Monsieur Claude und seine Töchter war 2014 mit zwölf Millionen Besuchern der erfolgreichste Film in Frankreich und lief auch bei uns überraschend gut – befindet er sich doch mit 3,7 Millionen Besuchern auf Platz 3 der Jahrescharts. Sein Thema – religiöse und kulturelle Vorurteile – ist angesichts der Anschläge von Paris und der anhaltenden Pegida-Demonstrationen aktueller denn je. Doch wie gut ist der Film an sich? Es hat lange gedauert, aber kurz bevor er aus den Kinos verschwand, hatte ich endlich Gelegenheit, ihn mir anzuschauen.
Monsieur Claude und seine Töchter
Claude Verneuil (Christian Clavier) und seine Frau (Chantal Lauby) sind konservativ und katholisch, halten sich aber für weltoffen und tolerant. Doch ihre Einstellung wird arg auf die Probe gestellt, als ihre ersten drei Töchter einen Moslem, einen Juden und einen Chinesen heiraten. Familienfeiern sind auf einmal komplizierter als eine Vollversammlung der UNO und benötigen großes diplomatisches Geschick, um die diversen kulturellen, ethnischen und religiösen Vorurteile abzubauen – was in der Regel gründlich misslingt und beinahe zu einem Zerwürfnis führt. Doch man arrangiert sich und findet zu einer delikaten Balance im Miteinander, die empfindlich gestört wird, als die jüngste Tochter einen Afrikaner heiraten will. Dass er wenigstens katholisch ist, ist nur ein schwacher Trost …
In Frankreich ein großer Hit, avancierte der Film auch bei uns zu einem Publikumserfolg. Die Charaktere sind sympathisch und schrullig zugleich, der Look, wie man es von französischen Komödien gewohnt ist, erstklassig, die Atmosphäre heiter und beschwingt. Man kann sich gemütlich in seinem Kinosessel zurücklehnen und über die Fettnäpfchen, versteckten Bosheiten und albernen Vorurteile der vermeintlich weltoffenen und toleranten Mittelschicht amüsieren und sich damit trösten, selbst besser zu sein. Doch der Erfolg des Films beruht vermutlich auch darauf, dass so mancher sich selbst erkennt und sich fragt, wie er oder sie in derselben Situation handeln würde.
Eine richtige Story sucht man in dem Film jedoch leider vergeblich, es ist mehr ein Familienporträt, das nicht immer schmeichelhaft ist, aber gute Laune verbreitet, eine Aneinanderreihung lustiger Anekdoten und Episoden, wie man sie sich bei einem Familientreffen erzählt. Manche Einfälle sind großartig, manche funktionieren nicht oder werden zu weit getrieben. Dass der Film nicht zu albern oder sogar beleidigend wird, ist in erster Linie den charmanten Schauspielern geschuldet.
Note: 2-