schottischer Sommer

Der Januar ist nun auch schon wieder so gut wie vorüber, der Winter hält sich mit Schnee und Eis (noch) weitgehend zurück, und wenn die Zeit weiterhin so rennt, ist übermorgen praktisch schon wieder Sommer, und es wird langsam Zeit, an die Weihnachtsgeschenke zu denken. Tempus fugit, aber das wissen wir ja alle längst. Gestern war ich den halben Tag lang mit dem Zug unterwegs, davon eine Stunde mit einer Klasse auf Ausflugsfahrt. Die ca. zwölf-, dreizehnjährigen Kids waren definitiv mit Süßigkeiten (gibt es jetzt Weingummis in Schlumpfform – jedenfalls flog etwas durch die Luft, das so aussah) und Limonade gedopt und hatten mehr Energie als ein Kaninchen auf der Flucht vor dem Jäger. Alles in allem waren sie recht friedlich, nur eben sehr LAUT.

Nächste Woche werde ich auch endlich meinen Jahresrückblick veröffentlichen. Doch zuvor gibt es noch die Kritik zu einer netten Komödie …

Ein Schotte macht noch keinen Sommer

Doug (David Tennant) und Abi (Rosamunde Pike) leben getrennt und werden sich scheiden lassen, was ihre drei Kinder noch nicht so ganz verkraftet haben. Als Dougs Vater (Billy Connolly) 75 wird, müssen sie jedoch alle nach Schottland reisen und dem Todkranken ein heiles Familienleben vorspielen – was angesichts des Dauerzoffs zwischen den Noch-Eheleuten recht schwierig ist. Auch Dougs Bruder Gavin (Ben Miller) und seine Frau haben mehr Probleme, als sie zuzugeben bereit sind …

Dysfunktionale Familien sind ein dankbares Komödienmaterial, ganz besonders wenn sie, wie in diesem Fall, auch noch ein Geheimnis zu bewahren versuchen. Die Story verfügt über jede Menge humoristisches Potential und wartet auch mit einigen tollen Gags auf, über die man sich noch Stunden oder sogar Tage später köstlich amüsieren kann. Leider wird das Potential nicht gänzlich ausgeschöpft, einige gute Gags werden lediglich nacherzählt, andere verlieren mangels Timings an Wirkung. Es mangelt dem Film insgesamt an Tempo und Schärfe, und alles wirkt ein wenig zu sehr gewollt.

Dennoch ist es ein gelungener Film, der einen zum Lachen bringt, aber auch gelegentlich zu Tränen rührt. Die Story, die stark an Rocket Gibraltar von 1988 erinnert, ist leider recht vorhersehbar und lässt etwas von der Leichtigkeit vermissen, für die das britische Kino sonst berühmt ist, aber die Figuren sind sympathisch und erleben ihre eigenen kleinen Geschichten.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.