Ich würde es ja gerne aufs Wetter schieben, auf den Hauch von Frühling am Wochenende, der mich in einen glückseligen Taumel versetzt hat (hach, schön wär’s!), oder vielleicht sogar aufs Alter, aber nein … Ich habe gestern schlicht und ergreifend meinen Blog-Beitrag vergessen. Asche auf mein Haupt.
Nach Cary Grant geht es heute um einen anderen, diesmal weiblichen Star aus Hollywoods Glanzzeit: Marilyn Monroe. Wer My Week with Marilyn gesehen hat, weiß, dass sie keine einfache Persönlichkeit war und in späteren Jahren gegen ein Image angekämpft hat, das sie einst groß gemacht hat. Aber die Frau war nicht einfach nur die berühmteste Blondine aller Zeiten, sondern auch eine gute Schauspielerin, wenn sie die richtige Rolle hatte …
Bus Stop
Beauregard Decker (Don Murray) ist ein 21jähriger Cowboy, der seine Ranch in Montana noch nie verlassen hat und nun mit seinem Vorarbeiter und väterlichen Freund Virgil (Arthur O’Connell) zum Rodeo nach Phoenix reist. In einer Bar lernt der die naive Sängerin Cherie (Marilyn Monroe) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Cherie mag den jungen Kerl und fühlt sich zu ihm hingezogen, will von seinen Heiratsplänen jedoch nichts wissen, denn sie träumt von einer Karriere in Hollywood. Doch Beau lässt nicht locker und entführt sie am Ende sogar, um sie zu ihrem Glück zu zwingen.
Der Film verwirrt. Inszeniert wie ein Drama, führt er seine Hauptfigur, den naiven, unbedarften Beau, wie die Karikatur eines tumben Farmerjungens ein, der übermütig wie ein junges Fohlen herumtollt, von sich und seinen Fähigkeiten mehr als nur eingenommen ist und ein sehr simples Weltbild hat. Auch die Figur der Cherie ist nicht frei von Übertreibung, auch sie wirkt naiv in ihrer Art, und dazu wundert sie sich ständig über die Dinge, die ihr passieren und wie sie selbst darauf reagiert, als sei sie ein Zuschauer im eigenen Leben. Es ist eine Rolle, die die Monroe häufig gespielt hat: ein etwas leichtlebiges Mädchen, das ständig Pech mit den Männern hat, die nur darauf aus sind, sie zu verführen, aber nicht heiraten wollen. Dabei träumt auch sie, allen Ambitionen zum Trotz, heimlich von einer Familie und der Rolle als Mutter. Es sind die Fünfziger, und Emanzipation war noch ein Schimpfwort …
Vieles in der Geschichte ist ungeheuer sexistisch, für heutige Zuschauer nahezu unerträglich, und am schlimmsten ist Beau, der sich wie ein Neandertaler aufführt. Die Figur wurde bewusst überzeichnet und würde noch häufiger ins Schrille abgleiten, wenn Don Murray ihr nicht so viel jugendlichen Enthusiasmus verleihen würde, und es ist sicherlich kein Zufall, dass ihm erst am Ende buchstäblich Verstand eingebläut werden muss. Die Prügel, die der übermütige Jungspund bezieht, hat er wirklich verdient. Dass es den Autoren (George Axelrod und William Inge, auf dessen Stück die Geschichte basiert) dennoch gelingt, aus seinen zerstrittenen, unbedarften Hauptfiguren ein glaubwürdiges Paar zu machen, grenzt beinahe an ein Wunder, auch wenn man ahnt, dass dieser Beziehung nicht viele Jahre vergönnt sind. Aber in diesem Moment gönnt man ihnen das unvermeidliche Happy End – weil sowohl Beau als auch Cherie etwas über sich und das Leben gelernt haben.
Marilyn Monroe spielt ihren Part hervorragend, wenngleich sie manchmal zu sehr über ihre Mimik nachzudenken scheint. Ein Glanzstück ist eindeutig Cheries Auftritt als Sängerin, der grandios mittelmäßig und dilettantisch wirkt, wie der hilflose Versuch, die charismatische Bühnenpräsenz einer Marilyn Monroe zu kopieren. Schade ist nur, dass Regisseur Joshua Logans Inszenierung so wenig von einer Komödie hat.
Note: 3