Zur Lage der Kino-Nation

Wenn nächsten Monat die FFA die Zahlen für 2014 präsentieren wird, dann wird sie aller Voraussicht nach bestätigen, dass die deutsche Kinobranche das schlechteste Jahr seit 1992 erdulden musste – besonders schlimm wiegt natürlich die Tatsache, dass es im Gegensatz zu vor 22 Jahren ca. 900 Kinosäle bzw. etwa 25 % mehr Leinwände gibt – die Situation pro Saal ist also noch viel dramatischer als 1992.

Zugegeben, das Minus kommt nicht überraschend, schließlich gab es vergangenes Jahr eine (für Deutschland erfolgreiche) Fußball-WM und schon auf dem Papier sah das Programm für 2014 recht mau aus.

Und dennoch frage ich mich, was noch alles geschehen muss, damit die Verbände endlich reagieren. Seit 2001 gingen die Besucherzahlen jedes Jahr im Schnitt um 2,5 % zurück (von 3,4 Mio. Besuchern pro Woche auf etwa 2,3 Mio. Besucher in 2014). Ein Drittel der Besucher ist in den letzten 13 Jahren verloren gegangen, und es wird nichts, aber auch rein gar nichts unternommen, um diesen Trend umzukehren: Keine Image-Kampagne, kein Kinofest (das in anderen Ländern jedes Jahr Millionen Besucher in die Kinos lockt), kein einheitliches Ermäßigungs-Angebot wie früher der Kinotag oder Half-Price-Day oder Two-for-One-Angebote wie in anderen Ländern – nada, nichts, rien, nothing…

Ein Blick zu unseren Nachbarn in Frankreich ist jedes Jahr deprimierend, aber dieses Mal besonders. Frankreich hatte ebenfalls eine Fußball-WM, hatte ebenfalls das auf dem Papier schwache Filmangebot und steckt zudem noch in einer schweren Wirtschaftskrise. Und während bei uns die Besucherzahlen um etwa 7 % sanken, stiegen sie dort um 8 % zum zweitbesten Ergebnis der letzten 47 Jahre (nur das ZBF-Jahr 2011 lag höher). Und was ist laut CNC einer der Hauptgründe für den Anstieg? Es gab ab dem 1. Januar 2014 eine landesweite Preisermäßigung für Kinder bis 13 Jahre auf €4,00.

Jahr für Jahr predige ich, dass die hohen Eintrittspreise als eine der Hauptursachen für die schlechte Situation auszumachen ist, und Jahr für Jahr belege ich dies mit Fakten. Doch die Preise steigen weiter… Dabei scheinen die Kinos immer noch nicht begriffen zu haben, dass mehr Besucher aufgrund günstiger Preise automatisch mehr Thekenumsatz bedeuten, und die Verleiher scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, dass günstigere Preise tatsächlich höheres Box Office bedeuten wie man z. B. jeden Dienstag im amerikanischen Markt beobachten kann.

Und dies führt mich zwangsläufig zu meiner größten Sorge:

2015 sieht auf dem Papier sehr, sehr, sehr stark aus. Die potenzielen Hits sind wie an einer Perlenkette über alle Monate verteilt, und zum ersten Mal seit 2009 könnten tatsächlich alle Top Ten-Filme des Jahres Blockbuster-Status (3 Mio. Besucher) erreichen.

Aber das Kinobudget der Besucher ist endlich. Wenn wir wollen, dass alle potenziellen Blockbuster auch tatsächlich Blockbuster werden, dann dürfen die Preise auf keinen Fall weiter steigen. Im Gegenteil, ich empfehle sogar die Einführung eines Blockbuster-Tickets, in dem fünf namentlich genannte Filme in einem bestimmten Zeitraum für €29,99 gesehen werden können, das dann ein paar Monate später durch ein neues Blockbuster-Ticket mit fünf weiteren Filmen ersetzt werden kann.

Nichts wäre schädlicher für die Branche, wenn den Kinos ein Umsatzplus durch das starke Programm nicht genügen würde und sie meinten, auch noch die Preise erhöhen zu müssen…

Aus Liebe zum Kino, Mark G.