Maze Runner

Am Sonntag war ich mit Freunden im Kino. Inzwischen sehe ich mir ganz gerne mit anderen Leuten einen Film an, nicht nur, weil man sich hinterher darüber unterhalten (und manchmal auch kräftig lästern) kann, sondern auch, weil ich einen festen Termin brauche, um überhaupt ins Kino zu gehen. Mich mit mir selbst zu verabreden, funktioniert nicht, denn ich versetze mich meistens – irgendwas kommt immer dazwischen, und sei es eine Sitzblockade des inneren Schweinehunds.

Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth

Als Thomas (Dylan O’Brien) erwacht, befindet er sich auf einer Lichtung, umgeben von lauter halbwüchsigen Jungs – und kann sich an nichts erinnern. Seit drei Jahren wird jeden Monat ein Junge mit einem Fahrstuhl auf die Lichtung befördert, wo die Gruppe ums Überleben kämpft. Keiner weiß, woher sie kommen oder welches Ziel damit verfolgt wird, sie hier auszusetzen. Und es gibt kein Entkommen, denn die Lichtung liegt inmitten eines riesigen Labyrinths, das in der Nacht von schauerlichen Monstern bevölkert wird. Doch Thomas ist ein Kämpfer und gibt nicht auf …

Man könnte meinen, Die Tribute von Panem ist schuld an dieser Art von Literatur, in der eine Gruppe jugendlicher Helden in einer fernen Dystropie ums Überleben kämpft. Doch mit Der Hüter der Erinnerung kam neulich ein Film ins Kino, dessen Romanvorlage schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Nichtsdestotrotz hat der Erfolg der Hungerspiele eine Menge Leute auf die Idee gebracht, dieses neue Subgenre immer wieder zu beliefern.

Nun also ein geheimnisvolles Labyrinth mit Monstern, die es zu überwinden gilt, um einen Ausweg aus der prekären Lage zu finden. Das Setting ist nicht schlecht, und Regisseur Wes Ball schafft es, einige spannende Szenen zu kreieren. Natürlich ahnt man schon recht bald, worauf die gesamte Geschichte hinauslaufen – und dass es wohl unweigerlich zwei Fortsetzungen geben wird. So ist das Ende wenig überraschend, bemüht sich allerdings, ein paar Emotionen reinzubringen. Es wäre nur schön gewesen, hätten die Macher sich auch um etwas Humor bemüht, denn so schleppt sich vor allem das erste Drittel ein wenig lustlos dahin.

Auch die Metaebene der Geschichte ist interessant, gilt das Labyrinth doch seit eh und je als Symbol für einen verwickelten Reifeprozess, bei dem man scheitern und in die Irre gehen muss, um am Schluss ans Ziel zu gelangen. Wie beim Erwachsenwerden, weshalb es Sinn macht, pubertierende Jungs zu den Stars des Films zu machen. Die Darsteller agieren gut, mit Dylan O’Brien gibt es einen pfiffigen Helden, und auch einige seiner nicht minder begabten Begleiter und Gegenspieler kennt man bereits aus diversen Serien und Filmen. Man folgt der Truppe gerne auf ihrem Weg, so vorgezeichnet er auch ist.

Alles in allem ein nettes, nicht unspannendes Abenteuer, das zwar einige Fragen aufwirft (die naheliegendste: Es gibt ca. 30 halbwüchsige Jungs auf der Lichtung, zu denen plötzlich eine junge Frau gebracht wird – und kein einziger von ihnen interessiert sich für sie?) und es auch mit der Logik hinter der Geschichte nicht so genau nimmt, aber vielleicht warten die Fortsetzungen ja mit neuen Antworten auf, denn die des ersten Teils können nicht wirklich überzeugen.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.