American Sniper macht in den USA gerade von sich reden, weil er einen neuen Startrekord aufgestellt hat. Der Trailer ist auf jeden Fall sehr effektiv, und Clint Eastwood ist ein guter Regisseur, dessen Filme ich fast immer sehe, dennoch bin ich bei seinem neuestem Werk zwiegespalten. Das liegt zum einen an seiner Hauptfigur, die im wahren Leben ein sehr zweifelhafter Charakter gewesen sein muss, zum anderen am zur Schau gestellten Patriotismus, der wohl zu befürchten ist – sonst wäre die Begeisterung für den Film in den konservativsten Regionen der USA nicht so groß. In vier Wochen, wenn er startet, kann ich mich ja davon überzeugen.
Auch Lone Survivor ist ein Film, bei dem ich zunächst gezögert habe, ihn mir anzusehen. Der Trailer und ein, zwei Ausschnitte, die ich bereits vorab kannte, versprachen spannende Unterhaltung, die Besetzung ist großartig, und Regisseur Peter Berg mag ich auch, und dennoch … als Deutsche tun wir uns ja immer schwer damit, militärische Aktionen gutzuheißen, geschweige denn Soldaten als Helden zu sehen.
Lone Survivor
Als das US-Militär erfährt, dass sich ein berüchtigter Taliban-Führer in einem afghanischen Bergdorf aufhalten soll, wird eine Einheit dort hingeschickt, um dies zu überprüfen und im Ernstfall den Mann zu entführen oder auszuschalten. Doch als die vier Soldaten (Mark Wahlberg, Ben Foster, Emilie Hirsch und Taylor Kitsch) in den Bergen Position beziehen, stellen sie fest, dass sich in dem Dorf mehrere Dutzend Taliban-Kämpfer aufhalten. Plötzlich werden sie von ein paar Hirten entdeckt und müssen fliehen, die Kommunikation versagt, und der Feind ist ihnen auf den Fersen …
Der Titel ist Programm, und schon in den ersten Minuten erfährt man, wie alles ausgehen wird, denn der letzte Überlebende der Gruppe wird in den Helikopter verfrachtet und in ein Militärkrankenhaus gebracht. Einerseits ist das etwas unglücklich, da man nicht mehr mitfiebern kann, welcher Soldat den Einsatz überleben wird, andererseits ist die Geschichte spannend genug, um diesen Spoiler auszuhalten. Unnötig ist er dennoch.
Regisseur Peter Berg versteht jedoch sein Handwerk, und gerade die Action-Szenen sind erstklassig bebildert. Wenn die Soldaten Berghänge hinunterstürzen, gegen Bäume und Felsen krachen oder von feindlichen Kugeln verwundet werden, stöhnt man beinahe selbst vor Schmerz auf, so realistisch wirkt das Ganze. Doch Berg neigt leider auch, wie viele Regisseure vor ihm, den vermeintlichen Heldentod der US-Soldaten durch die Art der Inszenierung zu überhöhen, während die Angreifer wie Schießbudenfiguren abgeknallt werden. Das ist manchmal an der Grenze zum Kitsch angesiedelt, zumal die Gegner auch noch reichlich dämonisiert werden.
Der Drehbuchautor Peter Berg, der zusammen mit dem realen Lone Survivor Marc Luttrell sowie Patrick Robinson das Skript verfasste, ist leider nicht so versiert. So zieht sich die Geschichte vor allem in der ersten Hälfte wie Kaugummi, ohne dass man dabei den Hauptfiguren besonders nahe käme. Entsprechend problematisch gestaltet sich die Identifizierung mit ihnen. Zum Glück folgt dann eine Action-Sequenz, deren Rasanz und Eindringlichkeit die vorherigen Schwächen wieder wettmacht, und ein dritter Akt, der auch das einseitige Bild der Afghanen wieder ins rechte Licht rückt. Ohne diese Ereignisse wäre der Film vermutlich unerträglich geworden.
Note: 3