festung und eine schlagkräftige Assistentin (Sofia Boutella), die sich ebenfalls hervorragend in einem Bond-Film machen würde.

Eine Überraschung ist auch Hauptdarsteller Taron Egerton, der frech, witzig und charismatisch wirkt und sich sehr gut neben Stars wie Firth, Jackson und dem großartigen Michael Caine behauptet. Man wird hoffentlich noch mehr von ihm hören.

Richtig irre wird der Film allerdings im letzten Drittel, wenn er so richtig aufdreht und die Parodie ins Aberwitzige treibt. Der Showdown ist überraschend, ungewöhnlich und so ziemlich das Schrägste, was man seit langem gesehen hat. Leider unterscheidet er sich ein wenig zu stark von den vorherigen zwei Dritteln, aber das ist auch schon das einzige Manko eines an sich fast perfekten Films.

Note: 2

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.