Arrivederci Roma

Die letzten Tage auf dem Berg verliefen nahezu ereignislos. Einer der Hunde, Leni, hat sich irgendwo auf dem Gelände eine fünf Zentimeter lange Schnittwunde am Bein zugezogen, vermutlich von einem Stück Maschendrahtzaun, der an manchen Stellen schon sehr marode wirkt, oder von einer Eisenstange. Meiner Meinung nach hätten wir damit zum Tierarzt fahren müssen, aber unsere Freunde hielten das nicht für notwendig. Also haben wir die Wunde nur mehrmals täglich desinfiziert, was bei Leni nicht gerade auf Begeisterung stieß, und im Auge behalten. Nach zwei Tagen sah sie schon wieder viel besser aus, und Leni schien auch keinerlei Schmerzen mehr zu haben.

Abgesehen von einer stürmischen Nacht, in der uns weder der Wind noch die Hunde schlafen ließen, war das das aufregendste Ereignis. Das Wetter ist, einige Leser wird es vielleicht freuen, endlich herbstlicher geworden. Die ganze letzte Woche war es eher trüb, regnerisch und kühl. Die Heizung zickte ebenfalls ein wenig herum und benötigte gutes Zureden und hier und da einen kleinen Tritt, um in Gang zu kommen.

Dann hieß es Abschied zu nehmen. Unsere Freunde fuhren am Samstag nach Brescia, um dort das Wochenende bei einem italienischen Tankstellen-Mogul zu verbringen. Für die Reise bekamen wir ein Weihnachtsbrot geschenkt, das an unser hiesiges Früchtebrot erinnert, allerdings vor allem aus Nüssen besteht. Sehr lecker, nicht so süß und durch den Honig besonders aromatisch. Eine Spezialität der Region. Und wir haben sie noch vor dem Abflug verputzt.

Unser Gärtner, der vor seiner Pensionierung Chauffeur im Justizwesen gewesen ist, brachte uns am Sonntag zum Flughafen. Die Hunde nahmen es uns wirklich übel, dass wir sie verlassen und wieder nach Hause fahren, denn sie schauten uns zum Abschied nicht einmal an, sondern verschwanden im Garten.

100_4929Auf dem Weg zum Flughafen konnten wir noch einmal das schöne Wetter genießen, als wollte uns Petrus unter die Nase reiben, wie schön es hier ist im Vergleich zum nebligen, kalten Deutschland. Als wir in die Maschine stiegen, begann es immerhin zu regnen. Wäre ja sonst auch wirklich unverschämt gewesen.

Zum Glück hatten die Piloten ihren Streik rechtzeitig beendet. Nun hat uns das deutsche Winterwetter wieder, und wie alle anderen können wir vom Frühling in Italien nur noch träumen. Ein Gang auf den Weihnachtsmarkt sollte allerdings ausreichen, um sich auf die besinnliche Zeit bis zum Jahresende einzustellen. In ein paar Tagen ist ja auch schon wieder Weihnachten …

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.