Im Moment lebe ich in einer Blase, die hauptsächlich aus meiner Arbeit besteht, aber hin und wieder werfe ich einen flüchtigen Blick auf die Welt außerhalb und wundere mich. Nein, es geht hier nicht um Pegida, Krieg und Terror oder andere unerfreuliche Dinge, sondern um meine heutige Ausbeute bei Spiegel online. Zwei Artikel habe ich gelesen, die mich besonders interessiert haben, einer beschäftigte sich mit Florence Foster Jenkins. Dieses Jahr wird ein Film über ihr Leben gedreht, mit Meryl Streep in der Titelrolle, auf den ich mich außerordentlich freue. FFJ war, falls es jemand nicht weiß, die schlechteste Sängerin der Welt, eine reiche Exzentrikerin aus New York (woher sonst?), die keinen Ton traf, aber dennoch gefeierte Bühnenauftritte absolvierte, weil sie die Leute mit ihrer „Kunst“ zum Lachen brachte.
Florence begleitet mich schon sehr lange, in den Neunzigern habe ich ihre Interpretation der Arie Der Hölle Rache als Filmmusik benutzt, was ebenso für Gelächter wie Entsetzen gesorgt hat. Wer sie jemals gehört hat, wird verstehen, was ich meine. Ich frage mich nur, warum das Interesse an ihr ausgerechnet jetzt entflammt ist. Reiner Zufall? Oder eine versteckte Kulturkritik?
Der zweite Artikel, der mich zum Schmunzeln brachte, war ein Bericht über die Dreharbeiten zu der neuen Sherlock-Staffel, die zum reinsten Zirkus werden, weil die beiden Hauptdarsteller wie Popstars umjubelt werden, sobald sie irgendwo öffentlich auftauchen. Erstaunlich, wie sehr diese Serie zum Phänomen geworden ist und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman zu Stars gemacht hat. Beide sind im Augenblick wirklich allgegenwärtig, und man fragt sich, wann nehmen sie sich die Zeit, all die Filme und Serien zu drehen? Das führt mich auf direktem Weg zu meiner Hobbit-Kritik, die ich an dieser Stelle nachreichen möchte, ein Film, an dem sowohl Cumberbatch als auch Freeman mitgewirkt haben.
Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere
Der Drache Smaug greift die Seestadt an und vernichtet sie, wird dabei aber von Bard (Luke Evans) getötet. Die Menschen leiden Not und wenden sich an Thorin (Richard Armitage), der inzwischen König unter dem Berg ist, doch der ist leider auch dem Wahnsinn, der in seiner Familie umgeht, oder dem Fluch des Goldes verfallen und verweigert ihnen die Hilfe. Auch Elbenkönig Thranduil (Lee Pace) hat noch eine Rechnung mit den Zwergen offen und rüstet zum Krieg. Während die einzelnen Parteien vor dem Einsamen Berg Stellung beziehen, braut sich im Norden etwas zusammen: Zwei Ork-Heere greifen an …
Der Film setzt nahtlos die Handlung an der Stelle fort, an der sein Vorgänger geendet hat. Wir waren also gut beraten, Teil Eins und Zwei vorab noch einmal anzuschauen, obwohl man vermutlich auch so gut wieder in die Welt von Mittelerde hineinfindet – so kompliziert ist die Geschichte dieses Kinderbuches nun auch wieder nicht. Wie schon vor einem Jahr frage ich mich jedoch, ob es nicht besser gewesen wäre, die Geschichte, wie zuvor beabsichtigt, nicht in insgesamt zwei Teilen zu erzählen. Es gibt zwar keinen Leerlauf, im Gegenteil, alles entwickelt sich recht flott, aber vieles hätte durchaus kürzer und effizienter erzählt werden können.
Und nicht alles funktioniert einwandfrei: Dass die Heere in kürzester Zeit am Einsamen Berg auftauchen, obwohl die Zwerge (kurze Beine hin oder her) für denselben Weg mindestens Wochen, eher Monate brauchen, darüber kann man beinahe ebenso hinwegsehen wie über die Tatsache, dass Thorin seinen Wahnsinn überwindet wie eine leichte Erkältung. Der größere Knackpunkt ist, dass Gandalf, Saruman und die Elbenkönige viel zu viel über Saurons Wiederauferstehung und andere Dinge erfahren, an denen sie in der Herr der Ringe-Triloge anfangs zweifeln oder die sie dann mühsam herausfinden müssen. Dabei wäre es relativ leicht gewesen, diesen Lapsus zu umgehen, indem die Identität Saurons nicht gelüftet wird. Aber Jackson wollte wohl unbedingt das brennende Auge zeigen …
Alles in allem ein würdiger Abschluss der Trilogie, der mit guten Effekten, spannenden Kämpfen und eindrucksvollen Schauwerten aufwartet. Schade, dass man nicht mehr erfährt, was aus einigen Figuren geworden ist, wie Alfrid oder Tauriel, aber dafür gibt es ja die Extended Version auf DVD.
Note: 3+