Gute Vorsätze zu fassen gehört zu Neujahr wie Bleigießen oder Feuerwerk, aber man kann auch gut darauf verzichten. Denn in den meisten Fällen hat man sie nach wenigen Wochen schon wieder über Bord geworfen. Trotzdem halten viele Menschen an dieser Tradition fest und nehmen sich vor, mehr Sport zu treiben, sich gesünder zu ernähren oder demnächst die Wohnung zu renovieren. Die Geschäfte profitieren ebenfalls davon, weshalb im Augenblick Fitnessgeräte und Malerartikel im Angebot sind, die man kauft, einmal benutzt oder zur späteren Benutzung verstaut und dann doch nicht wieder in die Hand nimmt. Das geht einige Jahre so, bis man schließlich den Vorsatz fassen muss, endlich einmal all die unbenutzten Dinge auszumisten oder sich eine größere Wohnung zu suchen.
Ich habe das Fassen guter Vorsätze vor Jahren schon aufgegeben. Warum sollte man sich gleich zu Jahresbeginn unter Druck setzen und ein schlechtes Gewissen riskieren, wenn man schon am Ende der ersten Januarwoche feststellen muss, dass man immer noch nicht joggen war oder die vielen Früchte anfangen zu gammeln? Da fühlt man sich gleich als Versager, und das Jahr ist im Eimer, bevor es überhaupt angefangen hat. Also, Finger weg von vermeintlich guten Vorsätzen, sie machen nur unglücklich! In diesem Sinne ein frohes, neues Jahr!
Ach ja, im Kino war ich seit langer Zeit auch wieder:
Die Tribute von Panem: Mockingjay Teil 1
Die Hungerspiele sind vorbei, Katniss (Jennifer Lawrence) wurde nach District 13 ausgeflogen, wo sich die Rebellen versammelt haben, um dem Kapitol Widerstand zu leisten. Katniss ist aufgrund ihrer Rolle in den beiden Hungerspielen zum Symbol der Rebellion geworden, hadert aber noch mit ihrem Schicksal, zumal Peeta (Josh Hutcherson) sich in der Hand des sadistischen Präsidenten Snow (Donald Sutherland) befindet. Erst nachdem sie die Zerstörungen in ihrem Heimatdistrict gesehen und Zeugin eines brutalen Angriffs des Kapitols auf ein Lazarett geworden ist, ändert sie ihre Meinung und wächst in ihre neue Aufgabe hinein.
Durch die Entscheidung, das letzte Buch in zwei Teile in die Kinos zu bringen, entstand ein großes Problem: Der erste Teil ist relativ actionarm und mehr von dem inneren Konflikt der Hauptfigur geprägt, die erst ihre Rolle in diesem neuen Spiel namens Bürgerkrieg finden muss. Jennifer Lawrence spielt ihren Part wie immer ganz hervorragend und schafft es mühelos, das Gefühlsleben ihrer Heldin nach außen zu transportieren. Sie trägt den insgesamt eher schwachen Film allein auf ihren Schultern. Dennoch wäre es besser gewesen, die Handlung zu straffen und aus dem dritten Buch einen einzigen Film zu machen.
Aber sie hat noch einige Mitstreiter, die sich mühen, mit ihr Schritt zu halten: Elizabeth Banks als verwöhnte, inzwischen in Ungnade gefallene Stylistin Effie Trinket hat sich zu meiner Lieblingsfigur gemausert. Banks trifft hervorragend und genau den richtigen Ton zwischen naiver Begeisterung und gekränkter Eitelkeit, zumal sie von allen Nebenfiguren noch am ehesten eine tiefgreifende Entwicklung mitmacht. Julianne Moore ist als Präsidentin nicht ganz so undurchsichtig wie in der Romanvorlage, Philip Seymour Hoffman in einer seiner letzten Rollen spielt seinen Part als Propagandaleiter souverän und zynisch, hat aber wie Woody Harrelson und Stanley Tucci leider nicht viel zu tun. Liam Hemsworth darf diesmal den Heldin mimen, bleibt aber dennoch etwas blass. Neu hinzugekommen ist Natalie Dormer, der man in letzter Zeit ständig begegnet, als Regisseurin, die die Propagandaschlacht in Szene setzt. Dieser Aspekt der medialen Kriegsführung kommt ein wenig zu kurz, berührt aber immerhin ein brandaktuelles Thema.
Verglichen mit der langweiligen und stellenweise völlig misslungenen Romanvorlage ist der Film wesentlich unterhaltsamer und präziser in seinen Aussagen. Die Katniss des Films wirkt aktiver und nicht so weinerlich, was vor allem an Jennifer Lawrence liegt. Sie ist der Glücksgriff der Produzenten, ohne den der große Erfolg nicht vorstellbar wäre.
Note: 3+