Ein Tag in Rom

Die letzten beiden Tage waren so mit Arbeit angefüllt, dass ich leider keine Zeit hatte, einen Blog-Eintrag zu verfassen. Nach bis zu sechzehn Stunden langen Schichten am Computer und leidenschaftlichen Diskussionen über das Drehbuch, blieb kaum Gelegenheit, ein bisschen zu schlafen, geschweige denn irgendwelche Abenteuer zu erleben. Am Mittwoch änderte sich dies zum Glück.

Obwohl immer noch hundemüde, machten wir uns als Gruppe am Morgen auf den Weg nach Rom. Die Temperaturen waren mit knapp zwanzig Grad angenehm, und es sah nach einem perfekten Ausflug aus. Der erste, der uns einen Strich durch die Rechnung machte, war der Papst, der natürlich dann seine Mittwochsaudienz halten musste, als wir uns den Petersdom ansehen wollten. Natürlich kann man einwerfen, dass diese Audienzen jeden Mittwoch stattfinden und nicht umsonst so genannt werden, aber wer nur fünf Stunden geschlafen hat, ist nicht gerade empfänglich für Logik.

imageInteressant war es dennoch. Man konnte den Papst auf großen Leinwänden bewundern, nur ohne Italienisch- oder Polnischkenntnisse war leider nichts zu verstehen. Warum Polnisch? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wurde an dem Tag polnischen Heiligen gedacht, oder es wurden neue ernannt, denn es hingen vier riesige Porträts an der Kirchenfassade. In der Mitte des Platzes stand zudem eine Gruppe Männer in Reih und Glied, die weiße Kapuzenumhänge trugen und irgendwie an den KKK erinnerten.

Vom Vatikan aus spazierten wir durch die Stadt und besuchten die üblichen Orte: das Pantheon, Santa Maria sopra Minerva, die Spanische Treppe und die Piazza Navona. Obwohl immer noch viele Touristen unterwegs waren, war es relativ ruhig und beschaulich. Wie in Deutschland sind die Läden bereits weihnachtlich geschmückt, wobei die Italiener es gerne bunt und mit einem Hang zum Kitsch mögen.

Der Trevi-Brunnen wird immer noch renoviert, so dass wir wieder keine Münze hineinwerfen konnten, aber ein unbestimmtes Gefühl sagt mir, dass ich nicht zum letzten Mal in der Ewigen Stadt bin. Auf dem Weg zum Kolosseum begann es dann leider zu regnen. Wir wichen auf die U-Bahn aus, wo ein offenbar schlecht gelaunter Automat am Einlass mein Tagesticket nicht akzeptierte, was mich zu einem ebenso waghalsigen wie rechtswidrigen Stunt zwang, um die Einlassbarriere zu überwinden. An der nächsten Station funktionierte dann rätselhafterweise wieder alles tadellos.image

Zum Abschluss kehrten wir in unser Lieblingsrestaurant I Clementini ein, wo wir sogar wiedererkannt und vorzüglich bekocht wurden. Als wir uns danach auf den Heimweg machten, hatte auch der Himmel ein Einsehen und stoppte den Regen.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.