Rom im November

Rom im November, las ich kürzlich während meiner Reisevorbereitungen in einem Blog, sei noch immer ein Geheimtipp. Wie Paris im Januar vermutlich. Oder Bukarest in jedem beliebigen Monat des Jahres. Wer will schon im grauesten aller Monate in eine europäische Großstadt fahren, es sei denn, man ist Frischluftverweigerer und spaziert lieber tagelang durch Museen.

Offenbar gibt es doch Vorteile: Es ist nicht so überlaufen wie im Sommer, die Temperaturen können durchaus noch angenehm sein, und am Ende des Monats kommt sogar ein wenig Weihnachtsstimmung auf. Letzteres können wir überprüfen, falls es uns gelingt, wenigstens an einem Tag in die Stadt zu fahren, denn dies ist, um es einmal klarzustellen, kein Urlaub, sondern lediglich die Verlegung des Arbeitsplatzes. Allerdings sind die Temperaturen tatsächlich ganz angenehm – es ist viel zu warm für die Jahreszeit. Dafür war es im Sommer zu nass, was zu einer katastrophalen Oliven-Missernte geführt hat. Die Früchte blieben klein, wurden von einer Krankheit befallen, gegen die man wegen des Regens nicht mit Pestiziden vorgehen konnte. So ging die Ölproduktion gegenüber den Vorjahren um neunzig Prozent zurück!

Die Anreise selbst war sehr bequem, die Piloten streikten ausnahmsweise einmal nicht, der Flug war pünktlich, und am Flughafen Fiumicino mussten wir nur fünfzehn Minuten auf unser Gepäck warten, was für hiesige Verhältnisse einen Rekord darstellt. Angesichts der Touristenmassen vor Ort bin ich mir jedoch nicht ganz sicher, ob das mit dem Geheimtipp stimmt.

Das größte Problem war, vom Parkplatz zu kommen, denn der Automat akzeptierte das bezahlte Ticket nicht und weigerte sich, die Schranke zu öffnen. Da sich auch hinter unserem Wagen eine Schranke geschlossen hatte, saßen wir gewissermaßen in der Falle. Zum Glück konnte unser Fahrer die Angelegenheit nach einer längeren Diskussion mit einer unsichtbaren Dame in einem fernen Büro klären, so dass wir endlich freigelassen wurden. Später erfuhren wir, dass es unserem Fahrer am Münchener Flughafen ganz genauso ergangen war. Nur ein lustiger Zufall oder der erste Hinweis auf eine Verschwörung der Maschinen?

Nach Sant‘ Angelo zu kommen, war ein wenig wie nach Hause zu kommen, es stellte sich ein angenehmes Gefühl wohliger Vertrautheit ein, sobald wir in die steile Zufahrtsstraße einbogen. Oben sprangen zwei begeisterte Hunde an uns hoch, und nach einem Spaziergang über das weitläufige Grundstück war es, als wären wir nie weggewesen. Am Abend gab es ein kleines Gewitter, und auch das erinnerte an den Aufenthalt im Sommer. Und nachts summte ein vertrauter Moskito am Ohr vorbei, der vermutlich noch nicht gemerkt hat, dass es inzwischen Herbst ist.

Obwohl streng katholisch, haben die Supermärkte auch am Sonntag geöffnet. Allerdings erst nach der Frühmesse. So konnten wir noch einige Einkäufe tätigen, während die Sonne vom Himmel lachte. Am Nachmittag zog wieder ein Gewitter auf, und zwei zitternde Labradore saßen uns beinahe auf dem Schoß. So schnell hat einen der Alltag wieder.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.