So langsam tauchen sie im (Pay)TV auf, die Oscar-Filme des vergangenen Jahres. Nach Philomena konnte ich nun endlich Dallas Buyers Club nachholen und mir selbst ein Bild davon machen, ob die Goldjungen wirklich den richtigen Besitzer gefunden haben …
Dallas Buyers Club
Als Ron Woodroof (Matthew McConaughey) 1985 die Diagnose erhält, dass er HIV positiv ist, hält er es zunächst für einen schlechten Witz seines Arztes (Denis O’Hare). Denn Ron ist Elektriker, ein Frauenheld und Hobby-Rodeoreiter, und Aids bekommen schließlich nur Schwule. Man gibt ihm nur noch 30 Tage zu leben, aber nach einer kurzen Phase der Depression erwacht Rons Widerspruchsgeist. Dumm ist er nicht, und so liest er sich bald ein profundes Wissen über das Virus an. Da die meisten Medikamente, die international getestet werden, in den USA noch nicht zugelassen sind, besorgt er sich diese eben in Mexiko – und gründet zusammen mit dem transsexuellen Stricher Rayon (Jared Leto) einen „Club“, um den Import zumindest in die Grauzone der Legalität zu hieven. Doch die Arzneimittelbehörde erklärt ihm den Krieg …
Es ist eine faszinierende und wahre Geschichte, die Craig Borten und Melissa Wallack zu ihrem Drehbuch verarbeitet haben, und Matthew McConaughey verleiht dem David, der beherzt und pfiffig Goliath herausfordert, ein unverwechselbares Gesicht. Beinahe zum Skelett abgemagert, aber geradezu von innen heraus glühend, spielt er seine Rolle mit großer Intensität – und wird dennoch von Jared Leto locker an die Wand gespielt. Letos Charakter ist so flirrend, leichtfüßig und dennoch präzise getroffen, dass er zum heimlichen Sympathieträger des Films avanciert, zumal Ron am Anfang ein ziemlich homophober Mistkerl ist, der erst spät seine Zuneigung zu seinen Leidensgenossen entdeckt.
Die Story wird solide von Jean-Mac Vallée erzählt, wirkt aber, weil sie Angst davor hat, zu sentimental zu wirken, über weite Strecken eher emotionslos und nüchtern. Selbst das tragische Ende rührt einen seltsamerweise nicht zu Tränen, sondern fordert vielmehr Bewunderung für die großartige schauspielerische Leistung ein. Die Dramaturgie hakt hier und da, die politischen Hintergründe hätten deutlicher herausgestrichen werden können, um Empörung über die perfide Haltung der Arzneimittelbehörde hervorzurufen, und auch die Schmuggelaktionen hätte man mit einem Augenzwinkern erzählen können. Aber Vallée setzt mehr auf Authentizität und spröde Wirklichkeit – was insofern merkwürdig ist, da weite Teile der „wahren“ Geschichte komplett erfunden sind.
Insgesamt ein guter, vor allem gut gespielter, aber leider auch recht emotionsloser Film.
Note: 2-