Oscars

Am kommenden Sonntag ist es wieder soweit, die Oscars werden verliehen. Ob ich mir dafür die Nacht um die Ohren schlagen werde, weiß ich noch nicht, vielleicht schaue ich irgendwann für ein, zwei Stunden rein, aber die gesamte Zeremonie muss ich nicht sehen. Vor einigen Jahren noch war das anders, aber damals gab es auch mehr Filme, die mir am Herzen lagen und denen ich die Daumen gedrückt habe. In diesem Jahr ist es mir relativ gleichgültig, wer am Ende gewinnt, und das macht die Sache ein bisschen reizlos.

Und dann die endlosen Danksagungen. Ich kann zwar gut verstehen, dass die frisch gekürten Preisträger von ihren Erzeugern bis hin zu ihren Anwälten einer Menge Menschen zu danken haben, aber können sie ihnen keine Karte schreiben? Oder sie anrufen? Wenn sie wenigstens witzige Reden halten würden. Zum Glück sind viele Briten nominiert, die grundsätzlich amüsanter sind als ihre amerikanischen Kollegen. Noch schlimmer sind jedoch die vielen Werbeunterbrechungen. So oft kann man gar nicht auf die Toilette gehen, und mit jeder Pause werden die Augenlider schwerer. Da ist mir meine Nachtruhe wichtiger.

Wie (fast) jedes Jahr werde ich eine kleine Oscar-Prognose abgeben, zumindest für die wichtigsten Kategorien, einige technische Kategorien sowie Maske lasse ich diesmal weg – davon verstehe ich einfach zu wenig.

Beste Original-Musik: Nachdem Alexandre Desplat schon achtmal nominiert war und eigentlich immer hervorragende Arbeit abliefert, sollte er dieses Jahr endlich gewinnen. Ich tippe dennoch auf Jóhann Jóhannsson, dessen Musik zu Die Entdeckung der Unendlichkeit mir viel besser gefallen hat.

Bester Song: Glory aus Selma hat den Golden Globe bekommen und wäre meine Vermutung.

Bester Schnitt: hier setze ich auf Whiplash.

Beste Kostüme: Mein Favorit wäre Mr. Turner, aber die märchenhaften Kostüme von Into the Woods sollten eigentlich um eine Nadellänge gewinnen.

Beste Ausstattung: Ich tippe auf Grand Budapest Hotel.

Beste Kamera: Ida – ich habe solche Lobeshymnen gehört, dass es nur fair wäre, wenn er gewinnen würde.

Bester animierter Film: Drachenzähmen leicht gemacht 2 sollte wohl gewinnen.

Bester fremdsprachiger Film: Leviathan würde mich nicht überraschen, aber auch Ida wäre ein Tipp.

Bestes Original-Drehbuch: Birdman, alles andere würde mich wundern.

Beste Drehbuch-Adaption Ich denke, es wird American Sniper, ansonsten The Imitation Game.

Beste Nebendarstellerin: Ich habe leider nur The Imitation Game gesehen und fand Keira Knightley gut, aber auch nicht preiswürdig, daher tippe ich auf Patricia Arquette, der ich die Trophäe von Herzen gönnen würde.

Bester Nebendarsteller: J.K. Simmons – wer sonst?

Beste Hauptdarstellerin: Julianne Moore, weil Schauspieler, die körperlich oder geistig Behinderte oder Todkranke darstellen, meistens gewinnen. Außerdem hat sie es schon lange verdient.

Bester Hauptdarsteller: Eddie Redmayne mit derselben Begründung. Außerdem war er verdammt gut.

Bester Film und Beste Regie hängen eng zusammen, da könnte ich mir gut vorstellen, dass der eine Preis an Boyhood, der andere an Birdman geht. Oder umgekehrt.

Beste Regie: Richard Linklater.

Bester Film: Birdman.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.