Gute Thriller sind selten geworden, es werden zwar nach wie vor welche gedreht, aber es hat schon sehr lange keinen gegeben, der mir wirklich gut gefallen hätte. Gone Girl war vergangenes Jahr einer der wenigen, die in einem Genre, in dem nun wirklich alles schon einmal dagewesen und das meiste sofort wieder vergessen ist, aufgrund seiner Inszenierung und seines Subplots in Erinnerung geblieben ist. Und dann gab es Mitte November noch einen zweiten Film, der ebenfalls seine Qualitäten hatte:
Ruhet in Frieden – A Walk among the Tombstones
Als alkoholkranker Cop erschoss Matt Scudder (Liam Neeson) einst zwei Räuber, nun arbeitet er als Privatdetektiv ohne Lizenz und plagt sich noch immer mit bösen Erinnerungen. Ein Bekannter von den AAs bittet ihn, sich eines besonderes Falles anzunehmen: Die Frau seines Bruders, der mit Drogen handelt, wurde entführt und trotz Lösegeldübergabe brutal ermordet. Matt findet schnell heraus, dass sie nicht das erste Opfer war – und nimmt widerwillig die Suche nach dem Täter auf …
Thriller dieser Art sind leider selten geworden, dabei scheint es sie immer noch zu geben, zumindest in Romanform. Diese Story stammt allerdings schon aus dem Jahr 1992 – dem Jahr von Basic Instinct, Die Hand an der Wiege oder Kap der Angst – und braucht sich hinter den neueren Klassikern des Genres nicht zu verstecken. Es ist ein im besten Sinne altmodischer Thriller mit einem wie immer großartigen Liam Neeson, der diesmal weniger Leute verprügelt als gewöhnlich.
Die Geschichte spielt Ende der Neunziger, zu einer Zeit also, in der Handys relativ wenig verbreitet waren und die Internetrecherche noch in den Kinderschuhen steckte. Deshalb bekommt der Ermittler auch einen jungen, begabten Helfer an die Seite gestellt: TJ (Astro), der ihm zeigt, wo es langgeht und der dem Helden bisweilen die Show stiehlt. Die beiden könnten direkt in Serie gehen.
Die Stimmung ist lakonisch und erinnert ein wenig an den Film Noir. Die Jagd nach den Bösewichtern ist vor allem im letzten Drittel ziemlich spannend, erfolgt aber ohne große Überraschungen. Verglichen mit Das Schweigen der Lämmer könnten die Täter etwas abgründiger sein, aber ebenso wie ein, zwei kleinere Logikschwächen und ein paar Längen in der Mitte fällt das kaum ins Gewicht. Insgesamt ist es erfreulich, endlich mal wieder einen ordentlichen Thriller zu sehen.
Note: 3+